Stadtwald (Essen)
Essen-Stadtwald ist ein südlich der Innenstadt gelegener Stadtteil der Stadt Essen. Er liegt nördlich des Baldeneysees auf den Ruhrhöhen, wird dominiert von Wald- und Grünflächen und dient vor allem als Wohngebiet. Stadtwald grenzt von Norden im Uhrzeigersinn an die folgenden Essener Stadtteile: Rüttenscheid, Bergerhausen, Rellinghausen, Heisingen und Bredeney.
Stadtwald | |
Basisdaten | |
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Fläche | 4,14 km² |
Einwohner | 9741 (30. Sep. 2022) |
Koordinaten | 51° 25′ 15″ N, 7° 1′ 27″ O |
Höhe | 122 m |
Eingemeindung | 1. Apr. 1910 |
Räumliche Zuordnung | |
Postleitzahl | 45133, 45134 |
Stadtteilnummer | 14 |
Bezirk | Stadtbezirk II Rüttenscheid/Bergerhausen/ Rellinghausen/Stadtwald |
Bild | |
Blick von Nordwesten auf Essen-Stadtwald, vorn links der Stadtwaldplatz | |
Quelle: Statistik der Stadt Essen |
Geschichte
Stadtwald hat seine Wurzeln in der Landwirtschaft. Als Kornkammer des Stifts Rellinghausen gehörte das heutige Gebiet von Stadtwald bis zur gemeinsamen Eingemeindung nach Essen im April 1910 zu Rellinghausen. Einige Namen alter Höfe und Kotten sind in Form von Straßen- oder Gaststättennamen erhalten geblieben, wie Leveringstraße, Kellermanns Busch, Kleppes Feld, Gebrandenhof. An der Vittinghoffstraße liegt mit Haus Vittinghoff das Bodendenkmal einer mittelalterlichen Wasserburg, einer sogenannten Motte. Laut einer in Rellinghausen ausgestellten Urkunde erbte der Sohn Heinrichs von Vittinghoff, Heinrich II., 1272 diese Burg Vittinghoff. Die 1956 bis 1958 erbaute Filialkirche St. Theresia steht heute auf dem Grund des 1361 erstmals erwähnten Leveringhofes, einem ehemaligen Pachtgut des Stiftes Rellinghausen. Im denkmalgeschützten Fachwerkhaus des 1798 nach Art des niederdeutschen Hallenhauses erbauten, ehemals fünf Gebäude umfassenden Gebrandenhofs befindet sich heute Gastronomie. Der Hof trug einmal den Namen Gebrande an der Heide und wurde noch bis 1940 landwirtschaftlich betrieben. Das Gebiet des heutigen Stadtteiles Stadtwald trug die Bezeichnung Gemarkung Heide, die heute noch in den Katasterkarten vorzufinden ist.
Als in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts die Industrialisierung in Essen bereits weit fortgeschritten war, erkannte der damalige Oberbürgermeister Erich Zweigert, der sich sehr für die gebietsmäßige Ausweitung der Stadt einsetzte, dass für die landschaftliche Zerstörung Ausgleichsflächen als Erholungsgebiete für die rasch wachsende, arbeitende Bevölkerung geschaffen werden müssen. Auf seine Anweisung gab die Stadt Essen 1,9 Millionen Goldmark für ein 105 Hektar großes Waldgebiet, aus überwiegendem Besitz der Adels-Familie Vittinghoff-Schell, aus, um dieses aufzuforsten und das noch heute existierende Wegenetz anzulegen. Aus Dankbarkeit ließen zehn Bürger dem bereits verstorbenen Oberbürgermeister deshalb 1909 den sogenannten Zweigertstein als Denkmal in ihrem Stadtwald setzen. Und so erhielt der Stadtteil nach der Eingemeindung 1910 den Namen Stadtwald.
Im Mai 1905 wurde der heute denkmalgeschützte Schillerbrunnen an der Wittenbergstraße zum Anlass des 100. Todestages Friedrich Schillers eingeweiht. Der Essener Theaterdirektor Hans Gelling stiftete ihn auf Anregung des Essener Stadtverordneten Justizrat Dr. Heinz Niemeyer. Gestaltet wurde er vom Münchener Bildhauer Fritz Behn. Das Uhlenkrugstadion wurde vom Verein Schwarz-Weiß Essen 1922 errichtet und ausschließlich aus Spenden finanziert. In dem 750.000 Mark teuren Stadion fanden ursprünglich 35.000 Zuschauer Platz. Es wurde 1939 temporär auf 45.000 Zuschauer erweitert.
