Eva Kollisch
Eva Kollisch (geboren 17. August 1925 in Wien; gestorben 10. Oktober 2023 in New York City[1]) war eine österreichisch-US-amerikanische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Germanistin, Pazifistin und Feministin.
Leben und Wirken
Eva Kollisch wurde als Tochter der Schriftstellerin Margarete Kollisch (1893–1979), geborene Moller, und des Architekten Otto Kollisch (1881–1952) geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Baden. Im Juli 1939 flüchtete sie mit einem Kindertransport nach Großbritannien und konnte 1940 mit ihren beiden Brüdern Peter und Stephan weiter in die Vereinigten Staaten emigrieren, wo die Eltern schon im November 1939 Zuflucht gefunden hatten.[2]
In New York City war sie von 1941 bis 1946 Mitglied der trotzkistischen Workers Party und mit dem Neffen von Max Shachtman, dem Parteiaktivisten und Autor Stanley Plastrik, einer der Herausgeber der Zeitschrift Dissent, verheiratet. 1950 eröffnete sie gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem Maler Gert Berliner (* 1924) und anderen, wie dem Maler David Grossblatt,[3] das kollektiv geführte Café Rienzi, 107 MacDougal Street in Greenwich Village. Das Café war eine Art Mekka der New Yorker Bohème und es kamen Gäste wie James Baldwin, Jack Kerouac, Bob Dylan und andere Beatniks.[4] Der Science-Fiction Autor Chester Anderson trat als Musiker auf.
Kollisch studierte Germanistik und Literaturwissenschaften am Brooklyn College und später an der Columbia University. Danach führte sie gemeinsam mit Gerda Lerner und Joan Kelly einen Lehrplan für Frauenforschung am Sarah Lawrence College ein. An diesem College wurde sie schließlich Professorin und unterrichtete englische, deutsche, vergleichende und Frauenliteratur.
Aus ihrer Ehe mit Gert Berliner stammt der Sohn Uri Berliner, der Journalist wurde[5]. Die emeritierte Wissenschaftlerin und Autorin war bis zu ihrem Tod politisch aktiv. Sie lebte seit den 1980er Jahren mit ihrer Lebensgefährtin, der amerikanischen Dichterin Naomi Replansky (1918–2023) in der Upper West Side in New York City zusammen. Die beiden heirateten 2009.[6]
Kollisch war 2012 Preisträgerin des Theodor-Kramer-Preises.[7]
Eva Kollisch starb am 10. Oktober 2023 in ihrer Wohnung in Manhattan an einer Infektion im Brustbereich (chest infection).[1]
Werke (Auswahl)
- Girl in movement: a memoir. V.T., Thetford 2000; Mädchen in Bewegung. Wien 2003 (deutsche Übersetzung)
- The ground under my feet. Maplewood, N.J. 2007; Der Boden unter meinen Füssen. Wien 2010 (deutsche Übersetzung)
Weblinks
- Literatur von und über Eva Kollisch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Eva Kollisch
- Voices of Feminism Oral History Project (PDF; 237 kB)
- Christiana Puschak: Eine Begegnung mit Eva Kollisch. In Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung e. V., Nr. 34, Dezember 2009. S. 17 (PDF; 288 kB)
Einzelnachweise
- Sam Roberts: Eva Kollisch, Lesbian Rights Advocate and Memoirist, Dies at 98. In: nytimes.com. 20. Oktober 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023 (englisch).
- Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000, S. 393 ISBN 3-216-30548-1
- David Grossblatt, 61, a Painter And Operator of the Cafe Rienzi (Published 1981). In: nytimes.com. 26. Juni 1981, abgerufen am 22. Oktober 2023 (englisch).
- Memories of the Cafe Rienzi
- The New York Times, 14. September 1987
- Margalit Fox: Naomi Replansky, Poet of Hopeful Struggle, Dies at 104. In: The New York Times. 9. Januar 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 11. Januar 2023]).
- Eva Kollisch erhält Theodor-Kramer-Preis in Der Standard, 14. Februar 2012