Franz Ferdinand von Österreich-Este
Erzherzog Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria von Österreich-Este (* 18. Dezember 1863 in Graz; † 28. Juni 1914 in Sarajevo) entstammte dem Haus Habsburg-Lothringen und war seit 1896 Thronfolger von Österreich-Ungarn. Beim Attentat von Sarajevo starben er und seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg durch die Hand des bosnisch-serbischen Nationalisten Gavrilo Princip. Die Tat löste die Julikrise aus, die wenig später zum Ersten Weltkrieg führte.
Leben
Kindheit und Jugend
Franz Ferdinand war der älteste Sohn Erzherzog Carl Ludwigs von Österreich, des zweitältesten der drei Brüder Kaiser Franz Josephs, aus dessen zweiter Ehe mit Prinzessin Maria Annunziata von Neapel-Sizilien. Als er sieben Jahre alt war, starb seine Mutter an einem Lungenleiden. Ihr Ehemann hatte für sie die Villa Wartholz in Reichenau an der Rax erbaut, die später der von allen geliebte Familiensitz wurde. Dort und in Schloss Artstetten in Niederösterreich, das ebenfalls seinem Vater gehörte, verbrachte Franz Ferdinand meist die Sommermonate. Wie alle seine Geschwister entwickelte auch er ein inniges Verhältnis zu seiner Stiefmutter Infantin Marie Therese von Braganza,[1] die sein Vater geheiratet hatte, als Franz Ferdinand neuneinhalb Jahre alt war. Sie sollte ihm auch später in der schwierigen Zeit der nicht standesgemäßen Eheschließung mit Gräfin Sophie Chotek beistehen, die er gegen den Willen seines Onkels Kaiser Franz Joseph ertrotzt hatte.
Estensisches Erbe
Erzherzog Franz V. von Österreich-Modena, ein Urenkel Erzherzog Ferdinands (eines Sohns von Kaiserin Maria Theresia, der die Erbin des Herzogtums von Modena geheiratet hatte), war als Herzog von Modena, Massa, Carrara und Guastalla im Besitz des immensen Familienvermögens, aber ohne Nachkommen verblieben. Dass er nicht mehr in Italien regierte, sondern in Österreich lebte, hing damit zusammen, dass im Jahr 1859 alle nichtitalienischen Regenten italienischer Fürstentümer das Land verlassen mussten. Mangels eigener Kinder ernannte er den ältesten Sohn Erzherzog Carl Ludwigs zu seinem Universalerben. Die Bedingungen dafür waren, dass Franz Ferdinand den Namen Este annehmen und sein Italienisch aufbessern müsste (was ihm nicht allzu schwer gefallen sein sollte, da seine aus Italien stammende Mutter mit ihren Kindern oft italienisch gesprochen hatte), um – falls es der Lauf der Geschichte ermöglicht – das Herrscheramt in Modena antreten zu können. Da alle Beteiligten Untertanen Kaiser Franz Josephs waren, musste er die Erlaubnis dafür erteilen. Das machte dieser natürlich gerne, und Erzherzog Franz Ferdinand, der noch lange nicht Thronfolger war, führte von da ab den Namen Österreich-Este.[2]
Nach dem Tod des Thronfolgers im Jahr 1914 ging der Name Österreich-Este auf Franz Ferdinands Großneffen, Erzherzog Robert, über, einen Sohn des späteren Kaisers Karl. Das Archiv der Familie Este wurde 1915 dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv eingegliedert, ein Teil musste 1921 an Italien abgegeben werden.[3] Das estensische Vermögen wurde wie aller Privatbesitz der Habsburger von der neu gegründeten Republik Österreich enteignet.
