Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional

Der Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN) (zu Deutsch: Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí) ist eine politische Partei in El Salvador. Sie war ursprünglich ein Bündnis unterschiedlichster, jedoch mehrheitlich linksgerichteter Kräfte, die sich 1980 zur Bekämpfung der damaligen von den USA militärisch und politisch unterstützten Militärdiktatur zusammengeschlossen hatten.

Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional
Logo der FMLN seit 1992
Partei­vorsitzender Medardo González
Gründung 10. Oktober 1980
Haupt­sitz San Salvador
Aus­richtung Sozialdemokratie, Demokratischer Sozialismus, historisch auch Marxismus-Leninismus
Parlamentssitze
23/84
Website www.fmln.org.sv

Geschichte

Guerilla

Die FMLN wurde ursprünglich 1980 als ein marxistisch orientierter Zusammenschluss revolutionärer Bewegungen gegründet. Über 12 Jahre führte die FMLN einen Guerillakrieg gegen die damalige Militärdiktatur in El Salvador. Die Streitkräfte der Guerilla setzten sich aus einzelnen Verbänden von Kommunisten, Christen und Gewerkschaftern zusammen.

Am 17. Dezember 1979 bildeten nach längeren Verhandlungen die drei Guerillagruppen FPL, RN und PCS die Coordinadora Político-Militar (CPM). Zuvor gab es in den 1970er Jahren wegen unterschiedlicher Ansichten und Praktiken Streitigkeiten, und die Organisationen arbeiteten trotz ähnlicher Ziele kaum zusammen. Am 10. Januar 1980 gab sich die CPM ihr erstes Manifest, am Tag darauf wurde mit der Coordinadora Revolucionaria de Masas eine Vereinigung revolutionärer Massenorganisationen gegründet. Am 22. Mai 1980 wurde von den Gruppen die Dirección Revolucionaria Unificada (DRU) gegründet. Die DRU bestand aus jeweils drei Mitgliedern der Gründungsorganisationen. Sie deklarierte, dass es fortan nur eine Führung, einen militärischen Plan und nur ein Kommando, nur eine politische Linie geben werde.

Am 10. Oktober 1980 bildeten die vier Organisationen den Frente Farabundo Martí de Liberación Nacional (FMLN). Die Organisation wurde nach dem Rebellenführer Farabundo Martí benannt, der Arbeiter und Bauern in einem Aufstand 1932 angeführt hatte.

Im Dezember 1980 spaltete sich die salvadorianische Sparte der Partido Revolucionario de los Trabajadores Centroamericanos von dieser Organisation ab und verschmolz mit der FMLN. Damit bestand die FMLN aus folgenden Organisationen (in der Reihenfolge ihrer Größe zum Zeitpunkt der Friedensabkommen 1992 mit dem Militär):

  • Fuerzas Popular de Liberación „Farabundo Martí“ (FPL)[1]
  • Fuerzas Armadas de Liberación (FAL)[2] der Partido Comunista de El Salvador (PCS)
  • Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP)[3]
  • Resistencia Nacional (RN)[4]
  • Partido Revolucionario de los Trabajadores Centroamericanos (PRTC)[5]

Außerdem gab es folgende Jugendorganisationen:

  • Juventud Farabundista (FPL)
  • Juventud Comunista Salvadoreña (PCS)
  • Juventud Revolucionaria (PRS)
  • Jóvenes en Resistencia (RN)
  • Juventud los Muchachos (PRTC)

Am 10. Januar 1981 startete die FMLN eine groß angelegte militärische Offensive, Mitte der 1980er hatte sie zeitweise bis zu zwei Dritteln des Landes unter ihrer Kontrolle, es wurde geraten, wegen des Bürgerkriegs diese Landesteile nicht zu bereisen.

Im August 1981 erkannten die Regierungen Frankreichs (unter François Mitterrand) und Mexikos (unter José López Portillo) in der »Declaración Franco-Mexicana sobre El Salvador (1981)«[6] die FMLN als repräsentative, politische Kraft an.

Der Bürgerkrieg forderte mindestens 75.000 Todesopfer. Laut Berichten der UN-Wahrheitskommission waren regierungsfreundliche Todesschwadronen und die salvadorianische Polizei und Armee für 85 % der Taten der während des Bürgerkriegs an Zivilisten begangenen Morde verantwortlich, die FMLN-Guerilla für 5 %, der Rest ist nicht zuzuordnen.[7]

Politische Partei

Nach den Waffenstillstandsvereinbarungen im Jahr 1992 wandelte die FMLN sich von einer Guerillaorganisation zu einer politischen Partei um. Bei der Wahl am 16. März 2003 erzielte sie 34,0 % der Stimmen und gewann damit 31 von 84 Sitzen im Parlament. Der Präsidentschaftskandidat der FMLN Schafik Jorge Handal gewann am 21. März 2004 35,6 %.

Im Januar 2009 kam es erneut zu Parlamentswahlen, die von 2000 internationalen Beobachtern überwacht wurde. Frente Farabundo Martí war im Wahlkampf neben der rechtsgerichteten Alianza Republicana Nacionalista (ARENA) eine der dominierenden Kräfte.[8] Die FMLN wurde erstmals stärkste Partei. Sie erzielte einen Anteil von 42,6 % und übertraf damit die Regierungspartei ARENA um ca. vier Prozentpunkte.[9]

Bei der Präsidentenwahl am 15. März 2009 konnte sich mit dem ehemaligen Journalisten Mauricio Funes erstmals ein Kandidat der FLMN durchsetzen. Funes, der kein Mitglied der Guerilla während der salvadorianischen Militärdiktatur war, galt als ein gemäßigter Kandidat; so wolle er die unter der konservativen Regierung eingeleiteten Privatisierungen nicht rückgängig machen.[10]

Bei der Präsidentschaftswahl 2014 trat Salvador Sánchez Cerén als Kandidat der FMLN an und erhielt in der Stichwahl 50,1 Prozent der Stimmen.[11] Bei der Präsidentschaftswahl 2019 wurde ihr Kandidat nicht Präsident wie die Vorhergegangenen.

Commons: Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fuerzas Populares de Liberación Farabundo Martí in der spanischsprachigen Wikipedia
  2. Fuerzas Armadas de Liberación Nacional in der spanischsprachigen Wikipedia
  3. Ejército Revolucionario del Pueblo (El Salvador) in der spanischsprachigen Wikipedia
  4. Resistencia Nacional in der spanischsprachigen Wikipedia
  5. Partido Revolucionario de los Trabajadores Centroamericanos in der spanischsprachigen Wikipedia
  6. Declaración Franco-Mexicana sobre El Salvador (1981) in der spanischsprachigen Wikisource
  7. Truth Commission: El Salvador. Abgerufen am 1. August 2022 (englisch).
  8. derstandard.at
  9. Parlamentswahl in El Salvador 2009.
  10. El Salvador erhält erstmals einen linken Präsidenten. In: NZZ, 16. März 2009.
  11. Angespannte Lage nach der Wahl in El Salvador. In: Portal amerika21.de, 15. März 2014.
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