Isfahan

Isfahan bzw. Esfahan (persisch اصفهان, DMG Eṣfahān [esfæˈhɒːn]) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Iran mit rund 1,9 Millionen Einwohnern (inklusive Umland 2,2 Mio., Stand: 2016).

Isfahan
Meidān-e Naqsch-e Dschahan, auch Imam-Platz (Meidān-e Emām)
Meidān-e Naqsch-e Dschahan, auch Imam-Platz (Meidān-e Emām)
Meidān-e Naqsch-e Dschahan, auch Imam-Platz (Meidān-e Emām)
Isfahan (Iran)
Isfahan (Iran)
Isfahan
Basisdaten
Staat:Iran Iran
Provinz:Isfahan
Koordinaten: 32° 39′ N, 51° 41′ O
Höhe: 1574 m
Einwohner: 1.961.260 (Volkszählung 2016[1])
Vorwahl: 031
Zeitzone:UTC+3:30
Webseite: www.isfahan.ir
Politik
Bürgermeister: Ghodrat-Allah Nouruzi
Zayandeh Rud Flussufer

Seine Glanzzeit erlebte Isfahan unter der Dynastie der Safawiden (1501–1722), die Isfahan 1598 zu ihrer Hauptstadt machten und durch zahlreiche Prachtbauten und Gartenanlagen verschönten. Aus dieser Zeit stammt das persische Wortspiel und Sprichwort „Isfahan ist die Hälfte der Welt“ (persisch اصفهان نصف جهان, DMG Eṣfahān neṣf-e ǧahān).

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt liegt am Rand von Zentral-Iran, rund 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran auf einer Seehöhe von 1500 Metern in einer Flussoase im ehemals fruchtbaren Tal des Flusses Zayandeh Rud am nordöstlichen Rand des Zāgros-Gebirges. Seit den 2000er Jahren war der Fluss wegen Übernutzung und Ableitung einen Großteil des Jahres ausgetrocknet, im Juni 2018 war noch an keinem Tag des Jahres Wasser im Flussbett.[2]

Im Süden und Westen der Stadt erheben sich die Bachtiari-Berge, und im Norden und Osten erstreckt sich die iranische Hochebene, die in die großen Wüsten übergeht.

Klima

Isfahan
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: WMO 1961–1990; wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Isfahan
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 8,8 11,9 16,8 22,0 28,0 34,1 36,4 35,1 31,2 24,4 16,9 10,8 23,1
Mittl. Tagesmin. (°C) −2,4 −0,2 4,5 9,4 14,2 19,1 21,5 19,8 15,1 9,3 3,6 −0,9 9,5
Niederschlag (mm) 17,1 14,1 18,2 19,2 8,8 0,6 0,7 0,2 0,0 4,1 9,9 19,6 Σ 112,5
Sonnenstunden (h/d) 6,6 7,6 7,8 8,2 9,7 11,5 11,2 10,7 10,4 8,9 7,5 6,7 8,9
Regentage (d) 4,0 2,9 3,8 3,5 2,0 0,2 0,3 0,1 0,0 0,8 2,2 3,7 Σ 23,5
Luftfeuchtigkeit (%) 60 51 43 39 33 23 23 24 26 36 48 57 38,5
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Quelle: WMO 1961–1990; wetterkontor.de

Geschichte

Namensherkunft

In der griechischen Antike hieß der Ort Γάβαι (Gabai). In arabischer Zeit wurde daraus Ğai, wie der Prägeort auf den Münzen lautete. Im Mittelalter wurde die Stadt al-Yahūdiyya („die Judenstadt“) genannt, womit die jüdische Siedlung bezeichnet wurde. Der Ortsname Isfahan (französisch auch Ispahan) ist eine Lautentwicklung von Spādān der Sassanidenzeit, das später zu Spāhān wurde. Die Endung -ān ist ein patronymer Namenszusatz. Isfahan könnte demnach vom Namen eines Adligen oder Herrschers abgeleitet sein, dem das Land gehörte und dessen Name mit spādā („Heer“) begann oder endete.[3]

Antike

Es gibt Hinweise darauf, dass auf dem Gebiet Isfahans bereits in vorachämenidischer Zeit eine bedeutende, um 1000 v. Chr. gegründete, Stadt existierte. Historisch fassbar wurde Isfahan in der Zeit der Parther unter dem Namen Aspadana (auch: Sepahan) als Hauptstadt der Provinz Oberpersien. Zur Zeit der Sasaniden behielt Isfahan diese Funktion, wurde aber darüber hinaus Münzprägestätte und Garnisonsstadt.