Ausbildung
Kindheit und Jugend Erzherzog Franz Ferdinands verliefen in den typischen Bahnen eines männlichen Mitglieds der Kaiserfamilie. Die Leitung seiner Erziehung wurde Graf Ferdinand Degenfeld-Schonburg (1835–1892) anvertraut. Ihm standen Rittmeister Graf Nostitz und Leutnant Graf Wallis zur Seite. Für den Unterricht wurden namhafte Lehrkräfte beschäftigt, so der spätere Weihbischof Godfried Marschall für Religion, der Historiker Onno Klopp für Geschichte, Friedrich Knauer für Naturwissenschaft, Knapp für Philologie und später Rittner für Staatswissenschaft und Nationalökonomie. Marschall und Klopp gewannen großen Einfluss auf den jungen Erzherzog. Klopp hielt ihm Vorträge über Habsburger Geschichte, die er von seinem eigenen Standpunkt aus darstellte und interpretierte. Seinem Religionslehrer Propst Marschall gelang es, die Zuneigung Franz Ferdinands zu erringen. Er war viele Jahre sein engster Freund und Berater. Das Vertrauensverhältnis zerbrach später im Zusammenhang mit der morganatischen Ehe des Thronfolgers.[4] Der Familientradition folgend, der zufolge jeder männliche Habsburger eine Militärausbildung zu durchlaufen hatte, trat der Erzherzog sehr früh in die Armee ein und wurde, noch nicht 15 Jahre alt, zum Leutnant des 32. Infanterie-Regiments ernannt.[5]
Jagd
Franz Ferdinand wurde wie die meisten seiner Standesgenossen schon als Kind zur Jagd geschickt. Im Alter von neun Jahren erlegte er sein erstes Wild, bis zu seinem 17. Lebensjahr schoss er 105 Stück Kleinwild. Im erwachsenen Alter erwachte in ihm die Lust am Zielen und Töten nach Zahlen. Im Unterschied zu seinem Vater, Erzherzog Carl Ludwig, der kaum je an einer Jagd teilnahm und der auch keine Freude daran hatte, wurde Franz Ferdinand ein fanatischer Jäger[6] und ein hervorragender Schütze.[7] Er unterhielt mehrere große Jagdreviere und erlegte im Lauf seines Lebens – laut erhaltener Schusslisten – 274.889 Stück Wild.[8] Auf Großwildjagden, an denen er während seiner Weltreisen teilnahm, schoss er Tiger, Löwen und Elefanten. Allein im Jahr 1911 erlegte er 18.799 Stück Wild,[9] „Tagesrekord“ waren im Jahr 1908, an einem Junitag, 2763 Lachmöwen.[10] Er galt seit den frühen 1890er Jahren als einer der besten Schützen der Welt.[11] Seine riesige Trophäensammlung befindet sich noch heute auf Schloss Konopiště. In Schloss Artstetten kann man Münzen sehen, mit denen er eine Wette gewann. In Indien maß er sich mit einem hervorragenden Schützen im Treffen von in die Luft geworfenen Münzen. Während sein Gegner nur eine Münze verbog, traf er drei Münzen mit der Kugel.
Die „an Sucht grenzende Leidenschaft“[12] wird übereinstimmend als eine der dunkelsten Seiten im Persönlichkeitsbild Franz Ferdinands wahrgenommen[13][12] und von Historikern als „feudale Massenschlächterei“,[14] als „Wildschlächterei, Aasen, Massenmord“[12] oder als „pathologische Schießwut“ bezeichnet, bei der er mit „rücksichtsloser Energie“ vorging.[15] Paul Sethe analysierte, dass Franz Ferdinand darin „Kind der Verfallserscheinungen seiner Zeit“ war, „daß ihm die Zahl, das Massenhafte, wichtiger ist als die Freude am Pirschgang …“[16]
Anzumerken ist allerdings, dass der Thronfolger meist Ehrengast bei Jagden war, und ihm die Treiber das Wild zu seinem Schießplatz dirigierten. Trotz dieses, selbst für das 19. Jahrhundert ungewöhnlichen, Jagd-Fanatismus interessierte sich Franz Ferdinand schon damals für die Umwelt, förderte ökologische Projekte auf seinen Gütern, die er als Musterbetriebe führte und engagierte sich intensiv im Bereich des Denkmalschutzes und an der Erhaltung alter, wertvoller Gebäude.[17]
1909 erwarb Franz Ferdinand das Schloss Blühnbach im Salzburger Pongau und ließ es zwischen 1910 und 1913 mehrmals umbauen sowie ein zweites Stockwerk errichten. Einrichtungs- und Bildhauerarbeiten wurden auch von den Halleiner Werkstätten für Kirchliche Kunst und Kunstgewerbe, von Jakob Adlhart und Max Domenig und Mitarbeitern durchführen. Er besuchte auch einigermaßen regelmäßig die Bildhauerwerkstatt in Hallein.[18] 14.000 Hektar Wald ließ er in ein vollkommen abgeschlossenes eigenes Jagdgebiet umwandeln, dadurch kam es zu massiven Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung und dem Alpenverein. Weitere der Jagd dienende Schlösser waren neben Konopiště auch Schloss Lölling in Kärnten.
