Ferruccio Parri
Ferruccio Parri (* 19. Januar 1890 in Pinerolo; † 8. Dezember 1981 in Rom) war ein italienischer Politiker und, mit dem Spitznamen Maurizio, ein Partisanenchef während des Befreiungskrieges vom nazi-faschistischen Regime in Italien und Präsident des Ministerrats (Ministerpräsident).
Leben
Nach seiner Promotion in Italianistik nahm er am Ersten Weltkrieg teil, unterstützte in den darauffolgenden Jahren als überzeugter Antifaschist verschiedene Widerstandsgruppen und war an den Aktionen der freisozialen Gruppe Giustizia e Libertà, einem Verband, die sich von den Brüdern Carlo und Nello Rosselli anregen ließ, beteiligt. Da er die Auswanderung von Filippo Turati gefördert hatte und wegen seines Antifaschismus verbüßte er viele Jahre im Gefängnis. Während des Befreiungskrieges der Resistenza 1943–45 änderte er seinen Namen in Maurizio um und wurde zu einem Widerstandschef des Partito d’Azione, den er mitgegründet hatte. In den problematischsten Phasen des Widerstandes leitete er das Comitato di Liberazione Nazionale per l’Alta Italia (Nationales Komitee zur Befreiung Oberitaliens CLNAI) und koordinierte das vereinigte Partisanenoberkommando oder Corpo Volontari della Libertà. Am 31. Dezember 1944 wurde Ferruccio Parri in Mailand verhaftet; bei dem Versuch, ihn zu befreien, gerieten auch Edgardo Sogno und weitere Antifaschisten in Gefangenschaft.[1] Parri kam im Rahmen der Operation Sunrise frei.
Nach der Befreiung wurde Parri Ministerpräsident (vom 26. April 1945 zum 24. November im gleichen Jahr) einer nationalen Einheitsregierung, die aus Kommunisten, Azionisten, Christdemokraten, Demolaburisten (Mitgliedern des Partito Democratico del Lavoro), Sozialisten und Liberalen bestand; als die letzteren ihre politische Unterstützung zurückzogen, legte er sein Amt nieder.
In der Nachkriegszeit wurde er zum Sekretär des Partito d’Azione, aber nach dem Absturz dieser Partei in den politischen Wahlen von 1946, bei denen er nicht mehr als 1,5 % der Stimmen gewinnen konnte, verließ er sie, um zusammen mit Ugo La Malfa die Bewegung Concentrazione Democratica mitzugründen. 1948 wurde diese dem Partito Repubblicano Italiano einverleibt. 1953, gemäß der Legge truffa, stieg er aus dem PRI aus und gründete die Unità popolare mit dem Sozialdemokraten Piero Calamandrei, der entscheidend an der Aufhebung des neuen Wahlgesetzes beteiligt war.
Staatspräsident Giuseppe Saragat ernannte ihn 1963 zum senatore a vita (Senator auf Lebenszeit). Er war Teil der Gruppe der Sinistra Indipendente, der er lange Zeit vorstand.
Das Institut zur Geschichte des Widerstandes in der Region Emilia-Romagna in Bologna – Istituto storico Parri – trägt seinen Namen[2], auch die Bibliothek des Istituto nazionale per la storia del movimento di liberazione (INSMLI) in Mailand[3].
Literatur
- Luca Polese Remaggi: Parri, Ferruccio. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 81: Pansini–Pazienza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.
Weblinks
- Eintrag zu Ferruccio Parri. senato.it – I Legislatura 1948–1953 (italienisch)
- Ferruccio Parri auf Camera dei Deputati – Portale storico (italienisch)
- Parri, Ferruccio. In: Enciclopedia on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 15. November 2021.
- Veröffentlichungen von und über Ferruccio Parri. OPAC des Servizio Bibliotecario Nazionale
- Normeintrag über Ferruccio Parri. Servizio Bibliotecario Nazionale
Einzelnachweise
- Charles F. Delzell: I nemici di Mussolini. Storia della Resistenza armata al regime fascista. Rom 2013 (englischsprachiges Original 1961), S. 394.
- https://www.istitutoparri.eu
- https://www.insmli.it/parrimilano