Mittelalter

Im Jahr 640 wurde die Stadt von den Arabern erobert. Damit begann die islamische Geschichte Isfahans und ein Aufschwung, der die Stadt später zum Sitz der bedeutenden persischen Herrscherdynastien machte. In der Zeit vom 7. bis zum 10. Jahrhundert, während der Herrschaft der Umayyaden und Abbasiden, wurde Isfahan, das an der Südroute der Seidenstraße liegt, bekannt für seine Seide und seine Baumwolle. In dieser Zeit existierte ein großes Judenviertel (Yahudiyeh), das der Legende nach Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstanden sein soll, als einige Juden, die der babylonische König Nebukadnezar II. aus Jerusalem vertrieben hatte, sich in Isfahan niederließen. Die jüdischen Einwohner Isfahans waren vor allem als Färber, Gerber, Bader, Metzger und Flickschuster tätig, wie aus Beschreibungen des Chronisten Abū Nuʿaim und des Geographen Yāqūt ar-Rūmī hervorgeht.[4]

Nachdem die Seldschuken das bis dahin von den Kakuyiden regierte Isfahan 1047 und 1050 belagert und schließlich erobert hatten, wurde es 1051 durch den Groß-Seldschuken Tughrul Beg zur Hauptstadt des westlichen Seldschuken-Reiches (Persien und Irak) und blieb dies bis zur Teilung des Sultanats im Jahre 1118. In der Mitte des 13. Jahrhunderts geriet die Stadt infolge des Mongolensturms unter die Herrschaft des Mongolischen Reiches und der mongolischen Ilchane. 1388 fiel die Stadt mit ihren damals 70.000 Einwohnern der Zerstörungswut des türkisch-mongolischen Eroberers Timur zum Opfer. Im Jahr 1453 begann mit der Errichtung des Darb-e-Imam-Schreins eine neue kulturgeschichtliche Blüte unter Dschahan Schah, einem Vertreter der turkmenischen Stammesföderation Qara Qoyunlu. Bis Ende des 15. Jahrhunderts galt Isfahan aber noch als eine Provinzstadt mit weltgeschichtlich eher geringer Bedeutung.

Neuzeit

Mit der Eroberung der Stadt durch die Safawiden im Jahr 1502 begann die größte Blütezeit der Stadt, die im 17. Jahrhundert ca. 600.000 Einwohner hatte. 1598 wurde Isfahan zur Hauptstadt des Safawiden-Schahs Abbas I., der für den Ausbau der Stadt Künstler und Handwerker (ca. 30.000) aus dem ganzen Land nach Isfahan holte. Viele von ihnen kamen aus der Stadt Dschulfa und deren Umgebung (heute im Nordwesten des Iran an der Grenze zu Aserbaidschan) und waren christliche Armenier. Schah Abbas I. räumte ihnen weitreichende Garantien und Privilegien für ihre Kultur und Religion ein. Das armenische Viertel Isfahans heißt in Erinnerung an die Heimatstadt Neu-Dschulfa. Die Armenier Isfahans bilden eine kulturelle und religiöse Gemeinschaft und werden von den muslimischen Einwohnern Isfahans und der Islamischen Republik Iran nicht nur toleriert, sondern geachtet und gefördert.

Vor allem in der Zeit der Safawiden-Dynastie, im 16./17. Jahrhundert, entstanden die bis heute eindrucksvollen Prachtmoscheen mit ihren für die persischen Sakralbauten typischen großen Iwans (Bögen) rund um den Imam-Platz im Zentrum der Stadt. Viele der großartigen islamischen Bauwerke stehen unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes.

Die umliegenden Felder wurden über Kanäle aus dem Zayandeh Rud mit Wasser versorgt. Zur Düngung der Felder und für die Lederindustrie der Stadt wurde Taubenkot gebraucht. Reisende des 17. Jahrhunderts berichten von mehreren 1000 Taubentürmen (Bordsch-e-Kabotar) im Umkreis der Stadt, von denen noch etwa 100 erhalten sind.

