Feieromd

Feieromd ist eines der bekanntesten Volkslieder des Erzgebirges. Es stammt aus der Feder des Volksdichters Anton Günther und entstand im Jahr 1903.

Feieromd, Liedpostkarte Nr. 36 (nach 1903)
Feierobnd, Liedpostkarte (nach 1945)

Der in erzgebirgischer Mundart verfasste Text ist in vielerlei Umschriften verbreitet. Der Autor Anton Günther selbst schrieb den Titel zunächst Feieromd, später Feierohmd, und glättete ihn für die Buchausgabe seiner Lieder[1] letztlich zu Feierobnd.[2][3]

Das Lied thematisiert den Feierabend. In den Strophen wird die Umgebung und das Befinden beschrieben. Es wird häufig auf Trauerfeiern im Erzgebirge gespielt. Oft wird in der letzten Strophe das Wort Grab durch Wald ersetzt.

Das Lied war der Namensgeber der Feierohmd-Schau in Schwarzenberg 1937/38.

Text

1. Da Sonn steicht hentern Wald drüben nei,
besaamt da Wolkn rut,
a jeder lecht sei Warkzeich hie
on schwenkt zen Gruß sän Hut.

[Refrain:] ’s is Feieromd ’s is Feieromd
’s Tochwark is vullbracht,
’s gieht alles seiner Hamit zu,
ganz sachta schleicht da Nacht.

2. On üwern Wald a Vöchela
Fliecht noch sän Nastl zu.
Ven Därfl drübn a Glöckl klengt,
Dos maant: lecht eich ze Ruh.

Refr.: ’s is Feieromd usw.

3. Do zieht’s wie Friedn dorch de Brust,
’s klengt als wie a Lied,
Aus längst vergangina Zeitn rauscht’s
Gar hamlich dorch’s Gemüt.

Refr.: ’s is Feieromd usw.

4. Gar manichs Harz hot ausgeschlogn,
Verbei is Sorch on Müh’,
On üwern Grob ganz sachta zieht
A Rauschn drüwer hie.

Refr.: ’s is Feieromd usw.

1. Die Sonne steigt hinterm Wald drüben nieder,
besäumt die Wolken rot,
ein Jeder legt sein Werkzeug hin
und schwenkt zum Gruß seinen Hut.

’s ist Feierabend, ’s ist Feierabend,
das Tagwerk ist vollbracht,
’s geht alles seiner Heimat zu,
ganz sachte schleicht die Nacht.

2. Und überm Wald ein Vögelein
fliegt nach seinem Nestchen zu.
Vom Dörfchen drüben ein Glöcklein klingt,
das mahnt: legt euch zur Ruh.



3. Da zieht’s wie Frieden durch die Brust,
es klingt so wie ein Lied,
aus längst vergangnen Zeiten rauscht’s
gar heimlich durch’s Gemüt.



4. Gar manches Herz hat ausgeschlagen,
vorbei ist Sorg und Müh,
und überm Grab ganz sachte zieht
ein Rauschen drüber hin.


Melodie

Die Melodie ist im Folgenden in der ursprünglichen Fassung mit mehreren Taktwechseln wiedergegeben. In späteren Fassungen ist der Rhythmus oft zu einem durchlaufenden 4/4-Takt geglättet.[4]


\relative c' {\key f \major \time 4/8 \tiny \autoBeamOff
\partial 8 c8 | f f a8. g16 | f8 c f8. g16 | a8 f c'8. a16 | g4 r8 c,8 |
g'8. g16 a8 bes | c a f8. g 16 | \times 2/3 { a4 a8 } \times 2/3 { g8[ d] e } | f4 r8. c16 \bar "||"
\time 3/4 g'8. f16 e4. c8 | a'8. g16 f4. a8 | c4. a8 \times 2/3 { f8[ g] a } | g2 r8 c,8 | 
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}
\addlyrics {
De Sonn steigt hin -- nern Wald drübn nei,
be -- saamt de Wol -- ken rut,
a je -- der legt sei Wark -- zeig hie
un schwenkt zen Gruß senn Hut.

’s_is Fei -- er -- obnd, ’s_is Fei -- er -- obnd;
es Tog -- werk is voll -- bracht,
’s_gieht al -- lis sei -- ner Haa -- mit zu,
ganz sach -- te schleicht de Nacht.
}

Rezeption

In Erich Loests 1995 verfilmten Buch Nikolaikirche wird die lokale Beliebtheit dieses Liedes neben der von Dar Vuglbärbaam und der Erzgebirgshymne von der Staatsmacht spöttisch auf „lokale Inzucht und Jodmangel“ zurückgeführt, die „dort oben massenhaft Kretins hervorgebracht“ hätten.[5]

Die bayerische Musik- und Satiregruppe Biermösl Blosn hat das Lied in ihrem kapitalismuskritischen Lied Orgie im Banktresor verarbeitet.

Literatur

  • Gerhard Heilfurth: Der erzgebirgische Volkssänger Anton Günther: Leben und Werk. 9. Auflage. Sachsenbuch, Leipzig 1994, ISBN 3-910148-89-1.
  • Gerhard Heilfurth, Isolde Maria Weineck (Hrsg.): Hundert Lieder mit Melodien des erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther. Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1983, ISBN 3-923293-03-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: 's is Feierobnd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Feieromd – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Anton Günther (Hrsg.): Vergaß dei Hamit net! – Ant. Günthers Lieder aus dem Erzgebirge. Im Selbstverlage, Gottesgab 1911.
  2. Erwin Günther: Gedanken zur Mundartschreibung. In: Unsere Heimat. Monatsblätter, hrsg. vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschland, 1962, Heft 11, ZDB-ID 999722-2, S. 13 f.
  3. Dieter Herz: »Su aafach, wie mei Haamit is, su aafach is mei Gemüt«. Annäherungen an Anton Günther im Lichte einiger Rezeptionsstrategien. In: Michael Simon, Monika Kania-Schütz, Sönke Löden (Hrsg.): Zur Geschichte der Volkskunde: Personen, Programme, Positionen (= Volkskunde in Sachsen, Bände 13–14). Thelem, Dresden 2002, ISBN 3-935712-05-7, S. 179–202 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gerhard Heilfurth, Isolde Maria Weineck (Hrsg.): Hundert Lieder mit Melodien des erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther. Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1983, ISBN 3-923293-03-8, S. 64 u. 115 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Erich Loest: Nikolaikirche. Steidl, Göttingen 1995, ISBN 3-88243-382-5, S. 316 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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