Euroschlüssel

Der Euroschlüssel ist ein 1986 vom CBF – Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e. V. – in vielen (primär deutschsprachigen) Ländern eingeführtes Schließsystem, welches körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, mit einem Einheitsschlüssel[1] selbständig und kostenlos Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen zu erhalten, z. B. an Autobahn- und Bahnhofstoiletten, aber auch für öffentliche Toiletten in Fußgängerzonen, Museen oder Behörden (dort auch teilweise in speziellen Aufzügen zur Wahrung der Barrierefreiheit). Das System wird in ganz Europa, jedoch vorwiegend in Deutschland, Österreich und der Schweiz angewendet. Der CBF nennt in seinem Verzeichnis „Der Locus“ von 2017 12.000 Toilettenstandorte.[2] Ein vollständiges Verzeichnis existiert nicht.

Euroschlüssel zu einem Behinderten-WC in Dresden, rechts das Schlüsselloch
Mit dem Euroschlüssel schaltbare Ampel in Wien

Beschreibung

Der Euroschlüssel ist ein Wendeschlüssel, dessen Heft (Schaft) gleich angeordnete Kerbungen und Muldenbohrungen aufweist und deshalb beidseitig um seine Längsachse gedreht in das Schloss eingeführt werden kann. Auf dem Logo wird jedoch wegen der besseren Erkennbarkeit meist ein Zylinderschlüssel mit Einkerbungen gezeigt.

Er wird in Deutschland u. a. vom BSK e. V.[3] und vom Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF Darmstadt)[4] verkauft. Eine zeitliche Beschränkung gibt es nicht. Um Missbrauch zu verhindern, ist jedoch die Beeinträchtigung bei der Bestellung durch einen Schwerbehindertenausweis nachzuweisen. Ein Euroschlüssel ist u. a. im Fall von Blindheit, schwerer Gehbehinderung, als Rollstuhlfahrer, mit einem Grad der Behinderung ab 70 und dem Merkzeichen G (oder mit den Merkzeichen aG, B, H, oder BL), bei Multiple Sklerose, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sowie als Stomaträger und bei sonstigen chronischen Blasen- und Darmleiden erhältlich.[5]

Bauherren können bereits bei Planung und Bau ihrer sanitären Anlagen die einheitlichen Schließzylinder erwerben. Weitere Informationen hierzu hält ebenfalls der CBF Darmstadt bereit.

Andere Bezeichnungen sind EURO-Behinderten-WC-Schlüssel[6] und Euro WC-Schlüssel.[7]

Er wird auch gelegentlich für den Zugang zu Ruheräumen für Behinderte oder Aufzugsystemen eingesetzt.[8] Wickelräume sind mit ihm ebenfalls erreichbar.

Standorte

Eine Liste der gemeldeten Anlagen, die mit dem Euroschlüssel benutzt werden können, erscheint unter dem kostenpflichtigen Titel „Der Locus“ (ISBN 978-3-00-054040-0). Die fünfte Auflage von 2017 verzeichnet 12.000 Standorte von Behindertentoiletten. Ergänzende Listen halten die nationalen Betreiber des Systems vor.

Im Vereinigten Königreich gibt es mit dem Radar NKS Key einen ähnlichen Ansatz mit einem anderen Schlüssel. NKS steht dort für National Key Scheme.[9] Auch dieser Schlüssel ist für bestimmte Gruppen von Behinderten vorgesehen, darunter Rollstuhlbenutzer und Stomapatienten.[10] Es gibt mehr als 9.000 mit diesem System ausgestattete Anlagen.

Commons: Euroschlüssel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Deutschland

Österreich

Schweiz

Niederlande

Tschechien

Slowakei

Publikationen

  • Der Locus. Der richtige Weg, by CBF Darmstadt - Club Behinderter und Ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung 2011, ISBN 978-3-00-021877-4.

Einzelnachweise

  1. Homepage der Schlosserei Dederichs
  2. Euroschlüssel bei Seh-Netz e. V.
  3. Euro-WC-Schlüssel. In: www.bsk-ev.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2016; abgerufen am 13. Juli 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bsk-ev.org
  4. shop.cbf-da.de, abgerufen am 5. September 2023.
  5. CBF-Schlüssel/Voraussetzungen bei dereuroschluessel.de, abgerufen am 5. September 2023.
  6. Archivlink (Memento des Originals vom 10. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bgbonn.de
  7. http://www.cbf-da.de/shop.html?page=shop.product_details&flypage=flypage.tpl&product_id=31&category_id=6
  8. Beispielsweise: An der Universität zu Köln sind neben den Behinderten-WCs auch die Aufzüge im Seminargebäude (Gebäude 106) und in der Universitäts- und Stadtbibliothek (Gebäude 107) sowie Treppenlifte in verschiedenen Gebäuden mit dem Euro-WC-Schlüssel bedienbar.@1@2Vorlage:Toter Link/inklusion.uni-koeln.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Disability Rights UK: Radar Key. 2012, abgerufen am 22. Mai 2017 (englisch).
  10. Colostomy Association: RADAR - National Key Scheme. Abgerufen am 22. Mai 2017 (englisch).
  11. Standortliste AT, abgerufen am 4. September 2023.
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