1722 fiel Isfahan nach längerer Belagerung an aufständische sunnitische Afghanen. Unter den nachfolgenden Dynastien der Afscharen, Zand und Kadscharen verlor Isfahan seinen Hauptstadtstatus an Maschhad, Schiras und Teheran. Die große Bautätigkeit wurde dadurch beendet, aber in der Folgezeit wurden die Prachtbauten Isfahans bewahrt und teilweise noch ausgebaut.

Seit 1850 ist Isfahan eine Eparchie der Armenisch-katholischen Kirche mit einem Bischofssitz.

Bevölkerung

Die Bevölkerungsentwicklung der Agglomeration laut UN:

Jahr Einwohnerzahl[5]
1950 184.000
1960 306.000
1970 498.000
1980 767.000
1990 1.090.000
2000 1.382.000
2010 1.714.000
2017 1.995.000

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das historische Stadtbild ist durch Paläste, eine Vielzahl Minarette und die blauen Kuppeln der Moscheen geprägt. Herausragend sind die Prachtanlage des Imam-Platzes und die 33-Bogen-Brücke (persisch: Si-o-seh pol) über den Fluss Zayandeh Rud.

Meidān-e Emām in Isfahan. Links die Scheich-Lotfollah-Moschee, in der Mitte die Imam-Moschee, rechts die Hohe Pforte Ali Qapu

Der Platz Meidān-e Naqsch-e Dschahān (auch Meidān-e Emām, früher Meidān-e Schāh) ist über 500 Meter lang und wird von doppelstöckigen Arkaden eingefasst. An jeder Seite ist er mit einem besonderen Gebäude geschmückt: Mit den Prachtmoscheen Masǧed-e Emām („Imam-Moschee“, früher „Schah-Moschee“) an seiner Südseite und der Moschee Šeyḫ Loṭfollāh an seiner Ostseite, dem Palast ʿĀlī Qāpū („Hohe Pforte“) an seiner Westseite sowie dem Basareingang Qaiṣariye an seiner Nordseite gehört er zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Vorderen Orients. Er ist weltweit der größte Platz seiner Art und zählt – wie auch (seit 2012) die viel ältere Freitagsmoschee von Isfahan[7] – zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Blick über das armenische Viertel Isfahans. Die Vank-Kathedrale ist in der rechten Bildhälfte zu sehen
Der Innenhof des Abbasi Hotels

Westlich des Imam-Platzes befindet sich die Prachtallee Tschahār Bāgh (Vier Gärten), deren Name von den Baum-Viererreihen herrührt und die außerdem mit Kanälen lebhaft gestaltet ist. Sie verbindet die Altstadt mit den südlichen Stadtteilen jenseits des Zayandeh-Flusses.

Zentrum des armenischen Viertels (Neu-)Dschulfa ist die Vank-Kathedrale, erbaut von 1606 bis 1655. Die Kathedrale vereint christliche Architektur mit persisch-islamischer Ornamentik und Gestaltungsformen und ist auch heute noch das religiöse und geistige Zentrum der christlichen Armenier Isfahans. Die Armenier pflegen ihre Kultur und Geschichte. Im April 2005 hielten die Armenier Isfahans eine große Kundgebung ab zum Gedenken an den von den Osmanen verübten Genozid im Jahr 1915.

Eine frühere Karawanserei aus der Zeit der Safawiden wurde zur Zeit des letzten Schahs Mohammad Reza Pahlavi zum Hotel Schah Abbas (heute: Abbasi) umgebaut, das mit seiner prunkvollen Innenausstattung und der architektonischen Gestaltung zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Stadt zählt.

Weitere Anziehungspunkte sind die aufwendig gestalteten Brücken der Stadt. Zu den bekanntesten gehören die 33-Bogen-Brücke und die Chadschu-Brücke. Weiterhin ist die ehemalige Moschee und Mausoleum Monar Dschonban (Menār-e ǧonbān), die „schwankenden Minarette“, von Amu Abdollah Soqla eine beliebte Sehenswürdigkeit.

Gelegenheit zu einer Fahrt auf dem Zayandeh Rud boten früher Tretboote in Schwanenform. Seit etwa 2010 ist der Fluss die meiste Zeit des Jahres wegen der immens gestiegenen Wasserabführung bei einem höhergelegenen Stausee trocken.