Vor der Thronfolge
Ab 1878 erhielt Franz Ferdinand eine militärische Ausbildung, die ihn durch die gesamte Monarchie führte: Er war bei der Infanterie in Böhmen, 1889 als Oberst beim 9. Husarenregiment im ungarischen Ödenburg und bei den Dragonern in Oberösterreich. In Ödenburg sollte der Erzherzog mit Ungarn in Berührung kommen und sich in der ungarischen Sprache ausbilden. Doch liebte er dieses Land nicht, ebenso wenig wie dessen Bewohner, und betonte dies – sehr zu seinem Nachteil – bei jeder Gelegenheit.[19]
1889 schenkte ihm sein Vater Schloss Artstetten in Niederösterreich, in dem heute das Franz-Ferdinand-Museum untergebracht ist. 1899 wurde er zum General der Kavallerie befördert; außerdem führte er den Admiralsrang. Während seiner Militärzeit erkrankte er mehrmals an Lungentuberkulose, an der seine Mutter gestorben war, und musste im Herbst 1895 deswegen vorübergehend sogar aus dem aktiven Dienst scheiden.
1892/1893 unternahm er auf ärztlichen Rat eine Weltreise auf dem Torpedorammkreuzer SMS Kaiserin Elisabeth. Offiziell wurde die Reise als wissenschaftliche Expedition deklariert, die die Gerüchte über die angegriffene Gesundheit des Erzherzogs zum Verstummen bringen sollten.[20] Die Reise führte ihn von Triest nach Indien, Indonesien, Australien, Japan, Kanada und Nordamerika. Seine Eindrücke und Erfahrungen hielt er im Tagebuch meiner Reise um die Erde (Wien, Alfred Hölder, 1895) fest. Es wird in Schloss Artstetten aufbewahrt und zeigt deutlich, welchen Einfluss die Weltreise auf seine späteren politischen Ideen nahm. Unter anderem war er überzeugt, dass nur ein föderalistisches System den Vielvölkerstaat am Leben erhalten würde und Österreich, um international reüssieren zu können, eine stärkere Marine bräuchte.[21] 14.000 ethnologische Objekte dieser Reise befinden sich heute im Weltmuseum Wien. 1895 und 1896 unternahm er weitere Reisen in wärmere Regionen und Kuraufenthalte, unter anderem in Ägypten, und erholte sich entgegen den Erwartungen vieler, vor allem Kaiser Franz Josephs, von seiner Krankheit.
Nach dem Tod seines Vaters Erzherzog Carl Ludwig im Jahr 1896 wurde Franz Ferdinand Thronfolger von Österreich-Ungarn und damit der ranghöchste Erzherzog nach seinem regierenden Onkel Kaiser Franz Joseph. Mehrere Versuche, ihn standesgemäß zu verheiraten, unter anderem mit der verwitweten Kronprinzessin Stephanie oder mit Prinzessin Mathilde von Sachsen, schlugen fehl.
