Fahrhaube

Die Fahrhaube,[1] auch Berghaube,[2] Bergkappe oder Fahrkappe genannt,[3] ist Bestandteil der traditionellen Bergmannstracht.[4] Sie besteht aus weißem Stoff (Leinen) und diente früher dem Schutz des Bergmanns bei der Fahrung unter Tage.[5]

Mittelalterliche Bergleute bei der Fahrung (nach Agricola)

Grundlagen und Geschichte

Bereits in der Bronzezeit trugen die Bergleute im Hallstädter Salzbergbau kegelförmige Mützen aus vernähten Lederstücken. In der Eisenzeit trug man dann Zipfelmützen aus Schaffell, bei denen die Fellseite nach innen getragen wurde.[6] Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte entstanden so unterschiedliche Formen und Arten der Bergmannstracht, zu der auch die Fahrhaube zählte.[7] Im ausgehenden Mittelalter trugen die Bergleute überwiegend Kittel mit spitzen Kapuzen,[ANM 1] die mit dem Kittel eine Einheit bildeten.[8] In einigen Bergbauregionen trug man den Gugel abgelöst vom Kittel als separate Kopfbedeckung.[9] Aus der Kapuze entwickelte man dann die Fahrhaube, die schon sehr früh im Mittelalter neben dem Gugel als Kopfbedeckung genutzt wurde.[1] Im weiteren Verlauf der Jahre entwickelten sich dann verschiedene bergmännische Kopfbedeckungen.[8] Später wurde die Fahrhaube vom Fahr- oder Schachthut abgelöst,[9] von dem dann die Entwicklung über Leder- und Gummikappen oder -helme[10] bis hin zu den heutigen Arbeitsschutzhelmen führte.[8]

Aufbau und Trageweise

Die Fahrhaube bestand aus weißen Leinenstoff und war haubenartig geformt.[3] Es gab auch Hauben, die dreieckig geformt waren.[2] An der Haube befanden sich oftmals lange Schleifen.[3] Diese dienten in der Regel zur Verzierung der Fahrhaube.[2] Die Bänder ließ der Bergmann entweder auf die Schulter herabhängen oder band sie am Hinterkopf zusammen.[4] Eine weitere Variante war, dass er die Bänder auf den Rücken herabhängen ließ.[2] Die gewöhnlichen Bergleute trugen früher nur eine einfache Fahrhaube.[1] Später trugen sie dann eine Kappe aus gewalktem grünen Moosfilz.[8] Die Bergbeamten und Bergbedienten[ANM 2] trugen über ihrer Fahrhaube eine Schachtmütze oder einen Schachthut.[1] Anstelle der Fahrhaube wurde auch, je nach Region, ein einfaches als Fahrtuch bezeichnetes Tuch darunter getragen.[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. A. von Heyden (Hrsg.): Blätter für Kostümkunde. Historische und Volks-Trachten. Neue Folge, zweiter Band, beschreibender Theil, Franz Lipperheide, Berlin 1881, S. 77–82.
  2. Ernst Schneider: Bergwörterbücher als volkskundliche Quelle. In: Verein für Volkskunde in Wien. Leopold Schmidt, Hans Koren, Franz Lipp, Oskar Moser, Josef Ringler: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Band 70, Im Selbstverlag des Vereines für Volkskunde, Wien 1967, S. 26, 27.
  3. Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
  4. Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
  5. Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg-und Hütten-Lexikon. Oder alphabetische Erklärung aller bei dem Berg- und Hüttenwesen vorkommenden Arbeiten, Werkzeuge und Kunstwörter; Aus dem vorzüglichen mineralogischen und hüttenmännischen Schriften gesammelt und aufgestellt, Erster Band, A - L, in der Kleefeldschen Buchhandlung, Leipzig 1805.
  6. Gabriele Russ-Popa: Der Gebrauch von Schaffell in der mitteleuropäischen urgeschichtlichen Bekleidung. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften: Ann. Naturhistorisches Museum Wien, Serie A, Wien 2018, S. 164–166, 168.
  7. Georg Schreiber: Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur. In: Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Band 21, im Auftrag des Ministerpräsident herausgegeben, Springer Fachmedien GmbH, Wiesbaden 1962, ISBN 978-3-663-00242-0, S. 514.
  8. Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4, S. 44, 45.
  9. Otto Spitzbarth: Von den Bergmännischen Trachten im Mansfelder Kupferschieferbergbau 1200–1950. Sangerhausen 1978, S. 2–4, 6.
  10. Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute Helbra e. V. (Hrsg.): Was ein Mansfelder Bergmann wissen musste. Helbra, S. 9.
  11. Stephan Schmidt-Brücken: Das Bergamtschor in der Kirche zu Scheibenberg. In: Bergglöckchen. Zeitschrift des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V. (Hrsg.), Heft 1 / 2007, S. 8.

Anmerkungen

  1. Um die so gekleideten Bergleute, die zudem noch zweckmäßigerweise, bedingt durch die Anforderungen der damals sehr niedrigen Stollen, von nicht so großer Statur waren, entwickelten sich mehrere Sagen und Märchen. Dort wird dann erzählt von seltsam gekleideten Zwergen mit Zipfelmützen und Kitteln, die in den Bergen nach Erzen graben. (Quelle: Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz.)
  2. Als Bergbediente bezeichnete man die bei den Bergwerken tätigen Beamten wie den Steiger und den Schichtmeister. (Quelle: Lorenz Pieper: Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier.)
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