Si-o-se Pol, die 33-Bogen-Brücke in Isfahan, 2005
Ausgetrockneter Zayandeh Rud, 2011
Ali-Qāpū-Palast

Brücken

Friedhof

Gärten und Parkanlagen

Häuser

Heiligenschreine (Imamzade)

Innenansicht der armenisch apostolischen Vank-Kathedrale

Kirchen

Mausoleen und Grabmale

Minarette

Scheich-Lotfollāh-Moschee am Meidān-e Emām

Moscheen

Seyyed-Moschee

Museen

Decke des Hascht-Behescht-Palastes (Acht Paradiese – Palast)

Paläste

Plätze und Straßen

Schulen

Andere Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Es finden sich Fabrikationsstätten der Nahrungsmittel-, Stahl-, Öl- und Textilindustrie. Auch das Kunstgewerbe ist verbreitet. Isfahan ist außerdem ein Zentrum der iranischen Atomindustrie mit Forschungsreaktoren und Anlagen zur Uran-Anreicherung.[8] Mobarakeh Steel Company ist als Teil der Staatsholding IMIDRO der größte Flachstahlproduzent im gesamten Nahen Osten und Nordafrika und der größte Eisenschwamm-Produzent der Welt.[9][10]

Der Basar, der sich im Norden an den Imam-Platz anschließt, ist einer der größten und eindrucksvollsten des Iran und ist berühmt für seine Vielfalt und Qualität des Kunsthandwerks und der Teppiche. Nach der Stadt ist auch der feine handgeknüpfte Perserteppich Isfahan benannt.

Verkehr

Isfahan verfügt über einen eigenen Flughafen. Der Kopfbahnhof von Isfahan befindet sich in einem südlichen Randbezirk der Stadt und ist an die Bahnstrecke (Teheran)–Badrud–Schiras angeschlossen. Eine Schnellfahrstrecke, die Bahnstrecke Teheran–Isfahan, befindet sich im Bau.

Bildung

Das moderne Isfahan ist Universitätsstadt (siehe Universität Isfahan).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstiges

Isfahan ist der Hauptschauplatz des bekannten Romans Der Medicus von Noah Gordon. Auch für die gleichnamige Romanverfilmung Der Medicus aus dem Jahre 2013 spielt der Ort eine zentrale Rolle, allerdings war für die orientalischen Szenen Marokko der Drehort.

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • Nasrollah Kasraian, Ziba Arshi: Our Homeland Iran. Sekké Press, Iran 1990; 10. Auflage ebenda 1998, ISBN 964-6194-91-5, Foto-Nr. 64–73.
  • Kurt Würfel: Isfahan nisif-i-dschahan, das ist die Hälfte der Welt. Raggi Verlag, Küsnacht/ Zürich 1974.
  • Mahmoud Rashad: DuMont Kunst Reiseführer Iran. 6. Auflage. Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7701-3385-7.
  • Noah Gordon: Der Medicus. 39. Auflage. Droemer Knaur, München 1996, ISBN 3-426-02955-3 (Taschenbuchausgabe).
  • Jason Elliot: Persien: Gottes vergessener Garten. Malik, München 2007, ISBN 978-3-89029-329-5.
  • Heinz Gaube, Eugen Wirth: Der Bazar von Isfahan. Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B, Geisteswissenschaften, Nr. 22. Reichert, Wiesbaden 1978, ISBN 3-88226-011-4.
Commons: Isfahan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Isfahan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Statistical Centre of Iran: Eṣfahān. Abgerufen am 20. September 2017.
  2. Wenn Wasser zur Illusion wird, NZZ, 18. Juni 2018, Seite 5, Titel der Printausgabe
  3. Wilhelm Eilers: Geographische Namensgebung in und um Iran. Ein Überblick in Beispielen. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, Jahrgang 1982, Heft 6, C. H. Beck, München 1982, S. 12 f.
  4. Gotthard Strohmaier: Avicenna. Beck, München 1999, ISBN 3-406-41946-1, S. 135.
  5. World Urbanization Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 23. Juli 2018.
  6. Website of Xi'an Municipal People's Government: „Sister Cities“ (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive) (englisch)
  7. Masjed-e Jāmé of Isfahan
  8. IAEO-Resolution: Iran soll Isfahan schließen. auf: stern.de, 11. August 2005.
  9. Stefan Frank: Handel mit Iran: US-Sanktionen gegen deutsche Unternehmen. In: mena-watch. 6. Juli 2020, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  10. Das sind die größten Stahlhersteller weltweit. In: Technik + Einkauf. 10. Juni 2020, abgerufen am 29. Dezember 2021.
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