Heirat mit Gräfin Sophie Chotek
Am 1. Juli 1900 heiratete Erzherzog Franz Ferdinand gegen die Regeln des Habsburger Hausgesetzes Gräfin Sophie Chotek, eine ehemalige Hofdame Erzherzogin Isabellas. Dem Familiengesetz zufolge durfte ein Mitglied der Kaiserfamilie nur ebenbürtig, also ein Mitglied einer regierenden oder ehemals regierenden Herrscherfamilie heiraten. Das Habsburger Hausgesetz machte bei den Nicht-Ebenbürtigen übrigens keinen Unterschied zwischen einer Gräfin, einer Baronin oder einer Bürgerlichen. Die künftige Gattin durfte keine Untertanin sein. Diese Regel galt allerdings nur für die österreichische Kaiserfamilie. Als König von Böhmen und Ungarn hätte Sophie die entsprechenden Titel tragen dürfen und die gemeinsamen Kinder hätten Thronerben werden können. Franz Ferdinand verzichtete aber im Hinblick auf die Einheit des Reiches in einer Erklärung auf diese Ansprüche.[22]
Im Fall des Erzherzog-Thronfolgers hätte es aber auch noch eine andere Lösung in dieser Lage gegeben: Hätte er auf die Thronfolge verzichtet, wäre die Ehe zwar auch unstandesgemäß gewesen, er hätte sich aber mit dem ererbten estensischen Vermögen auf seine Güter zurückziehen und bis ans Ende seiner Tage ein beschauliches Leben führen können. Das wollte er aber nicht. Er wollte die morganatische Verbindung eingehen und später das Kaiseramt antreten und zog sich mit dieser Sturheit den Zorn seines Onkels, des Kaisers, zu. Um ihm gegenüber die Heirat besser begründen zu können, hatte Erzherzog Franz Ferdinand eine Studie in Auftrag gegeben, in der er darlegen ließ, dass er damit „frisches Blut“ in die Familie bringen wollte. Damals – und noch bis 1945 – nahm man an, dass Eheschließungen unter näheren Verwandten degenerative psychische Erbkrankheiten zur Folge hätten. Das konnte mittlerweile wissenschaftlich widerlegt werden, nur „erbliche neurologische Erkrankungen, die zu einer frühzeitigen Zerstörung der Hirnsubstanz führen“, bilden die Ausnahme (s. dazu G. Senger/W. Hoffmann[23]).
Wie auch immer, Kaiser Franz Joseph erlaubte die Heirat schließlich unter der Bedingung, dass weder Sophie noch zukünftige, der Ehe entspringende Kinder die Herrschaft übernehmen dürften, wofür Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1900 in einem offiziellen Akt die Kenntnisnahme unterzeichnete. Damit stand sein jüngerer Bruder Erzherzog Otto (1865–1906) als künftiger Thronfolger Franz Ferdinands fest. Letztendlich zeigte sich der Kaiser der Ehefrau seines Neffen gegenüber aber großzügig und ernannte sie zunächst zur Fürstin, 1909 zur Herzogin von Hohenberg. Auch die Kinder dieser Verbindung sollten den Namen Hohenberg tragen. Schicksalshaft mag die Wahl des Namens Hohenberg gewesen sein, der mit Gertrude von Hohenberg, der Frau König Rudolfs I., am Anfang der Habsburgermonarchie steht und schließlich wieder am Ende der Herrschaft derselben Familie historische Bedeutung erlangte. Im inneren Kreis der Familie wurde und wird die Namenswahl als ein Akt der Erneuerung und als Zuwendung von Kaiser Franz Joseph interpretiert.[24]
Die Hochzeit mit Sophie Chotek verstärkte nicht nur die ohnehin spannungsgeladene Beziehung zu Kaiser Franz Joseph, auch die nächste Familie zeigte wenig Freude über diese Verbindung. Franz Ferdinand hatte sich seit den 1880er Jahren von seiner Familie und vor allem von den Geschwistern abgekapselt. Er war das einzige der sechs Geschwister, das nicht an den häufigen Familienzusammenkünften in der Villa Wartholz teilnahm, was seinen Vater, Erzherzog Carl Ludwig, sehr kränkte, worauf er in Briefen und Tagebucheintragungen häufig anspielte. Hätte er um die Jahrhundertwende noch gelebt, wäre die Verbindung mit Gräfin Chotek nie zustande gekommen. Oder er hätte seinem Sohn dazu geraten, auf die Thronfolge zu verzichten. Denn ihm galten die Familie und die Familienregeln als höchstes Ideal. Wohl im Andenken an ihren Vater erschienen die Brüder Otto und Ferdinand Karl nicht zur Hochzeit und auch nicht die Schwester Margarete Sophie. Aus der Familie nahmen nur Franz Ferdinands Stiefmutter, Erzherzogin Maria Theresa, und ihre Töchter Maria Annunziata und Elisabeth Amalie teil. Der Kaiserbruder Erzherzog Ludwig Viktor mokierte sich am lautesten über die Mesalliance, wofür Franz Ferdinand sich 1904 mit einer Intrige rächte, die zur Exilierung Ludwig Viktors aus Wien führte.[25]
Die Eheleute haben ihren Entschluss zur Heirat nie bereut, obwohl ihnen das Hofprotokoll das Leben nicht wirklich erleichterte. So war es Sophie nicht erlaubt, bei offiziellen Anlässen an der Seite ihres Mannes zu erscheinen. Während Franz Ferdinand als Thronfolger gleich hinter dem Kaiser gehen durfte, musste sich Sophie hinter die jüngste Erzherzogin reihen, die meist noch ein Baby war. Erleichterung gab es, wenn Franz Ferdinand in seiner Funktion als Generalinspektor der bewaffneten Macht als Offizier erschien. Da durfte er gemäß Protokoll gemeinsam mit seiner Frau auftreten. Die Eheleute nutzten diese Lücke im sonst strengen Protokoll der Monarchie tragischerweise auch in Sarajevo 1914, weshalb sie beim Attentat beide den Tod fanden.
