FS 680
Die Dampflokomotiven der Gattung FS 680 der Ferrovie dello Stato Italiane (FS) waren Schlepptenderlokomotiven für leichte Schnellzüge mit einem Nassdampf-Vierzylinder-Verbundtriebwerk. Die verwendete Achsfolge 1’C1’ wird als Prairie bezeichnet. Gebaut wurden 149 Lokomotiven und zwei ansonsten baugleiche Vierzylinder-Heißdampflokomotiven mit ebenfalls zweistufiger Dampfdehnung.
FS 680 | |
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FS 680.037 in Pietrarsa | |
Anzahl: | 149+2 |
Hersteller: | Breda, Ansaldo, Schwartzkopff |
Baujahr(e): | 1907–1909 |
Bauart: | 1’C1’ n4v |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 19.740 mm |
Fester Radstand: | 8.450 mm |
Dienstmasse mit Tender: | 110,5 t |
Radsatzfahrmasse: | 15,0 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 110 km/h |
Indizierte Leistung: | 1100 PS |
Kuppelraddurchmesser: | 1.850 mm |
Treibraddurchmesser: | 1.850 mm |
Laufraddurchmesser vorn: | 960 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 1220 mm |
Zylinderanzahl: | 4 |
HD-Zylinderdurchmesser: | 360 mm |
ND-Zylinderdurchmesser: | 590 mm |
Kolbenhub: | 650 mm |
Kesselüberdruck: | 16 bar |
Rostfläche: | 3,5 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 219,4 |
Dienstmasse des Tenders: | 49,6 t |
Wasservorrat: | 22 m³ |
Brennstoffvorrat: | 6 t |
Steuerung: | Heusinger/Walschaerts |
Geschichte
Der Realisierung der Baureihe ging ein Projekt einer Schnellzuglokomotive der Achsfolge 1'C1' aus der Zeit vor der Gründung der FS im Jahre 1905 voraus. Sie war auf dem Wege zur Erneuerung und Vereinheitlichung des Fahrzeugparks die erste Konstruktion des Studienbüros der FS in Florenz. In den Jahren 1907 bis 1909 lieferte Breda 89 Einheiten, Ansaldo 40 und Schwartzkopff 20 Lokomotiven. In Dienst gestellt wurde sie fortlaufend nummeriert als FS 6801 bis FS 6949. Ab der Nummer FS 6900 erhielten sie um 1910 fünfstellige Bezeichnungen von FS 68100 bis FS 68149. Im Jahre 1918 erhielten sie die bis zur Ausmusterung gültigen Betriebsnummern FS 680.001 bis FS 680.149 – sofern sie nicht später umgebaut wurden.
Nachdem sich in vielen Ländern Heißdampflokomotiven bewährt hatten, baute Breda in den Jahren 1909 und 1911 je eine Heißdampfvariante dieser Baureihe, erstere noch als FS 6950 bestellt, welche die Nummern FS 68150 und FS 68151 erhielten und 1918 zu FS 680.150 und FS 680.151 wurden.
Konstruktion
Die Lokomotiven hatten ein Vierzylinder-Verbundtriebwerk mit einfacher Dampfdehnung. Zwei Hoch- und zwei Niederdruck-Zylinder waren in Plancher-Anordnung jeweils auf der rechten und linken Seite des Triebwerks angebracht und jeweils über einen einzigen Kolbenschieber gesteuert. Diese Konstruktion war einfach, aber bei höheren Geschwindigkeiten unvorteilhaft. Sie kam bei der FS nur noch bei den älteren Schnellzuglokomotiven der Baureihe 670 und den Güterzuglokomotiven der Baureihe 470 zur Anwendung. Der Kessel war von ähnlichem Typ wie derjenige der Reihe 470, erzeugte bei 16 bar Druck eine stündliche Dampfleistung von 10.700 kg und entwickelte eine Leistung von 1.100 PS. Die zwei abschließend mit einem Schmidt-Überhitzer gebauten Heißdampflokomotiven ermöglichten eine Leistungssteigerung auf 1.150 PS.
Das Lenkgestell – bestehend aus erster und zweiter Achse – entspricht der italienischen Bauart Zara, eine Variante des deutschen Krauss-Helmholtz-Lenkgestells. Die vordere Laufachse war 60 mm, die hintere 20 mm seitenverschieblich. Die Maschinen hatten Dampfheizung und Druckluftbremse. Eine Feststellbremse war im Tender installiert. Den ursprünglichen dreiachsigen Tender fehlte bei höheren Geschwindigkeiten die Laufsicherheit. Sie wurden später gegen vierachsige Drehgestelltender, unter anderem von Maschinen der Reihe FS 625, getauscht.
