Fingerit
Fingerit ist ein extrem selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu11[O2|(VO4)6],[3] ist also chemisch gesehen ein Kupfer-Vanadat.
Fingerit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1983-064[1] |
IMA-Symbol |
Fgr[2] |
Chemische Formel | Cu11[O2|(VO4)6][3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/B.07 VII/B.07-020 8.BB.80 41.11.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1[4] |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2)[3] |
Gitterparameter | a = 8,16 Å; b = 8,27 Å; c = 8,04 Å α = 107,1°; β = 91,4°; γ = 106,4°[3] |
Formeleinheiten | Z = 1[3] |
Zwillingsbildung | Kontakt- und multiple Zwillinge mit der Rotationsachse [010][5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | nicht definiert |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 4,776[5] |
Spaltbarkeit | nicht definiert |
Bruch; Tenazität | nicht definiert |
Farbe | schwarz, im Auflicht auch mittelgrau |
Strichfarbe | dunkel rötlichbraun |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Fingerit konnte bisher nur in Form mikrokristalliner Aggregate mit hypidiomorphen, isometrischen Kristallen von schwarzer Farbe bei dunkel rötlichbrauner Strichfarbe gefunden werden. Das Mineral ist undurchsichtig und weist einen metallischen Glanz auf.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Fingerit am Vulkan Izalco im Departamento Santa Ana in El Salvador und beschrieben 1985 durch J. M. Hughes und C. G. Hadidiacos, die das Mineral nach Larry W. Finger (* 1940) vom geophysikalischen Laber der Carnegie Institution for Science in Washington benannten, der die Kristallstruktur des Minerals analysierte.
Das Typmaterial des Mineral wurde im National Museum of Natural History und der Carnegie Institution for Science in Washington hinterlegt.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fingerit zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Averievit, Coparsit, Stoiberit und Urusovit die unbenannte Gruppe VII/B.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fingerit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.BB.80 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fingerit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.11.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Kristallstruktur
Fingerit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 8,16 Å; b = 8,27 Å; c = 8,04 Å; α = 107,1°; β = 91,4° und γ = 106,4° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
Fingerit scheidet sich bei etwa 100 bis 200 °C aus vanadiumhaltigen Sublimaten in Fumarolen an basaltischen Vulkankratern ab. Als Begleitminerale treten unter anderem Bannermanit, Chalkanthit, Chalkocyanit, Euchlorin, Shcherbinait, Stoiberit, Thénardit und Ziesit auf.[5]
Bisher (Stand: 2013) konnte das Mineral nur an seiner Typlokalität am Vulkan Izalco in El Salvador gefunden werden.[6]
Siehe auch
Literatur
- John M. Hughes, C. G. Hadidiacos: Fingerite, Cu11O2(VO4)6, a new vanadium sublimate from lzalco volcano, El Salvador: descriptive minerology, In: American Mineralogist, Band 70 (1985), S. 193–196 (PDF; 416,9 kB)
- Larry W. Finger: Fingerite, Cu11O2(VO4)6, a new vanadium sublimate from Izalco volcano, El Salvador: crystal structure, In: American Mineralogist, Band 70 (1985), S. 197–199 (PDF; 337,3 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
- Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 444.
- Webmineral – Fingerite
- Fingerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF; 64,2 kB)
- Mindat – Fingerite