Der Ehe von Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie von Hohenberg entstammten vier Kinder,[26] die den Familiennamen der Mutter trugen:
- Fürstin Sophie Hohenberg (1901–1990) ⚭ 1920 Graf Friedrich Nostitz-Rieneck (1893–1973),
- Herzog Maximilian von Hohenberg (1902–1962) ⚭ 1926 Gräfin Elisabeth von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee,
- Fürst Ernst Hohenberg (1904–1954) ⚭ 1936 Maria Therese Wood,
- ein totgeborener Sohn (1908) wurde in der Familiengruft von Schloss Artstetten beigesetzt, die aus diesem Anlass errichtet wurde.
Franz Ferdinand und Sophie waren die Stammeltern der herzoglichen Familie Hohenberg. Die Hauptwohnsitze waren Schloss Belvedere in Wien und die Sommerresidenz Schloss Konopiště in Böhmen, Ende 1918 vom tschechoslowakischen Staat entschädigungslos enteignet. Die Kinder wurden nach dem Ende der Monarchie in Österreich aufgezogen. Ein Schwager des Thronfolgers, Fürst Jaroslav Thun-Hohenstein, wurde ihr gesetzlicher Vormund und verhandelte in ihrem Namen mit Kaiser Karl den rechtlichen Austritt aus dem Familienfonds. Der Hauptsitz der Nachkommen wurde Schloss Artstetten in Niederösterreich. Der älteste Sohn, Herzog Max von Hohenberg, wurde Rechtsvertreter Erzherzog Ottos in Österreich, der in Belgien, in Amerika und später in Deutschland lebte, wo er den Namen Otto von Habsburg-Lothringen trug.[27]
Politik
Obwohl Kaiser Franz Joseph den Thronfolger bewusst von der Politik fernhielt, betätigte er sich unter dem Deckmantel des Militärs aktiv an der Politik. Das tat er mit einem Beraterstab – der sogenannten „Militärkanzlei“, deren Leiter Alexander von Brosch-Aarenau und sein Nachfolger Carl von Bardolff waren – von Schloss Belvedere aus. Er forcierte den militärischen Aufbau der Streitkräfte (gemeinsames Heer und Kriegsmarine) und plante die Stärkung der Zentralmacht und die Schwächung des Dualismus.
Trialismus – Föderalismus – Zentralismus
Die Reformen hätten den Zusammenschluss von Kroatien, Bosnien und Dalmatien zu einem eigenen Reichsteil (Südslawien) zur Folge gehabt, was mit dem Interesse Serbiens konkurrierte, ein südslawisches Königreich unter serbischer Führung zu gründen. Diese Pläne und die angeheizte öffentliche Stimmung schürten den Hass der Serben gegen den Thronfolger und gegen die habsburgische Herrschaft.
Der „Trialismus“ (Österreich-Ungarn-Südslawien) hatte neben kroatischen konservativen Kreisen zeitweise auch Franz Ferdinand als Förderer; dessen Reformpläne entwickelten sich aber bald in die Richtung einer umfassenden Föderalisierung. Seine gegen Ungarn gerichteten Pläne bezogen sich in erster Linie auf die ungarischen Nationalitäten, nicht weil sie sozial und politisch benachteiligt waren, sondern weil er sie für staatstreu hielt. Dieses Ziel konnte der von Franz Ferdinand zunächst favorisierte Kronländerföderalismus, der keinerlei Rücksicht auf ethnische Verhältnisse nahm, jedoch kaum verwirklichen.
