FM-Anlage
Als FM-Anlage werden drahtlose Signalübertragungsanlagen bezeichnet, die Signale mit frequenzmodulierten Funksignalen (FM) übertragen. Der Begriff wird vor allem für Tonübertragungsanlagen für schwerhörige Menschen verwendet.[1][2]
Gelegentlich werden auch Infrarot-Hörhilfen als „FM-Anlagen“ bezeichnet, wenn bei dem zur Übertragung verwendeten Infrarotlicht ebenfalls die Technik der Frequenzmodulation benutzt wird.
Grundprinzip
Die Gerätekonfiguration besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Am „Sender“ (beispielsweise mit einem Mikrofon) werden die gewünschten Tonsignale aufgenommen, in modulierte elektrische Funksignale umgewandelt und ausgestrahlt. Die Person mit Hörbeeinträchtigungen trägt ihrerseits den Empfänger, der das Funksignal entweder wieder in Schallwellen umwandelt, die mit einem eigenen Ohrhörer zum Ohr geleitet werden, oder über Kabel an ein angeschlossenes eigenständiges Hörgerät leitet.
Sowohl für die direkte Übertragung vom FM-Empfängermodul an das Ohr als auch die „mittelbare“ Übertragung zunächst an das Hörgerät gilt, dass eigentlich keine „Verstärkung“ des Schalls erfolgt, sondern es wird lediglich die Abschwächung des Schalls bei größerer Entfernung durch den Übertragungsvorgang umgangen.
Statt der kabelgebundenen Übertragung mit dem sogenannten „Audioschuh“ der Hörgerätetechnik kann auch eine Übertragung vom Empfänger mit der Bluetooth-Technik erfolgen, wenn das Hörgerät mit dieser Technik ausgestattet ist.
Ausführung für Konferenz- oder Schulklassenanlagen
Sender
An den Sender der Anlage ist ein Mikrofon angeschlossen, das die Tonsignale aufnimmt, die vom Sender als FM-Funksignale im Ultrakurzwellenbereich ausgestrahlt werden.
Unterschiedliche Sender-Ausführungen können entweder konzipiert sein für einen stationären Betrieb z. B. mit einer Audio-Anlage als angeschlossener Tonquelle oder als mobil von einem Sprecher getragen, der sich auch im Raum bewegt (z. B. Lehrer in der Schulklasse).
Um einen störungsfreien Betrieb mehrerer jeweils separater Anlagen in verschiedenen Räumen eines Gebäudes (z. B. in Schulen) zu gewährleisten, sind die Anlagen mehrkanalig und umschaltbar konfiguriert.
Empfänger
Ein Empfänger, den die schwerhörige Person am Körper trägt oder der an ihrem Sitzplatz angebracht ist, kann diese Signale aufnehmen und umsetzen. Je nach Gerätekonfiguration ist vom Empfänger die Darbietung über einen Kopfhörer oder über einen Anschluss an das eigenständige individuelle Hörgerät möglich. Bei neuesten Entwicklungen ist der Empfänger mit einer stark miniaturisierten Elektronik in den zuvor nur als reine Kabel-Steckverbindung konzipierten Audioschuh integriert, der an Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte und auch an die außen am Ohr getragenen „Sprachprozessoren“ von Cochleaimplantaten aufgesteckt werden kann.[3][4]
Es ist je nach Gerätekonfiguration auch möglich, statt des Kopfhörers, des Hörgeräte-Kabelanschlusses oder des mit Elektronik ausgestatteten Audioschuhs eine um den Hals gelegte Induktionsschleife zu verwenden. Die Tonsignale werden durch elektromagnetische Induktion auf das Hörgerät übertragen. Das Hörgerät muss dazu eine sogenannte Telefonspule haben.
Typische Kennwerte
- Die Funk-Übertragungsfrequenz liegt im Ultrakurzwellenbereich je nach Produkt im Bereich zwischen etwa 200 und 800 MHz
- Der Tonhöhe des übertragenen Schalls liegt im Bereich der menschlichen Schallwahrnehmung zwischen 80 und 16000 Hz
- Als Dynamik-Gewinn gegenüber dem Nur-Hörgeräte-Gebrauch werden Werte zwischen 15 und 25 dB angegeben
- Die Sende-Reichweite liegt in der Größenordnung von bis zu 30 Metern
Ausführung für Rundfunk- oder Fernsehton
Ein zusätzliches Sendegerät am Rundfunk- oder Fernsehgerät nimmt dessen Ton auf und überträgt ihn in Form von FM-Funksignalen zu einem Empfängermodul, das die schwerhörige Person an ihrem Körper trägt.
Der Empfänger wird aufgrund seiner Form oft „Kinnbügelhörer“ genannt, er hat zwei Ohrstücke mit Mini-Lautsprechern an jeweils einem kurzen Kunststoffrohr. Die unteren Enden dieser Röhrchen sind über ein mehr oder weniger stabförmiges „Bügel“-Gehäuse verbunden, das unterhalb des Kinns hängend getragen wird. Darin befindet sich die Elektronik, die das empfangene FM-Signal in Schallwellen zurückverwandelt. Ebenso wie bei den Konferenz- oder Schulklassenanlagen kann hier (je nach Produkt) statt des akustischen Kopfhörers eine um den Hals gelegte Induktionsschleife in Verbindung mit dem individuellen eigenständigen Hörgerät Anwendung finden.
Einsatzmerkmale
Es können innerhalb des Sendebereichs mehrere mit Empfängern ausgestattete Personen in unterschiedlichen Lautstärken hören, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen.
Die FM-Empfänger der partizipierenden Personen müssen zur gleichen Produktfamilie gehören wie das Sendegerät. Es gibt hier keinen produktübergreifenden Standard.
Innerhalb der Reichweite des Funksenders ist im Prinzip eine freie Beweglichkeit ohne Empfangsunterbrechung möglich, wobei im Gegensatz zu Infrarot-Höranlagen keine Abschirmung bzw. „Funkschatten“ durch davor stehende Gegenstände oder Personen auftritt.
Siehe auch
Weblinks
- Systembeschreibung Phonak FM-Anlagen
- Welche Höranlage? Tipps für Kirchengemeinden (auf schwerhoerigenseelsorge.de)
- Leitfaden Barrierefrei hören und kommunizieren in der Arbeitswelt: Anlagen zur technischen Hörunterstützung Das Projekt hörkomm.de unterstützt die Inklusion schwerhöriger Beschäftigter.