Fannie Hurst
Fannie Hurst (* 19. Oktober 1889 in Hamilton, Ohio; † 23. Februar 1968 in New York City) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde sie durch eine große Anzahl von Romanen und Kurzgeschichten, von denen einige mit großem Erfolg verfilmt wurden. Zu ihren berühmtesten Werken zählen Back Street, Imitation of Life und Humoresque.
Leben
Fannie Hurst wuchs in St. Louis als zweites Kind einer deutsch-jüdischen Einwanderer-Familie auf. Ihre ältere Schwester starb bei einem Unfall. Ihr Vater, Samuel Hurst, war in den 1860er Jahren nach Amerika ausgewandert und ein erfolgreicher Schuh-Hersteller geworden. Ihre Mutter, Rose Koppel, wuchs auf einer Farm in Ohio auf.
Die Erziehung Fannies wurde von den Eltern streng überwacht. Sie galt als frühreif und ausgesprochen intelligent. In der High School begann sie zu schreiben und reichte ihre Geschichten bei den nationalen Zeitungen ein, unter anderem bei der The Saturday Evening Post und bei Reedy's Mirror. Im Jahre 1909 promovierte Hurst an der Washington University in St. Louis und im Jahr darauf feierte sie ihren ersten literarischen Erfolg mit der Veröffentlichung der Geschichte It’s not Wonderful Life. Gegen den Willen ihrer Eltern ging sie nach New York City, um an der Columbia University zu studieren. Ohne finanzielle Unterstützung von ihren Eltern arbeitete Hurst als Kindermädchen, Kellnerin und verkaufte kleinere Geschichten an verschiedene Magazine. Im Jahr 1915 heiratete sie heimlich den russischen Pianisten Jacque Danielson (1885–1952), die Ehe wurde erst um 1920 öffentlich bekannt. In den 1930er Jahren unterhielt sie eine langjährige Affäre mit dem kanadischen Polarforscher Vilhjálmur Stefánsson.
Hurst gehörte zu den ersten Mitgliedern der von Ruth Hale gegründeten Frauenorganisation Lucy Stone League, deren Ziel es unter anderem war, dass Frauen nach der Heirat ihren Geburtsnamen behalten können. Unter den Mitbegründerinnen waren unter anderem Jane Grant, Ehefrau von Harold Ross, und Beatrice Kaufman, Ehefrau des Dramatikers George Simon Kaufman. Weitere Mitglieder waren Neysa McMein, Janet Flanner, Franklin Pierce Adams, Solita Solano, Anita Loos und Blanche Oelrichs. In den folgenden Jahren engagierte sie sich zusammen mit ihrer Freundin Eleanor Roosevelt in mehreren sozialen Organisationen, darunter in der National Urban League, National Advisory Committee, Works Progress Administration und in der Weltgesundheitsorganisation (englisch World Health Organization, WHO).
Fannie Hurst starb 78-jährig nach kurzer Krankheit in ihrer Wohnung im Hotel des Artistes in New York City. Nach Bekanntwerden ihres Todes veröffentlichte die New York Times einen Nachruf auf ihrer ersten Seite. Hurst schrieb zwischen 1909 und 1968 achtzehn Romane und mehr als 300 Kurzgeschichten, aber auch Theaterstücke, Drehbücher, Memoiren, Essays und Zeitungsartikel. Ihre Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt, und zwischen 1918 und 1961 wurden ihre Geschichten und Romane zur literarischen Vorlage von fast 30 Filmen.
Imitation of Life wurde 1934 erstmals mit Claudette Colbert unter dem Titel Frauen am Scheidewege und erneut 1959 unter dem gleichen Titel mit Lana Turner in der Hauptrolle verfilmt. Weitere Adaptionen erfolgten zum Beispiel von Back Street (1932, 1941, 1961), Four Daughters (1938) Five and Ten (1931) sowie von Humoreske (1920, 1946).
Werke (Auswahl)
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Verfilmungen (Auswahl)
- 1932: Seitenwege des Lebens (Back Street) – Regie: John M. Stahl
- 1934: Frauen am Scheidewege (Imitation of Life) – Regie: John M. Stahl
- 1938: Vater dirigiert (Four Daughters) – Regie: Michael Curtiz
- 1941: Seitenstraße (Back Street) – Regie: Robert Stevenson
- 1946: Humoreske (Humoresque) – Regie: Jean Negulesco
- 1955: Man soll nicht mit der Liebe spielen (Young at Heart) – Regie: Gordon Douglas
- 1958: Solange es Menschen gibt (Imitation of Life) – Regie: Douglas Sirk
- 1960: Endstation Paris (Back Street) – Regie: David Miller
Literatur
- Susan Koppelman: The Stories of Fannie Hurst. The Feminist Press at Cuny, 2004, ISBN 1-55861-483-4.
- Brooke Kroeger: Fannie: The Talent for Success of Writer Fannie Hurst. Crown Publishing Group, 1999, ISBN 0-8129-2497-5.
- Fannie Hurst: Anatomy of Me: A Wonderer in Search of Herself. Doubleday, New York 1958, ISBN 0-405-12843-6.
- Gísli Pálsson: Travelling Passions: The Hidden Life Of Vilhjalmur Stefansson. University Press of New England, Lebanon 2005, ISBN 1-58465-510-0.
- Robert Shulman: Romany Marie: The Queen of Greenwich Village. Butler Books, Louisville 2006, ISBN 1-884532-74-8.
Weblinks
- Literatur von und über Fannie Hurst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Stories of Fannie Hurst (englisch)
- Biografie - Fannie Hurst (englisch)