Filmkunsttheater Casino

Das Filmkunsttheater Casino war ein Programmkino in der Innenstadt von Leipzig. Es befand sich am Neumarkt 21–27, Ecke Kupfergasse, im Erdgeschoss des MessehausesDresdner Hof“. Es hatte 496 Plätze[1] und gehörte zu den Spielstätten der Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche.

Das Filmkunsttheater Casino wurde Ende der 1950er Jahre gegründet. Dort liefen unter anderem Filme, die der Bezirksfilmdirektion an der Kasse keine Umsätze brachten[2] und die im üblichen Programm der anderen Kinos in der DDR nicht aufgeführt wurden. Es wurden Werke der internationalen Filmkunst aufgeführt wie Der amerikanische Freund, Auch Zwerge haben klein angefangen und Ginger und Fred sowie wenig gezeigte DEFA-Filme wie Sonnensucher.[3] Regelmäßig fanden Retrospektiven mit Werken bekannter Filmemacher statt.

1962 richtete das Staatlichen Filmarchiv der DDR den ersten Spielort für das sogenannte „Camera-Filmprogramm“ ein, das an die proletarische Volksfilmbewegung der 1920er und 1930er Jahre anlehnen sollte. Das Casino wurde 1968 zur zusätzlichen Spielstätte außerhalb von Berlin.[2]

Im Rahmen des „Camera-Filmprogramms“ des Staatlichen Filmarchivs fanden öffentliche Vorführungen von Filmen des Archivs und DDR-Erstaufführungen internationaler Filme statt. So 1981 Nazarín von Luis Buñuel[4] und 1985 Lektion in Liebe von Ingmar Bergman als Original mit eingesprochener Übersetzung.[5] Es liefen Metropolis, Die Nibelungen, Ein andalusischer Hund, King Kong, Frankenstein, UFA-Filme und klassisches Genrekino. Auch zeigte man Länder- oder Themenprogramme und so Filme von Michelangelo Antonioni, Akira Kurosawa, Ingmar Bergman, Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog und Filme des New British Cinema. Fred Gehler gestaltete als künstlerischer Mitarbeiter das Programm mit und gab vor den Vorführungen eine Einführung.[6]

Die weitere Programmsäule stellte seit 1963 der studentische Filmklub der Universität Leipzig, der durch Verbindungen und Kooperationen mit den ungarischen, polnischen oder tschechischen Kulturinstituten Filme beschaffte.[2] Im „Casino-Club“ fanden Diskussionen und Filmgespräche mit Filmemachern statt. Zusammen mit dem „Filmclub Leipzig“ veranstaltete das Filmkunsttheater Casino ab 1971 die „Leipziger Filmliteraturmesse“ mit Tausch- und Handelsmöglichkeiten für Programme, Filmplakaten, Zeitschriften und Fotos.[7]

1993 wurde das Filmkunsttheater Casino geschlossen.[8] Ein Grund war die gestiegene Mietforderung des Gebäudeeigentümers.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Angaben zum Filmkunsttheater Casino auf geheimtipp-leipzig.de (mit Bild)
  2. Lutz Dammbeck: Besessen von Pop. Schulenburg, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89401-765-1, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Filmzyklus@1@2Vorlage:Toter Link/www.archiv.uni-leipzig.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf archiv.uni-leipzig.de (PDF; 4,49 MB)
  4. Nazarín auf deutsche-kinemathek.de (Memento vom 15. Mai 2014 im Internet Archive) (PDF; 215 kB)
  5. En lektion i kärlek (Memento vom 15. Mai 2014 im Internet Archive) (PDF; 279 kB)
  6. Lutz Dammbeck: Besessen von Pop. Schulenburg, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89401-765-1, S. 26 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Tausihbörse, Neues Deutschland. 12. September 1987
  8. Eiszeit (Memento vom 14. Mai 2014 im Internet Archive) auf mdr.de

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