Familie Wöhler auf Mallorca
Familie Wöhler auf Mallorca ist eine deutsche Tragikomödie von David Gruschka aus dem Jahr 2019.
Handlung
Der auf Mallorca lebende pensionierte Metzger Helmut Wöhler lädt seine Familie zu einer gemeinsamen Wanderung in die Serra de Tramuntana ein. Die Familie möchte sich während ihrer mehrtägigen Wanderung aussprechen, sowohl Helmut als auch sein Sohn Klaus, der die familiäre Metzgerei fortführt, haben eine Mitteilung zu machen.
Klaus reist mit seiner Tochter Stefanie an. Er vermutet und hofft, dass sein Vater ihm die Metzgerei noch zu Lebzeiten überschreiben will. Doch Helmut hat vor, eine Hypothek aufzunehmen und das Familienunternehmen als Sicherheit zu beleihen. Klaus hingegen plant, die Metzgerei zu verkaufen, da er ein sehr gutes Angebot bekommen hat, und dies will er seinem herzkranken Vater schonend beibringen. Ein wenig befürchtet er aber auch, dass der Vater vielleicht wieder nach Deutschland zurückkommen will, was ihm überhaupt nicht gefallen würde.
Die Lage vor Ort gestaltet sich als heikel, da sich Vater und Sohn mächtig in der Wolle haben, als für Klaus völlig unerwartet sein in die USA ausgewanderter Sohn Mark zu ihnen stößt. Helmut hat seinen Enkel aber extra eingeladen, damit sich sein Sohn mit ihm wieder versöhnen soll. Doch Klaus verlässt wütend die Gruppe, kommt aber schon bald wieder zurück, und Helmut besteht auf ihrer gemeinsamen Tour, die sie über die halbe balearische Insel führen soll.
Nach dem ersten Tag, der fast ausschließlich von Streitigkeiten und Helmuts spitzen Bemerkungen bestimmt war, nächtigen Helmut und Klaus in einem Refugi. Mark zieht es vor, mit seiner Schwester ein vernünftiges Hotel im Ort zu beziehen. Auch am zweiten Tag der Wanderung ist von Familienfrieden nicht viel zu spüren. Zudem ist sich Klaus sicher, dass sein Vater sich ein wenig verirrt hat. Doch wie es aussieht, hatte Helmut ganz gezielt einen anderen Weg eingeschlagen, um seine Familie an einen ganz bestimmten Ort zu führen: zu seiner neuen Frau Carla, die hier draußen wohnt. Klaus fürchtet sofort um sein Erbe und ist erst recht verärgert, als er von seinem Vater hört, dass dieser eine Hypothek auf die Metzgerei aufnehmen will, um für sich und Carla eine Finca zu kaufen. Klaus hält seinen Vater für übergeschnappt und eröffnet ihm seinerseits, dass dies gar nicht möglich sei, weil die Metzgerei so gut wie verkauft wäre. Mitten in ihren Streit platzt nun Stephanies Überraschung: Ihr farbiger Freund Noah stellt sich der Familie vor und schließt sich ihrer Wanderung an.
Am dritten Tag der Wanderung will der 82-jährige Helmut seine Familie auf den Gipfel eines Berges führen, wo ihn allerdings eine Kreislaufschwäche ereilt. Da sich alle große Sorgen machen, muss Helmut ihnen nun die Wahrheit über seine angeblichen Herzprobleme sagen. Die hat er ihnen vorgespielt, um die Familie überhaupt zu sich zu locken. So ist nun für alle die Stunde der Wahrheit gekommen. Helmut muss sich anhören, dass sein Sohn noch nie Metzger werden wollte und schon seit einem Jahr den unrentablen Betrieb aufgegeben hat, um die dazugehörende Gaststätte ordentlich betreiben zu können. Stephanie erklärt, dass nach Mark auch sie aus dem „Familienknast“ ausbrechen will, um mit ihrem Noah in Berlin ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Patriarch Helmut will das alles nicht hören und besteht darauf trotzdem seine Finca zu kaufen. Alle rennen auseinander und während sich Helmut nur den Fuß verstaucht, stürzen Klaus und Mark so unglücklich, dass sie von der Bergwacht gerettet werden müssen. Dabei sprechen sich Vater und Sohn endlich aus und als Klaus erfährt selbst bald Großvater zu werden, ist er sichtlich gerührt und das erste Mal stolz auf seinen Sohn.