Schließlich wurde der Thronfolger die Zentralfigur der großösterreichischen Bewegung, die eine Föderalisierung aller Völker des Reiches auf ethnischer Grundlage vorsah, obwohl er deren prononciertester ideologischer Stütze, dem Föderalisierungskonzept Popovicis, letztlich auch nicht völlig zustimmen konnte. Franz Ferdinand legte sich technisch nie auf einen dieser Pläne fest, seine Absichten widersprachen einander manchmal und waren häufig verschwommen. Er verfolgte eine Mischung zwischen einem ethnischen und einem historisch-traditionellen Föderalismus, kam zuweilen wieder auf den Trialismus zurück und vertrat eine Art von verwässertem Zentralismus.[28] Ergänzend zum politischen Archiv der Militärkanzlei im Hof- und Staatsarchiv findet sich auf Schloss Artstetten eine weitreichende Dokumentation seiner Pläne und der seiner Berater.
Stärkung der Wehrkraft
Am 29. März 1898 wurde der Thronfolger von Kaiser Franz Joseph als Offizier „zur Disposition Meines Oberbefehls“ gestellt. Der Kaiser richtete ihm einen eigenen militärischen Stab ein und kündigte an, Franz Ferdinand werde nun „reichlichen Einblick in alle Verhältnisse der Wehrmacht zu Lande und zur See gewinnen, welcher dem allgemeinen Wohle dereinst zum Besten gereichen soll“.[29] Von 1906 an baute Alexander Brosch als Flügeladjutant Franz Ferdinands die Militärkanzlei zu einem Beobachtungs- und Beeinflussungsinstrument für die gesamte Politik der Doppelmonarchie aus. Darüber hinaus wurde der Thronfolger mit einer Analyse der Wehrkraft der Monarchie beauftragt, und er erreichte 1906 die Enthebung des 65-jährigen Kriegsministers Heinrich von Pitreich und des 76-jährigen Generalstabschefs Friedrich von Beck-Rzikowsky (im Volksmund scherzhaft „Vizekaiser“ genannt), der ein besonderer Vertrauter des gleichaltrigen Kaisers war. Beck wurde durch den damals 54-jährigen Franz Conrad von Hötzendorf ersetzt.
Als Conrad von Hötzendorf 1911 wegen der Verfolgung von Präventivkriegsplänen gegen Serbien vom Kaiser enthoben wurde, gelang es dem Thronfolger, ihn 1912 wieder in sein Amt einzusetzen. Allerdings war Franz Ferdinand ein Gegner des unüberlegt militärischen Dreinschlagens und wollte einen Krieg mit Russland vermeiden, damit sich „der Zar und der Kaiser von Österreich nicht gegenseitig vom Thron stürzen und der Revolution den Weg freimachen“. Mit dieser Ansicht trat er immer wieder in Gegensatz zu Conrad von Hötzendorf, der ein Vertreter von Präventivkriegen war.
Franz Ferdinand wollte auch einen Krieg gegen Serbien vermeiden, wie er 1913 in einem Brief an Graf Leopold Berchtold betonte: „Führen wir einen Spezialkrieg mit Serbien, so werden wir es in kürzester Zeit über den Haufen rennen, aber was dann? Und was haben wir davon? Erstens fällt dann ganz Europa über uns her (…) und Gott behüte uns, wenn wir Serbien annektieren; ein total verschuldetes Land mit Königsmördern, Spitzbuben etc. Und wo wir noch nicht einmal mit Bosnien fertig werden (…) Und jetzt gibt es meiner Meinung nach nur die Politik, zuzuschauen, wie sich die anderen die Schädel einhauen, sie soviel als möglich aufeinanderhetzen und für die Monarchie den Frieden zu erhalten.“[30]
Der Thronfolger hatte auch wesentlichen Anteil am Ausbau der k.u.k. Kriegsmarine. Er erreichte nach 1900 einen großzügigen Ausbau der Schiffsflotte und den Einsatz von U-Booten ab 1908.
