Ferdinand Schichau
Ferdinand Gottlob Schichau (* 30. Januar 1814 in Elbing, Westpreußen (heute Elbląg); † 23. Januar 1896 ebenda) war ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur, Unternehmer und Gründer der Schichau-Werke.
Leben
Nach einer Schlosserlehre studierte Ferdinand Schichau von 1832 bis 1835 Ingenieurwissenschaften an der Berliner Gewerbeakademie. Nach Studienaufenthalten in Großbritannien und im Rheinland kehrte er nach Elbing zurück. Dort gründete er 1837 die Schichau-Werke, die als Maschinenbauanstalt hydraulische Maschinen, Bagger und Lokomotiven herstellten. Die mit einer von Schichau produzierten Dampfmaschine ausgerüstete Borussia war 1855 Deutschlands erstes Schiff mit Propeller-Antrieb. Schichau baute in Elbing auch ausgedehnte Arbeitersiedlungen.
1872 errichtete er die Elbinger Schichau-Werft. 1889 baute Schichau eine Reparaturwerft in Pillau, dem Seehafen von Königsberg i. Pr. Aufgrund der guten Auftragslage entstand 1890 in Danzig eine weitere große Werft, die Danziger Schichau-Werft. Bauen und warten konnte Schichau dort auch größere Schiffe, für die der Hafen von Elbing nicht tief genug gewesen wäre.
Ferdinand Schichau führte seit 1872 den Ehrentitel eines Kommerzienrats (nach anderen Angaben[1] bereits 1860), seit 1887 den eines Geheimen Kommerzienrats. 1887 wurde er auch Ehrenbürger der Stadt Elbing. Im Jahr 1894 wurde er mit der Grashof-Denkmünze des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), dem er seit 1857 mit der Mitgliedsnummer 302 angehörte,[2] ausgezeichnet.
Ferdinand Schichau war seit 1843 mit Juliane (1817–1893), geborene Harting, verheiratet. Das Ehepaar hatte einen Sohn und vier Töchter. Zwei Töchter verstarben bereits vor Vollendung ihres zweiten Lebensjahres.[3] Eine Tochter war die Pianistin und Organistin Elisabeth Schichau[4]. Schichau starb eine Woche vor seinem 82. Geburtstag, sein Schwiegersohn Carl Ziese führte das Unternehmen weiter.
Schichau-Denkmal in Elbing
Die Werftangehörigen errichteten vor dem Hauptgebäude in Elbing ein Denkmal mit der Inschrift: „IHREM VEREHRTEN CHEF. DIE BEAMTEN UND ARBEITER“. Das von dem Berliner Bildhauer Wilhelm Haverkamp geschaffene Denkmal wurde am 18. November 1900 eingeweiht. Auf einem hohen Sockel befindet sich das Schichau-Standbild, zur Linken des Sockels reicht ihm ein stehender Arbeiter mit geschultertem Hammer einen Lorbeerkranz, zur Rechten sitzt die Muse Klio mit einem Modell des Schiffs Borussia in ihrer Hand. Die Klio-Figur wurde als Logo in den Briefkopf der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt aufgenommen.
Literatur
- Eberhard Westphal: Ein ostdeutscher Industriepionier. Ferdinand Schichau in seinem Leben und Schaffen. Essen : West-Verlag 1957.
- Franz Maria Feldhaus: Schichau, Ferdinand. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 6 f.
- Schichau, Gottlob Ferdinand. In: Altpreußische Biographie. Band 2, Marburg 1967, S. 606.
- Lars U. Scholl: Schichau, Gottlob Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 721 f. (Digitalisat).
- Helga Tödt: Die Krupps des Ostens. Schichau und seine Erben: Eine Industriedynastie an der Ostsee. Pro Business, Berlin, 2012, ISBN 978-3-86386-345-6
Weblinks
- Schichau, Ferdinand. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
Einzelnachweise
- Ferdinand Schichau †. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 40, Nr. 8, 22. Februar 1896, S. 193–194.
- Angelegenheiten des Vereins. In: Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Band 2, Nr. 1/2, 1858, S. 4.
- Eberhard Westphal: Ferdinand Schichau. In: Fritz Pudor (Hrsg.): Elbinger Hefte. Heft 19/20, West-Verlag, Essen 1957, DNB 455495165, S. 108–111.
- Jannis Wichmann, Freia Hoffmann, Art. „Schichau, Elisabeth“. In: Lexikon „Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts“, hrsg. von Freia Hoffmann, 2014/2023.