Farbiger
Unter Farbigen versteht man nicht-weiße Menschen. Der Begriff entstammt rassistischen Ansichten[1] und historischen Rassentheorien. Er wird heute als problematisch angesehen. Besondere Bedeutung hatte und hat er in allen kolonialen Systemen, besonders der Rassentrennung.[2] Als Selbstbezeichnung war er nach einigen Auffassungen nie verbreitet.[3]
Zum einen bezeichnet der Ausdruck speziell Personengruppen mit erkennbar dunkler Hautfarbe, als Synonym für den Ausdruck Schwarze, diverse Gruppen Indiens oder Aborigines. In weiterem Sinne bezeichnet er Personen, die nicht hellhäutig („weiß“) sind, also alle Nichteuropäer (und deren Nachfahren weltweit), in noch weiterem Sinne auch Südeuropäer dunkleren Einschlags, womit der Begriff in den Kontext der Arier-Rassentheorie gerät. Dazu kommen dann Aspekte der „Mischlingsfrage“, sodass man auf Definitionen wie „eine braune oder schwarze Hautfarbe habend“ oder erweitert „eine braune, schwarze, rote oder gelbe Hautfarbe habend“ kam[4], wo sich neben der „schwarzen Rasse“ auch die „gelbe“ der „Asiaten“ und „rote“ der „Indianer“ findet, allesamt ebenfalls überkommene Konzepte des 18. und 19. Jahrhunderts.
Verwandte Ausdrücke:
- Person of colour (Plural: people of colour) heute im deutschsprachigen Raum im politischen Diskurs eine gängige Selbstbezeichnung[5][6][7]
- Colored in den USA, anfangs speziell Afroamerikaner und „Mischlinge“, auch „Indianer“ (Native Americans), später auch dunklere Latinos (Lateinamerikaner), worunter neben den dort „Mulatten“ genannten europäisch-afrikanischen auch die „Zambo“ genannten afrikanisch-indianischen „Mischlinge“ zählen
- Coloured, Kleurlinge, Cape Coloured, Bruinmense, Bruin Afrikaners im Südafrika speziell für Menschen mit indigenen oder anderen Vorfahren differenzierter ethnischer, familiärer Wurzeln (in Unterscheidung zu Blacks/Black Africans, Whites und Indians/Asians, siehe Demografie Südafrikas[8]).[9][10][11] In Südwestafrika/Namibia hatte sich durch Einwanderung aus der Kapprovinz und von Walvis Bay diese Gruppenbezeichnung verbreitet.[12]
- Sichtbare Minderheiten in Kanada als „Personen, die weder Ureinwohner noch von kaukasischer Abstammung oder weißer Hautfarbe sind“. Erwähnt unter anderem im Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz (Employment Equity Act) von 1996.[13]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Aníbal Quijano: Kolonialität der Macht, Eurozentrismus und Lateinamerika. Turia + Kant, Wien / Berlin 2016, S. 27.
- Der braune Mob e. V.: Informationen für Journalisten zum korrekten sprachlichen Umgang mit rechtsextremistischen oder rassistisch motivierten Straftaten. 2006, abgerufen am 25. Mai 2017.
- Daniel Bartel, Doris Liebscher, Juana Remus: Rassismus vor Gericht: weiße Norm und Schwarzes Wissen im deutschen Recht. In: Karim Fereidooni, Meral El (Hrsg.): Rassismuskritik und Widerstandsformen. Springer, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14720-4, S. 362 Anm. 3.
- vergl. farbig, Duden Rechtschreibung online, abgerufen 6. Oktober 2013
- Constantin Wagner: Wer ist „wir“? In: Miriam Aced, Tamer Düzyol, Arif Rüzgar, Christian Schaft (Hrsg.): Migration, Asyl und (post-)migrantische Lebenswelten in Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven migrationspolitischer Praktiken. Lit, Berlin 2014, ISBN 978-3-643-12463-0, S. 174. 179.
- Susan Arndt: Die 101 wichtigsten Fragen – Rassismus. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-67765-6, S. 97.
- Tupoka Ogette: exit RACISM. rassismuskritisch denken lernen. Unrast, Münster 2017, ISBN 978-3-8977-1230-0, S. 15–18.
- Statistics South Africa: Education. auf www.statssa.gov.za (englisch)
- South African Government: South Africa's people. auf www.gov.za (englisch), abgerufen am 14. März 2021.
- Henry Sonnabend: Population. In: Ellen Hellmann, Leah Abrahams (Hrsg.): Handbook on Race Relations in South Africa. Cape Town / London / New York, Oxford University Press, 1949, S. 5–7.
- Christoph Marx: Südafrika. Geschichte und Gegenwart. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2012, S. 225
- Ruth First: South West Africa. Penguin Books, Middlesex 1963, S. 48.
- Ethnische Zugehörigkeit von Jennifer Elrick auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 7. November 2020