Am Vorabend seines 83. Geburtstags, dem 17. August 1913, ernannte Kaiser Franz Joseph seinen Neffen zum Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht und verfügte, dass die Militärkanzlei Franz Ferdinands nunmehr Kanzlei des Generalinspektors der gesamten bewaffneten Macht zu heißen habe.[31]
Ehrungen und Auszeichnungen
Der Thronfolger wurde, oft aus protokollarischen Gründen, mit hohen Orden ausgezeichnet. Er war, wie alle männlichen Habsburger Träger des Goldenen Vlieses (des Hausordens, der in Österreich rangmäßig über allen anderen Auszeichnungen stand), Ritter des britischen Hosenbandordens, Träger des Großkomturkreuzes des königlichen Hausordens der Hohenzollern, Besitzer des japanischen Chrysanthemen-Ordens und diverser Orden der Souveräne von Schweden bis Sizilien und von Spanien bis Bulgarien. Daneben hat er noch zahlreiche weitere in- und ausländische Orden erhalten.[32]
Vorbereitungen für die Thronbesteigung
Aus dem einst lustigen und lebensfrohen jungen Erzherzog wurde laut Nora Fugger im Lauf der Zeit ein ernster Mann mit festem, unnachgiebigem Willen, der sich mitunter in starren Eigensinn verwandelte. Seinem immer wachsenden Tatendrang gesellte sich der Wunsch zu, in die Politik des Reiches, dessen Regierung er einst zu übernehmen berufen war, entscheidend einzugreifen. Die Unmöglichkeit, diesen Wunsch zu Lebzeiten Kaiser Franz Josephs erfüllt zu sehen, machte ihn schließlich so gereizt, misstrauisch und unruhig, dass seine ganze Umgebung darunter zu leiden hatte.[33]
Der Thronfolger ließ von Brosch und seinem Nachfolger Bardolff in der Militärkanzlei sehr detaillierte Pläne für seine Thronbesteigung erarbeiten. Sie planten einen Umbau der Doppelmonarchie, den der künftige Herrscher dekretieren würde, noch bevor er durch Krönungseide und Ähnliches an die überkommene Ordnung gebunden werden konnte. Davon wäre vor allem die magyarische Oberschicht stark betroffen gewesen. Daher mussten im Umkreis verlässliche, loyale Leute gesucht werden, die den Thronfolger zu gegebener Zeit unterstützen würden. Außerdem mussten Vorbereitungen getroffen werden, wie mit Gegnern des Staatsumbaues, die die früher geltenden Verfassungen außer Kraft setzen würden, umzugehen wäre. Kritiker befürchteten, „daß der Thronfolger zwischen einer Politik der Militärdiktatur im Innern und einer Politik des provozierten Krieges schwanken“ würde.[34]
Im so genannten „Sarajevo-Saal“ des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befindet sich ein besonders kurioses Ölgemälde von Wilhelm Vita. Das Porträt zeigt den Erzherzog im weißen Galawaffenrock im Rang eines Feldmarschalls sowie mit den vier Großkreuzen des Maria-Theresia-Ordens, des k.u. Sankt Stephans-Ordens und Leopold-Ordens sowie des Ordens der Eisernen Krone. Mit Ausnahme des St Stephans-Ordens waren das Auszeichnungen, die Franz Ferdinand als Erzherzog und Thronfolger nicht zustanden, die er aber im Fall einer Thronbesteigung angelegt hätte.[35]
Das Bild stellt demnach Franz Ferdinand als Kaiser dar und mag für den Fall der Thronbesteigung als Vorlage für offizielle Kaiserbilder vorgesehen gewesen sein. Nach der Ermordung des Thronfolgers wurde das zur Utopie gewordene Porträt übermalt. In diesem Zustand wurde das Gemälde vom Heeresgeschichtlichen Museum 1959 erworben und nach Entfernung der Übermalungen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.[36]
Ein ähnliches Bild ist in Schloss Artstetten zu sehen. Es wurde für die Hofburg beim tschechischen, zwischen Prag und Paris pendelnden Maler Václav Brožík bestellt und zeigt die Familienmitglieder nach ihren Rängen. Als Kaiser Franz Joseph erkrankte, fertigte der Künstler eine Skizze mit dem Thronfolger als Kaiser. Das Gemälde konnte jedoch nie ausgeführt werden, da der Künstler am 15. April 1901 starb.[37]
Tod
Attentat von Sarajevo
Im Rahmen von Manöverbesuchen hielten sich Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau im Juni 1914 in Bosnien-Herzegowina auf. Am 28. Juni 1914 statteten sie dessen Hauptstadt Sarajevo einen offiziellen Besuch ab. Die Untergrundorganisation „Mlada Bosna“ plante mit Hilfe von Mitgliedern der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ zu diesem Anlass ein Attentat. Nach einem zunächst fehlgeschlagenen Attentat mit einer Handgranate gelang es dem 19-jährigen Schüler Gavrilo Princip bald danach den Thronfolger und seine Frau mit zwei Pistolenschüssen niederzustrecken, wobei der Thronfolger an der Halsvene und an der Luftröhre getroffen wurde, kurz darauf das Bewusstsein verlor und verblutete.[38]
Die blutüberströmte Uniform, die Franz Ferdinand an diesem Tag trug (sie ist eine Leihgabe des Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums, Schloss Artstetten) sowie das Automobil, in dem er und seine Frau erschossen wurden, kann man im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien besichtigen. Das Durchschussloch jenes Geschosses, das Herzogin Sophie tödlich traf, ist deutlich zu sehen.[39] Die Orden und Ehrenzeichen, die der Thronfolger am Tag seiner Ermordung trug, befinden sich auf Schloss Konopiště. Das blutbefleckte Kleid der Herzogin von Hohenberg ist ebenfalls erhalten.