Auf dem Grundstück des landwirtschaftlichen Eyhofs wurde 1921 die später danach benannte und noch heute existierende Eyhof-Siedlung errichtet, die ursprünglich Stadtwaldsiedlung hieß. Der Gemeinnützige Bauverein Essen-Stadtwald, einer von rund zwanzig Bauvereinen und Baugenossenschaften, die sich bis 1930 in Essen gründeten, beauftragte 1919 den Essener Architekten Josef Rings mit der Planung der Siedlung, um genossenschaftlichen Wohnungsbau für den gehobenen Mittelstand entstehen zu lassen. Im Jahr 1921 waren 155 Häuser für 231 Familien fertiggestellt. Die Siedlung wurde achsensymmetrisch als eine geschlossene Einheit angelegt und bietet noch heute am nordwestlichen Waldsaum eine begehrte Wohnlage mit Waldblick. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Siedlung durch die ansonsten schweren Bombardierungen der Stadt Essen weitestgehend verschont. Ein Grund war die frühzeitige Einquartierung der eigenen Offiziere der britischen Militärleitung. Dennoch wurde ein unterirdischer Luftschutzbunker im Bereich des Grünhofs zum Schutz der Zivilbevölkerung errichtet. In der Nachkriegszeit wurde die Siedlung mit der Bebauung am Waldsaum vervollständigt. Mit der Zeit gingen fast alle Häuser in privates Eigentum über. 2021 diskutierten Bürger und Politik über eine geplante Neubebauung der Häuser Angerstraße 21–29 durch eine Wohnungsbaugesellschaft. Daraus folgte am 3. Februar 2022 der Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, -planung und Bauen für die Verwaltungsvorlage zur Erstellung einer Erhaltungssatzung für die Eyhofsiedlung, die in der Sitzung vom 27. September 2023 beschlossen wurde und seit dem 13. Januar 2024 rechtsverbindlich ist. Die Verwaltung nennt als Schutzziel den Erhalt der städtebaulichen Eigenart. Durch eine Erhaltungssatzung bedürfen zukünftig Neubau, Rückbau, Änderung oder Nutzungsänderung baulicher Anlagen einer Genehmigung. Solche können nicht erteilt werden, wenn es zu Beeinträchtigungen der städtebaulichen Gestalt innerhalb des 11,5 Hektar großen, definierten Bereichs kommt.[1]
1927 gab es zwischen der Stadt Essen und den Söhnen des bekannten Hamburger Zoodirektors Carl Hagenbeck, Willy (1884–1965) und Carl (1888–1949), bereits unterzeichnete Verträge zur Anlage eines zoologischen Gartens in Essen-Stadtwald. Doch wegen knapper Stadtkassen ist von den Plänen nichts verwirklicht worden. Später gab es zwischen Franken- und Eichenstraße einen Vogelpark, dessen Tiere Mitte der 1990er Jahre in den Grugapark umzogen.
Wappen
Blasonierung: „In Grün fünf goldene (gelbe) Eichen im Verhältnis 3:2; zwischen den beiden unteren ein aufrechtes goldenes Schwert.“
Das Wappen wurde von Kurt Schweder entworfen und hatte nie offiziellen Charakter. Ende der 1980er Jahre schuf der Heraldiker für alle Essener Stadtteile Wappen. Sie sind inzwischen von der Essener Bevölkerung gut angenommen worden.
Es handelt sich hier um ein klassisches „redendes Wappen“, das Schwert steht für „Stadt-“, als Attribut der Stadtpatrone Cosmas und Damian stellt den Bezug zum Essener Stadtwappen her. Die Eichen stehen für „-wald“ sowie die fünf ehemaligen Höfe der Gemarkung Heide, wie Stadtwald bis 1904 hieß.[2]
Heutiger Charakter
Der Stadtteil Stadtwald ist heute ein nahezu reines Wohngebiet mit großem Anteil an Grün- und Waldflächen. Vom ehemaligen Bergbau ist bis heute nichts mehr erhalten geblieben. Nur in den Waldgebieten sind noch einige Pingen vorhanden, die aus später verfüllten, brunnenähnlichen Tagebauten entstanden sind, die im Laufe der Zeit wieder in sich zusammensackten und heute diese charakteristischen Einbruchtrichter bilden.
