Eva Fiesel
Eva Fiesel geb. Lehmann (* 23. Dezember 1891 in Rostock; † 27. Mai 1937 in New York) war eine deutsche Sprachwissenschaftlerin und Etruskologin.
Leben
Ihr Vater Karl Lehmann war Juraprofessor und Universitätsrektor 1904/05 an der Universität Rostock, ab 1911 in Göttingen, ihre Mutter die Künstlerin und Sozialdemokratin Henni Lehmann. Ihr Bruder ist der bekannte Archäologe Karl Lehmann (-Hartleben). 1915 heiratete sie in Göttingen den Rostocker Studienrat Ludolf Fiesel. Im Wintersemester 1916/17 schrieb sie sich an der Universität Rostock ein.[1] Ihre Promotion erfolgte 1920 in Rostock bei Gustav Herbig mit der Arbeit Das grammatische Geschlecht im Etruskischen. 1926 erfolgte die Scheidung, seither war sie alleinerziehende Mutter. 1931 bis 1933 lehrte Fiesel als unhabilitierte Lehrbeauftragte Etruskisch an der Universität München. Dort verlor sie als Jüdin trotz einiger Proteste im Juli 1933 ihre Stellung. Zu ihren dortigen Schülern gehörte Raimund Pfister.
Nach einem längeren Studienaufenthalt in Florenz bei Giorgio Pasquali emigrierte sie zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter Ruth 1934, ein Jahr vor ihrem Bruder Karl, auf Einladung des Linguisten Edgar H. Sturtevant in die USA und lehrte – als zu diesem Zeitpunkt einzige Frau – als Research Assistant an der Yale University, bevor sie als Visiting Professor ans Bryn Mawr College (Pennsylvania) berufen wurde. Sie starb früh an Leberkrebs.
Veröffentlichungen
- Das grammatische Geschlecht im Etruskischen. Göttingen 1922 (Dissertation).
- Die Sprachphilosophie der deutschen Romantik (1927)
- Namen des griechischen Mythos im Etruskischen. Göttingen 1928.
- Etruskische Sprachlehre (1931)
- X presents a Sibilant in Early Etruscan. In: American Journal of Philology 57, 1936, S. 261–270
Einzelnachweise
- Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Eva Fiesel im Rostocker Matrikelportal
Literatur
- Giacomo Devoto: Eva Fiesel. In: Studi Etruschi 11, 1937, S. 555 ff. (mit Schriftenverzeichnis).
- Otto Wilhelm von Vacano: Fiesel, Eva. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 143 (Digitalisat).
- Frank Schröder (Redaktion): 100 jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern. Rostock 2003, S. 54
- Hiltrud Häntzschel: Die Philologin Eva Fiesel (1891-1937): Porträt einer Wissenschaftskarriere im Spannungsfeld von Weiblichkeit und Antisemitismus. In Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 38, 1994, 339–363.
- Hiltrud Häntzschel: „Amerika gab ihr, was ihr ihr Heimatland immer verwehrt hatte.“ Die Philologin Eva Fiesel, in: Hiltrud Häntzschel & Hadumod Bußmann (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern, Beck, München 1997, ISBN 978-3-406-41857-0, S. 242–248.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.); Stieftöchter der alma mater? 90 Jahre Frauenstudium in Bayern – am Beispiel der Universität München. Antje Kunstmann, München 1993, ISBN 3-88897-082-2, S. 132.
Weblinks
- LMU München: Eva Fiesel (PDF)
- Literatur von und über Eva Fiesel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- New York Times: Nachruf auf „Eva Fiesel, Noted as a Philologist“. Ausgabe vom 29. Mai 1937, S. 17 (abgerufen: 18. Januar 2021)
- Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945. Eintrag Eva Fiesel (abgerufen: 13. April 2018)