Eutritzscher Freiladebahnhof

Eutritzscher Freiladebahnhof (verwaltungsintern: Bebauungsplan Nr. 416) ist der Name eines Leipziger Stadtentwicklungsprojekts. Auf 25 Hektar Fläche soll ein neuer Stadtteil entstehen.

Geschichte

Die Freiladegleise und Anschlüsse des ehemaligen Preußischen Freiladebahnhofs im Stadtbezirk Mitte, Ortsteil Zentrum-Nord waren Teil des Bahnhofes Leipzig MTh (Magdeburg-Thüringer Bahnhof). Auf Plänen des Bahnhofs der Plankammer der Reichsbahndirektion Halle aus dem Jahr 1969 findet sich die Bezeichnung Leipzig-Eutritzsch Freiladebahnhof. Der Bahnhof verfügte über 12 Ladestraßen und zahlreiche Anschlussgleise zu Lagerplätzen und -schuppen ansässiger Firmen.
Der ehemalige Freiladebahnhof wurde auf einem Gelände angelegt, das vom alten Thüringer Güterbahnhof, der Eutritzscher und Delitzscher Straße sowie einer damals neuen Verbindungsstraße neben der städtischen Gasanstalt I, der Roscherstraße, begrenzt wurde. Neben dieser neuen Verbindungsstraße lag ein 35 m breiter Geländestreifen für Lagerplätze ohne Gleisanschluss, in nördlicher Richtung schlossen sich die Lagerplätze mit Gleisanschluss an. Die 12 Ladestraßen für den öffentlichen Freiladeverkehr verfügten über eine Gesamtladegleislänge von 4660 m. Sie waren 16 m breit bei einer Gleisentfernung von 19 m. Ein besonderes Abfertigungsgebäude lag in der Südwestecke des Freiladebahnhofs zwischen den Ladestraßen X und XI. In der Nordostecke lag der 220 m lange Güterschuppen nebst Abfertigung des früheren Eutritzscher Bahnhofs, der weiterhin dem Stückgutverkehr dieses Stadtteils diente.[1]

Projekt

Auf dem Gelände sollen 2000 Wohnungen für 3300 Personen entstehen, dazu ein zentraler Park, drei Hochhäuser,[2] Parkplätze, Gewerbe, Gastronomie, Läden, zwei Schulen sowie zwei Kindergärten für 330 Kinder. Das Areal wird begrenzt durch die Bahnstrecke Leipzig-Wahren–Leipzig Hbf, die Roscherstraße, die Eutritzscher Straße und die Delitzscher Straße.

Die Berliner CG Gruppe veranstaltete einen Wettbewerb, deren Ergebnisse im September 2017 ausgestellt wurden. Der Mietwohnungsanteil ist auf 70 Prozent festgelegt. 30 Prozent der Wohnungen sollen mietpreisgebunden sein. Die Fläche des Areals beträgt 25 Hektar. Architekt ist das Octagon Architekturkollektiv aus Leipzig, die Landschaftsarchitektur wird vom Atelier Loidl aus Berlin gestaltet. Es handelt sich um das derzeit größte Wohnungsbauvorhaben der Stadt.[2] Rund eine Milliarde Euro soll investiert werden.[3]

2019 hat die Immobiliengesellschaft Imfarr mit Sitz in Wien den Eutritzscher Freiladebahnhof von der CG-Gruppe erworben. Die Grundstücke sind in Besitz der „Projektgesellschaft 416“, welche Imfarr gehört. Über die Finanzierungsgesellschaft Virtus 26 können sich Partner in das Großprojekt einbringen. Inzwischen hat der Stuttgarter Immobilienunternehmer Norbert Ketterer über seine in Zürich ansässige Firma SN Beteiligungen Holding 50 % der Finanzierungsgesellschaft erworben. Zur Ketterer-Gruppe gehören Unternehmen, die „führend im Wohnungsbau und vor allem im Holzbau sind.“[4][5]

Es ist geplant, das Neubaugebiet als Schwammstadt auszufuhren. Hierbei wird u. a. Regenwasser nicht in die Kanalisation geleitet, sondern gespeichert. Das NBG soll eines von 12 Modellprojekten werden, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördern will.[6]

Das Vorhaben führte zu lokaler Kritik, da in Folge des Projektes zwei Clubs, der „TV-Club“ und das „So&So“ weichen müssen, was einen weiteren Einschnitt in der Leipziger Clubkultur zur Folge hat.[7]

Siehe auch

Commons: Eutritzscher Freiladebahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Rothe und Mitarbeiter: Die Umgestaltung der Leipziger Bahnanlagen. In: Zeitschrift für Bauwesen (Public Domain). Nr. 71, 1921, S. 284 (nbn-resolving.org).
  2. Milliarden-Projekt: CG-Gruppe verkauft Eutritzscher Freiladebahnhof. Abgerufen am 10. März 2019.
  3. N. N.: Keine Kulturmeile gewünscht? In: Leipziger Internetzeitung. Abgerufen am 25. Juli 2018.
  4. Jens Rometsch: Schwäbischer Baulöwe übernimmt Hauptrolle bei neuem Leipziger Stadtteil. In: lvz-online. Leipziger Volkszeitung, 30. Juni 2021, abgerufen am 12. Juli 2021.
  5. Thorben Pollerhof: Faymann baut doch: Start auf dem Leipziger Freiladebahnhof für 2022 geplant. In: Der Standard (Wien). 9. Juni 2021, abgerufen am 12. Juli 2021.
  6. Bjoern Meine: Blau und Gruen: Leipzig soll zur Schwammstadt werden. in: Leipziger Volkszeitung, 3. September 2022, S. 20
  7. Schock fürs Party-Volk: Mietverträge von TV Club und So&So gekündigt. Abgerufen am 16. Oktober 2019.

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