Festung Silistra
Die Festung Silistra (bulgarisch Силистренска крепост Silistrenska krepost), auf Türkisch Medzhidi Tabiya benannt nach dem osmanischen Sultan Abdülmecid I., unter dessen Regentschaft der jetzige Ausbau erfolgte, ist eine Festung in Bulgarien, am rechten Ufer der hier 2½ km breiten Donau. Die Festung Silistra ist als Nummer 51 unter den 100 nationalen touristischen Objekten Bulgariens aufgelistet, die vom Bulgarischen Tourismusverband erstellt wurde. Sie befindet sich südlich von Silistra.
Die Festung der als Durostorum gegründeten antiken Stadt hatte bereits 971 dem Kiewer Großfürsten Swjatoslaw I. als Rückzugsraum gedient, nachdem dieser den von ihm eroberte Ostteil des bulgarischen Reichs an die Byzantiner verloren hatte. Der nach seiner Kapitulation von den Byzantinern gewährte freie Abzug war an Swjatoslaws Versprechen gebunden, nie wieder den Balkan zu betreten. 1595 wurde die Stadt Silistra von den Türken eingeäschert. 1811 wurde die Festung vom Russischen Reich nach nur fünf Tagen erobert.
Dagegen widerstand sie im Krieg von 1828 bis 1829 einer Belagerung und ergab sich bei der zweiten erst nach sechs Monaten dem russischen General Alexandre Andrault de Langeron.
Die letzte Festung wurde von den Osmanen im Festungsviereck Silistra–Warna–Schumen–Rustschuk zwischen 1841 und 1853 erbaut. Die Errichtung erfolgte nach den Plänen des deutschen Offiziers Helmuth von Moltke, der Silistra 1837 besucht hatte. Der Bau wurde von bulgarischen Baumeistern aus Drjanowo und der Region Silistra geleitet. Insgesamt waren mehr als 300 Bulgaren am Bau tätig, einige von ihnen, die aus der Region Silistra stammten, mussten Zwangsarbeit leisten. Die Befestigung von Silistra bestand ursprünglich aus 11 detachierten Forts, die die Stadt umspannten. Das einzig noch erhaltene Fort trägt den Namen des osmanischen Sultans Abdülmecid I., der den Ort 1847 besucht hat. Sie ist heute noch als „Medschidi Tabija“ (bulg. Меджиди табия) ausgeschildert. Das Fort selbst besteht aus der Kasematte, zwei Pulvermagazinen, einem Polygonalsystem mit zwei Kaponnieren frontseitig und einer rückseitig. Hinzu kam ein geheimer Hohlgang in die Stadt. Damit sie die Baupläne der Festung nicht verraten konnten, wurden die Bauarbeiter nach Fertigstellung nach Anatolien umgesiedelt. Der Baumeister selbst wurde unter Vorspielung seiner Beförderung nach Konstantinopel beordert und dort gehängt.
Im Krimkrieg konnten die russischen Truppen unter Iwan Fjodorowitsch Paskewitsch Silistra 1854 nicht erobern. Zwei Sturmversuche wurden blutig abgeschlagen. Besonders der den Osmanen unterstellte britische Captain Butler zeichnete sich hierbei durch die Verteidigung des Erdwerks Arab-Tabia aus. Der osmanische General Omar Pascha führte am 10. Juni eine Entsatzarmee heran. Die Belagerung von Silistra musste deshalb am 21. Juni, nach 55 Tagen und dem Verlust von 12.000 Mann, von russischer Seite aufgegeben werden.
1877 wurde Silistra von neuem durch die russische Armee umzingelt und nach dem russischen Sieg im Russisch-Türkischen Krieg im Februar 1878 von den Türken geräumt. Die Festungswerke sollten nach dem Berliner Vertrag geschleift werden, waren aber um 1889 noch erhalten.
Das Fort Medjidi Tabia ist heute die am besten erhaltene Festung aus dem ehemaligen Festungsviereck. Dies liegt daran, dass sie über die nachfolgenden Jahre immer als Militärstützpunkt diente. Im Zweiten Weltkrieg lagen hier Einheiten der Wehrmacht. Nach dem Krieg diente die Zitadelle noch bis 1956 der örtlichen bulgarischen Militärakademie. Nach der Wende wurde die Anlage 2003 an einen Waffensammler verkauft, der sie heute in eigener Regie betreibt.
Literatur
- Silistria. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 976.
- Briefe aus dem Hauptquartier oder die Wahrheit über den Krieg in der Krimm. Band I, S. 45.
Weblinks
- Die Festung Silistra, mehrsprachig, auf der Webseite des Eigentümers
- Die Festung Silistra, in Bulgarisch, auf der Seite des bulgarischen Tourismusverbandes