Eutonie
Eutonie (von altgriechisch eu, Bestimmungswort für „gut“, „wohl“; tonos „Druck“ – demnach „normale / gute / ausgewogene / harmonische Spannung“, „Wohlspannung“)[1] ist eine von Gerda Alexander entwickelte körperorientierte Methode, die das Bewusstsein für den eigenen Körper steigern soll. Bislang sind keine wissenschaftlich begleiteten Studien zur Wirksamkeit der Eutonie verfügbar.
Grundlagen
Nach eigener Darstellung basiert die Methode auf der Reformpädagogik, weshalb sie sich selbst auch nicht als Therapieverfahren versteht, sondern als pädagogisches Konzept. Daher werden die Kosten auch nicht von allen Krankenkassen übernommen. Zudem beruft sich die Eutonie auf das Menschenbild des Humanismus, nach dem sich alle Prinzipien am Wert und der Würde des einzelnen Menschen ausrichten.
Die Eutonie verfolgt nach ihrer Selbstdarstellung primär das Ziel, den Menschen über einen Lernprozess für einen achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper zu sensibilisieren. Diese Sensibilisierung für den eigenen Körper soll dann die Möglichkeit für einen verantwortlichen Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen und mit der Umwelt eröffnen.
Die Methode wird auch für die Arbeit mit Kindern und Künstlern eingesetzt. Sie wird sowohl für die Prävention als auch für die Rehabilitation beworben.[2]
Methoden
Durch Stimulierung der Haut soll der Körper in seiner äußeren Form und Begrenzung erlebbar werden, wodurch nach eigener Darstellung Kreislauf, Stoffwechsel und Lymphsystem angeregt werden sollen. Zudem soll hierdurch Stress abgebaut werden. Durch passiven Druck, ähnlich einer Massage, sollen die Gewebestrukturen innerhalb des Körpers wahrgenommen werden und so Muskelverspannungen oder Gewebeverhärtungen gelöst werden.
Durch bewusste Bewegungen, die den Widerstand des Bodens und die Schwerkraft ausnutzen, soll die Aufrichtung des Körpers auf ökonomische Weise (mit minimalem Aufwand von Muskelkraft) erreicht werden, womit man Haltungsschäden und Haltungsschwächen vermeiden sowie gelenkschonende Bewegungen lehren will.
Durch Wahrnehmen der äußeren Form und des Volumens einzelner Körperteile sollen diese räumlich vorstellbar werden. Ihre gedankliche Verbindung soll zu einem Gesamtkörperbild führen. Hierdurch sollen Durchblutungsstörungen sowie die Neigung zu Krämpfen, Spannungskopfschmerzen und Asthma verringert werden.
Durch die bewusste Kontaktaufnahme mit Gegenständen (beispielsweise Bambusstäbe oder Tennisbälle) soll der Umgang mit Werkzeugen, Sportgeräten oder Instrumenten ökonomischer werden. Auch die soziale Kontaktfähigkeit soll auf diese Weise verbessert werden.
Beurteilung aus wissenschaftlicher Sicht
Es gibt partielle Versuche, neue und interdisziplinäre Forschungszweige zum Verständnis eutonischer Methoden heranzuziehen und fruchtbar zu machen.[3] Im Allgemeinen sind keine wissenschaftlich begleiteten Studien zur Wirksamkeit der Eutonie verfügbar.
Literatur
- Gerda Alexander: Eutonie – Ein Weg der körperlichen Selbsterfahrung. Herausgegeben und ergänzt von Karin Schaefer. Huber, Bern 2011
- W. Steinmüller, K. Schaefer, M. Fortwängler (Hrsg.): Gesundheit – Lernen – Kreativität. Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somato-psychischer Lernprozesse. Huber, Bern 2001, 2. Auflage 2008
Weblinks
Einzelnachweise
- Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon, 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 388: „Eutonie = ‚die gehörige Kraft oder Festigkeit‘; ευτονος = ‚von gehöriger Festigkeit, Stärke und Spannung‘“.
- H. Milz: Eutonie - Ein spannendes Vermächtnis. Vortrag 30. Jubiläum der Vlamse Eutonie Stichting, Lierse, 3. Oktober 2004, S. 3
- Milz, 2001 und Vortrag (Memento des vom 31. Juli 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 241 kB) zum 30. Jubiläum der Vlamse Eutonie Stichting