Evangelische Kirche Munster

Die Evangelische Kirche ist ein Kirchenbauwerk in Munster, einer Stadt im französischen Département Haut-Rhin im Elsass. Sie gehört der Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen an.

Evangelische Kirche Munster

Geschichte

Mit der Einführung der Reformation wurde die mittelalterliche Pfarrkirche St. Leodegar evangelisch, während die (in der Französischen Revolution abgebrochenen) Abteikirche von Munster weiterhin dem katholischen Ritus diente. Nach der Annexion des Elsass im Reunionskrieg (1683–1684) diente die Kirche als Simultankirche beider Konfessionen. Die katholischerseits anlässlich des 1854 verkündeten Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens erfolgte Neuausstattung der gemeinsam genutzten Kirche traf auf die entschiedene Ablehnung der Protestanten, die daraufhin den Bau einer eigenen Kirche betrieben.[1] Mit dem Bau wurde 1867 der Architekt Friedrich Ludwig von Rütte aus Mülhausen beauftragt. Die Einweihung fand am 1. Januar 1874 statt.[2]

Während des Ersten Weltkriegs wurde die Kirche durch Bombardement beschädigt. In den Jahren 1921–1927 wurde sie unter Leitung der Architekten Robert Voelckel und Charles Wolff wiederhergestellt. Dabei wurde die ursprüngliche Intention der Reduktion um Querhaus und Chor nach Widerstand aus der Gemeinde aufgegeben.

Architektur

Die protestantische Kirche von Munster ist eine in neuromanischen Formen als Sandsteinquaderbau errichtete dreischiffige Querhausbasilika mit Apsis und offener dreiteiliger Portalvorhalle, überhöht von einem Kirchturm. In ihrer Detailgestaltung schließt sich das Bauwerk eng den romanischen Kirchenbauten des 12. und frühen 13. Jahrhunderts im Elsass an, von denen zahlreiche Einzelmotive übernommen wurden. Die Querhausgiebel sind wie in St. Leodegar in Gebweiler durch Steinleisten gegittert, von dort stammt auch der Turmaufbau mit stark gegliederten Schallarkaden und dem nach einem achtseitigen Giebelkranz in ein Oktogon übergehenden Spitzhelm. Die Apsis ist mit Halbsäulenvorlagen und Konsolfries ausgestattet. Der Kirchenraum ist im gebundenen System flachgedeckt.

Ausstattung

Orgel

Bei ihrer Fertigstellung erhielt die Kirche eine Orgel der Firma Eberhard Friedrich Walcker, die am 23. Dezember 1873 geweiht wurde. Diese erste Orgel besaß die Disposition:[3]

Grand-Orgue C–f1
01.Principal16′
02.Principal08′
03.Viola di gamba08′
04.Salcional08′
05.Bourdon08′
06.Octavin04′
07.Octavin02′
08.Cornet V
09.Mixtur0223
10.Trompete08′
Positif C–g3
11.Bourdon08′
12.Flötenprinzipal08′
13.Lieblich Gedeckt16′
14.Aeoline08′
15.Fagott-Klarinette08′
16.Fugura04′
17.Gemshorn08′
Récit C–g3
18.Gedeckt8′
19.Spitzflöte8′
20.Physharmonica8′
21.Traversflöte4′
Pédale C–g3
22.Prinzipalbass16′
23.Violinbass16′
24.Subbass16′
25.Bombardon16′
26.Octavbass08′
27.Violoncello04′
28.Trompete08′

Die von Albert Schweitzer als eine der schönsten Orgeln des Elsass gerühmte Orgel wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs abgebaut und 1924–1927 durch ein Instrument von Georges Schwenkedel in Straßburg ersetzt.

Grand-Orgue C–g3
1.Bourdon16′
2.Montre08′
3.Flûte cheminée08′
4.Prestant04′
5.Flûte suaviale04′
6.Quinte conique0223
7.Doublette02′
8.Grand Cornet V
9.Cor anglais08′
Positif C–g3
10.Gemshorn8′
11.Viole d‘amour8′
12.Flûte harmonique8′
13.Prinzipal4′
14.Musikgedeckt4′
15.Octavin2′
16.Cromorne8′
Récit expressif C–g3
17.Bourdon16′
18.Diapason08′
19.Cor de nuit08′
20.Harmonica08′
21.Voix céleste04′
22.Fugura04′
23.Flûte octaviante04′
24.Nazard0223
25.Octavin02′
26.Tierce0135
27.Plein jeu V
28.Trompette harmonique08′
Pédale C–f1
29.Principal16′
30.Soubasse16′
Bourdon16′
31.Prinzipal08′
32.Bombarde16′
Trompete08′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

1954 wurde das Instrument durch Schwenkedel um ein Rückpositiv erweitert. 1984–1985 errichtete die Manufacture d’Orgues Muhleisen in Straßburg ein neues Instrument im Stil der Walcker-Orgel mit der Disposition[4]

Grand-Orgue C–g3
1.Bourdon16′
2.Montre08′
3.Flûte Harmonique08′
4.Prestant04′
5.Doublette02′
6.Cornet V
7.Fourniture IV–V
8.Trompette08′
9.Clairon04′
Positif C–g3
10.Bourdon8′
11.Salcional8′
12.Flûte à Cheminée4′
13.Nazard223
14.Tierce135
15.Larigot113
16.Cymbale III–IV
17.Régale8′
Récit expressif C–g3
18.Cor de Nuit8′
19.Gambe8′
20.Voix céleste8′
21.Prestant4′
22.Flûte octaviante4′
Nazard223
23.Octavin2′
24.Piccolo1′
25.Octavin2′
26.Sesquialtera II223
27.Plein jeu III–V
28.Trompette harmonique8′
29.Hautbois8′
30.Voix Humaine8′
31.Clairon4′
Tremulant
Pédale C–f1
32.Flûte16′
33.Soubasse16′
34.Sesquialtera II1023
35.Prinzipal08′
36.Flûte04′
37.Bombarde16′
38.Trompete08′

Glocken

Die drei auf die Töne C, F und As gestimmten Bronzeglocken von 1883, die bei der Glockenablieferung des Ersten Weltkriegs abgeliefert worden waren, wurden 1925 durch ein Geläut von G. Ronat aus Châlette-sur-Loing ersetzt.

Commons: Église protestante de Munster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Claude Muller: La difficile cohabitation des protestants et des catholiques à Munster (1850–1874) . In: Annuaire de la Société d'histoire du val et de la ville de Munster 34, 1980, S. 23–36 online.
  2. Claude Muller: Les étapes de la construction du temple protestant de Munster (1854–1874). In: Annuaire de la Société d'histoire du val et de la ville de Munster 34, 1980, S. 112–119 online.
  3. Martin Haeberle: L’orgue de l’église protestante de Munster (Les orgues de la vallée de Munster). In: Annuaire de la Société d'histoire du val et de la ville de Munster 16, 1961, S. 78–83. online
  4. Informationen zur Orgel auf der Website orgelsite.nl

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