Umbauten
Auch wenn die zwei versuchsweise mit Überhitzer gelieferten Nachzügler der Baureihe die theoretischen Leistungssteigerungen aufgrund mangelnder Dampfleistung nicht erreichten, bahnten sie den Weg für umfangreiche Umbauprogramme. Zehn Jahre nach der Indienststellung und Erfahrungen mit den zwei als Heißdampflokomotiven gelieferten Maschinen begann ein Umbauprogramm zur Leistungssteigerung, das nach Dekaden mit dem Umbau fast der gesamten Baureihe endete.
Zunächst wurden 36 Lokomotiven von 1918 bis 1924 mit einem Überhitzer ausgerüstet und behielten ihr Verbund-Triebwerk. Anschließend folgten weitere 7 Einheiten mit einem zusätzlich von 360 mm auf 400 mm vergrößerten Durchmesser der Hochdruckzylinder. Die so umgebauten 1'C1'h4v Lokomotiven sollten zunächst als Baureihe 680.2 beziehungsweise 680.4 mit fortlaufenden Nummern bezeichnet werden, ein Jahr später wurden sie jedoch zu den Baureihen FS 681 und FS 682 unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen laufenden Nummer (siehe Tabelle). Durch den Umbau konnte die Dauerleistung auf 1270 PS bei 75 km/h gesteigert werden.
Die FS 682 wurden beim Depot Ancona im Betriebsdienst umfangreichen Vergleichen mit den FS 685 unterzogen. Bei nahezu identischer Leistung zeichnete sich letztere durch sparsameren Verbrauch und mehr Laufruhe aus. Aus diesen Grunde wurden keine weitere Umbauten nach dem Muster der FS 681 oder FS 682 mehr vollzogen, aber ab 1926 Vertreter aller drei Baureihen FS 680, FS 681 und FS 682 in Anlehnung an die Bauart der FS 685 umgebaut.
Zwischen 1926 und 1934 wurde später fast die gesamte Baureihe – insgesamt 120 Lokomotiven – zu Heißdampflokomotiven umgebaut und mit ihrer Betriebsnummer in Unterbaureihen der Baureihe FS 685 und in die Baureihe FS S 685 eingegliedert. Die Umrüstung beließ nur vier Exemplare der Baureihe 680, zwölf der Baureihe 681 und fast die gesamte Baureihe 682 in ihrem jeweiligen Liefer– beziehungsweise Umbauzustand.
Umbau und Umzeichnung in FS 681 unter Beibehaltung der Ordnungsnummer | ||||||||||||||
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FS 681.002 | 004 | 005 | 006 | 007 | 014 | 016 | 018 | 020 | 021 | 023 | 027 | 030 | 032 | 033 |
036 | 039 | 051 | 054 | 059 | 065 | 066 | 073 | 082 | 084 | 087 | 117 | 121 | 128 | |
132 | 133 | 134 | 135 | 137 | 140 | 144 | ||||||||
Umbau und Umzeichnung in FS 682 unter Beibehaltung der Ordnungsnummer | ||||||||||||||
FS 682.010 | 011 | 013 | 019 | 035 | 045 | 113 |
Betrieb
Die Lokomotiven bewährten sich durchaus und ersetzten schnell die Baureihe FS 670 auf Magistralen von Rom nach Neapel und Florenz. Sie mussten aber ihrerseits wenige Jahre nach der Inbetriebnahme den inzwischen bis zur Serienreife entwickelten Heißdampflokomotiven weichen. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren viele nur noch in untergeordneten Diensten oder abgestellt, wurden dann aber nochmals reaktiviert. Bis zum Jahre 1955 waren alle Lokomotiven der Baureihe ausgemustert.
Verbleib
Einzige erhaltene originale FS 680 ist FS 680.037, die – nach längerer Zeit als Ausstellungsstück in Meran – im Museum in Pietrarsa ohne Tender ausgestellt ist. Außerdem erhalten geblieben ist die aus der FS 680.100 umgebaute FS S 685.600 im Museum für Wissenschaft und Technik „Leonardo Da Vinci“ in Mailand.[1]
Einzelnachweise
- Erhaltene Lokomotiven der Baureihe FS 680 und FS 685 bei photorail.com (Memento des vom 12. Februar 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Weblinks
- FS 685 bei Märklinfan Club Italia marklinfan.com. Archiviert vom am 18. September 2016; abgerufen am 18. Februar 2018.
- Locomotiva a vapore del gruppo 680 FS. Vista esterna longitudinale. Tavola tratta dalla Nuova enciclopedia Sonzogno, Milano, Sonzogno, 1953. Abgerufen am 18. Februar 2018.
Literatur
- Wolfgang Messerschmidt: Anfang und Ende der italienischen 1C1-Schnellzuglokomotiven. In: Wolfgang Messerschmidt (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 78. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1976, ISSN 0458-1822, S. 217–229.