Zurück im Familienkreis eröffnet Klaus seinem Vater eine Idee: Bei aller Metzger-Tradition sollten sie diese begraben, wenn doch niemand damit glücklich ist. Wenn sie den gesamten Wöhlerhof verkaufen, würde das Geld für alle reichen. Klaus will sich zukünftig der Schweinezucht widmen und, anstatt die Tiere zu schlachten, alte Schweinerassen vor dem Aussterben bewahren. Helmut ist erstaunlicherweise einverstanden und so feiern sie am Abend alle gemeinsam ein fröhliches Fest. Helmut stellt zufrieden fest, dass Zukunft doch besser ist als Tradition.
Hintergrund
Familie Wöhler auf Mallorca wurde unter dem Arbeitstitel Mallorca – Reise ins Leben: Der Weg über das Tramuntana-Gebirge vom 7. September 2017 bis zum 6. Oktober 2017 auf dem nordwestlichen Gebirgszug Mallorcas, der Serra de Tramuntana, gedreht. Produziert wurde der Film von der Ariane Krampe Filmproduktion GmbH.[1] Der Film ist nach Kilimandscharo – Reise ins Leben aus dem Jahre 2017 ein weiterer Film der ARD-Freitagsreihe „Reise ins Leben“.
Kritik
Rainer Tittelbach von tittelbach.tv fasste zusammen: „Familie Wöhler auf Mallorca“ „ist eine Komödie, die sich auf den zweiten Blick auch als Tragikomödie lesen lässt: ein rabiater Patriarch, sein Sohn, ein 60jähriges Kind, dessen Tochter, Mitte 30, die zudem noch Ersatz-Frau und Mama spielen muss, außerdem ihr Bruder, das schwarze Schaf – die Konflikte dieser Familie lassen sich durchaus ernst nehmen. Es geht um den Erwartungsdruck, den die jeweils ältere Generation auf die nächstjüngere ausübt. Und die Wöhlers sind immer für eine Überraschung gut. Weil das so ist und weil es dem Autoren-Duo Hinter/Cantz so vorzüglich gelingt, diese Überraschungen über die 90 Minuten dramaturgisch klug zu verteilen, besitzt der Film nicht nur einen hohen Spaßfaktor, sondern auch eine gute innere ‚Spannung‘. David Gruschkas temporeiche, frische Inszenierung unterscheidet sich von den Bildern handelsüblicher Schönwetterformate. Buch & Regie bilden eine kongeniale Einheit, die Erzählökonomie ist 90 Minuten lang oberstes Gebot. Und die Schauspieler sind einfach perfekt in ihren Rollen.“[2]
Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV Spielfilm zeigten mit dem Daumen zur Seite und resümierten in ihrem Online-Bewertungsvideo: „Abgesehen von einigen ehrlichen Gedanken über Generationen und Traditionen bleibt die ‚Zerstrittene Sippe erwandert sich ihr Seelenheil‘-Story fußlahm bis peinlich klischeehaft. Die Landschaft ist herrlich.“[3]
Frank Feldmeier von der Mallorca Zeitung schrieb: „Hört man sich jetzt die Dialoge an oder betrachtet man die Gegend? Es sind zwei Welten, die da […] aufeinanderprallten – die Tramuntana-Landschaft mit ihren Trockensteinmauern, Olivenbäumen, Ziegen und Mönchsgeier einerseits, die Endlos-Streitereien der deutschen Metzger-Familie über die Wahrung der Tradition und die enttäuschten Erwartungen andererseits. Schimpfend und grollend wandert sie durch die Mallorca-Kulisse und hält sich dabei an alle Regeln der öffentlich-rechtlichen Familienunterhaltung, inklusive Happy End.“ „Die Tramuntana als feindliche Steppenlandschaft, in der sich die Familienmitglieder verirren, die Füße verstauchen, ums Erbe streiten und duellieren – das entschädigt für andere Schwächen des Films.“[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Familie Wöhler auf Mallorca bei crew united, abgerufen am 8. März 2021.
- Gwisdek, Krassnitzer, Ulrich, Hinter/Cantz, Gruschka. Eine Komödie, die es ernst meint bei tittelbach.tv, abgerufen am 29. November 2020.
- Familie Wöhler auf Mallorca. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
- Familie Wöhler auf Mallorca in der MZ-Kritik bei mallorcazeitung.es, abgerufen am 29. November 2020.