Eutomer
Eutomer ist ein Begriff aus der medizinischen Chemie und bezeichnet das hinsichtlich einer gewünschten pharmakologischen Wirkung aktivere Enantiomer eines chiralen Wirkstoffs.[1] Demgegenüber wird das bezüglich der gewünschten pharmakologischen Wirkung weniger aktive Enantiomer Distomer genannt.[2] Diese Bezeichnungen wurden nach einem Vorschlag von Everhardus J. Ariens eingeführt, der zugleich die Entwicklung enantiomerenreiner Arzneistoffe zur Verminderung von Arzneimittelnebenwirkungen forderte.[3] Früher nur als Racemate (1:1-Mischung aus Eutomer und Distomer) eingesetzte Arzneistoffe werden heute oft durch reine Eutomere ersetzt. Beispiele: Dexibuprofen, Levocetirizin und Escitalopram.
Beispiel: Der Arzneistoff Ibuprofen besteht zu je 50 % aus dem Eutomer und dem Distomer |
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Eutomer = (S)-(+)-Ibuprofen Dexibuprofen |
Distomer = (R)-(–)-Ibuprofen |
Der Quotient aus den Wirkstärken des Eutomers und des Distomers eines Arzneistoffes ist das eudismische Verhältnis, dessen dekadischer Logarithmus der eudismische Index.[4]
Einzelnachweise
- C. G. Wermuth, C. R. Ganellin, P. Lindber, L. A. Mitscher: Glossary of Terms used in Medicinal Chemistry (IUPAC Recommendations 1998). In: Pure and Applied Chemistry. Band 70, Heft 5, 1998, S. 1129–1143.
- Hermann J. Roth, Christa E. Müller, Gerd Folkers: Stereochemie und Arzneistoffe. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1998, ISBN 3-8047-1485-4, S. 80–82.
- E. J. Ariëns: Stereochemistry, a basis for sophisticated nonsense in pharmacokinetics and clinical pharmacology. In: Eur. J. Clin. Pharmacol. Band 26, Nr. 6, 1984, S. 663–668, PMID 6092093.
- Carsten Schmuck, Bernd Engels, Tanja Schirmeister, Reinhold Fink: Chemie für Mediziner. Pearson Studium, 2008, ISBN 978-3-8273-7286-4, S. 404.