Stadtwald bietet die Heimat für einen großen Reitverein. Seine unter Denkmalschutz stehende Reithalle der Architekten Alfred Fischer und Richard Speidel stammt aus dem Jahre 1929 und wurde im Bauhausstil errichtet. Zudem sind im Stadtteil mehrere Tennisvereine und die Kampfsportabteilung des Polizeisportvereins Essen ansässig. In einem Waldpark, auf dem Gelände eines ehemaligen Vogelparks, bieten mehrere Lehrtafeln einen Einblick in die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Mit der Schillerwiese steht ein großer Sportplatz zur Verfügung. Das Uhlenkrugstadion mit rund 20.000 Plätzen wird vom Fußballverein Schwarz-Weiß Essen für Heimspiele in der NRW-Liga genutzt.
Auf dem Gebiet von Essen-Stadtwald befinden sich, mit der Gesamtschule Essen-Süd, der Freien Waldorfschule in Essen und dem Dore-Jacobs-Berufskolleg, der privaten Berufsfachschule für Gymnastik, drei Schulen von Bedeutung über die Stadtteilgrenzen hinaus. Zudem gibt es die Stiftsschule (städtische Grundschule) sowie eine Zweigstelle der Stadtbibliothek Essen.
Verkehr
Die wichtigste Verkehrsverbindung, die Frankenstraße, die es schon seit dem Mittelalter als Verbindung zwischen dem Kloster Werden und Rellinghausen gab, durchquert den Stadtteil in Ost-West-Richtung. Aus Richtung Rüttenscheid kommt die Wittenbergstraße und nach Süden hin führt die Heisinger Straße in Richtung des gleichnamigen Essener Stadtteils aus Stadtwald hinaus. Alle diese Verkehrsadern treffen sich am Stadtwaldplatz, dem Zentrum des Stadtteils, dessen städtebauliche Neugestaltung 2003 abgeschlossen wurde. Er wird von den VRR-Buslinien 142, 144, 145, 175, 194 und NE7 der Ruhrbahn bedient. Zuvor fuhr hier die Straßenbahn Essen.[3]
Unter dem Stadtwaldplatz führt durch den 247 Meter langen Stadtwald-Tunnel die Bahnstrecke Essen–Essen-Werden,[4] auf der heute die S-Bahn-Linie S6 fährt. Der S-Bahnhof Essen-Stadtwald hieß bis 31. Dezember 1910 Rellinghausen West und liegt etwas abseits, nördlich des Stadtwaldplatzes. Im Jahr 2021 bzw. 2022 erschien ein E-Book, was sich mit einer möglichen Standortverlagerung des S-Bahnhofs Essen-Stadtwald zum Stadtwaldplatz auseinandersetzt.[5]
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2023 lebten 9.698 Einwohner in Stadtwald.[6]
Strukturdaten der Bevölkerung in Stadtwald (Stand: 31. Dezember 2023):
Ansichten
- Kreuzung Stadtwaldplatz – 2005
- Turmgebäude am neuen Stadtwaldplatz – 2005
- Brunnen am neuen Stadtwaldplatz – 2005
- Frankenstraße – 2005
- Kirche St. Theresia – 2008
- Zugang zum Haltepunkt Essen-Stadtwald – 2007
Weblinks
Einzelnachweise
- ; In: Homepage der Stadt Essen, abgerufen am 12. März 2024
- Vgl. dazu Johann Rainer Busch: Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile, Essen 2009, S. 52
- Stadtwaldplatz auf tramtracks.de, abgerufen am 13. Februar 2023.
- Stadtwald-Tunnel auf eisenbahn-tunnelportale.de, abgerufen am 13. Februar 2023.
- Jens Knaup: Bahnstationen in NRW morgen: S-Bahnhof Essen-Stadtwald (Verlegung). Books on Demand, abgerufen am 23. Dezember 2023.
Eintrag "S-Bahnhof Essen-Stadtwald (Verlegung)" von Jens Knaup in der Nordrhein-Westfälischen Bibliographie-Datenbank. NWBib, abgerufen am 23. Dezember 2023. - Bevölkerungszahlen der Stadtteile
- Anteil der Bevölkerung unter 18 Jahren
- Anteil der Bevölkerung von 65 Jahren und älter
- Ausländeranteil in den Stadtteilen