Begräbnis
Die Nachricht vom Tod des Thronfolgers wurde in politischen und in Hofkreisen mit wenig verhehlter Genugtuung aufgenommen. Man war froh, den mächtigen und gefährlichen Gegner losgeworden zu sein und man tat nun alles, um das auch noch bei den Beisetzungsfeierlichkeiten nach außen zu tragen.[40] Aus diesem Grund wurden die Trauerfeierlichkeiten bewusst bescheiden gehalten, die man offiziell mit der unstandesgemäßen Heirat begründete. Die Presse sprach von einem „Begräbnis III. Klasse“.
Ein Staatsbegräbnis kam für den Thronfolger ohnehin nicht in Frage, das stand nur dem Monarchen selbst zu. Ansonsten beschied sich Obersthofmeister Fürst Alfred Montenuovo, der vom Kaiser nicht daran gehindert wurde, mit einem Minimalprogramm. Da für die Herzogin von Hohenberg die Bestattung in der Kapuzinergruft nicht möglich war, hatte Franz Ferdinand schon früher verfügt, in der für die Familie errichteten Gruft in Schloss Artstetten beigesetzt zu werden.[41] Es gab keinen Trauerzug, und auch die Überführung der Särge nach Artstetten erfolgte ohne Beteiligung (hof)staatlicher Stellen ausschließlich durch die Mitarbeiter der Städtischen Bestattung Wiens. Die Verabschiedung in der Familiengruft unter der im Schloss Artstetten gelegenen Pfarrkirche fand am 4. Juli im engsten Familienkreis statt.[42]
Zahlreiche Objekte aus dem Nachlass des Thronfolgers sind in einem von seinen Nachkommen eingerichteten Museum in Schloss Artstetten zu sehen.
- Das Auto, in dem Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen wurden (Heeresgeschichtliches Museum Wien)
- Die blutbefleckte Generalsuniform Franz Ferdinands im Heeresgeschichtlichen Museum
- Aufbahrung von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie im Konak von Sarajevo
- Gruft in Schloss Artstetten mit den Marmorsarkophagen von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie
Politische Folgen des Attentats
Wie aus Protokollen von Sitzungen des k.u.k. Ministerrates für gemeinsame Angelegenheiten hervorgeht, wollte Österreich-Ungarn Serbien daraufhin mit einem Krieg für immer unschädlich machen und stellte der serbischen Regierung am 23. Juli 1914 ein äußerst hartes, auf 48 Stunden befristetes Ultimatum, in dem es u. a. die Unterdrückung jeglicher Aktionen und Propaganda gegen die territoriale Integrität der österreichisch-ungarischen Monarchie verlangte und eine gerichtliche Untersuchung des Attentats unter Mitwirkung österreichisch-ungarischer Beamter forderte. Das Ultimatum war bewusst so verfasst, dass ein souveräner Staat es nicht akzeptieren konnte. Das Ultimatum drohte allerdings nur mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und (noch) nicht mit Krieg, eine Feinheit, auf deren Betonung der k.u.k. Außenminister Graf Leopold Berchtold großen Wert legte.
Serbien antwortete auf das Ultimatum innerhalb der vorgegebenen Frist, akzeptierte es jedoch nicht bedingungslos. Schließlich erklärte Österreich-Ungarn mit deutscher Rückendeckung Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Durch die Bündnisverpflichtungen der damaligen Großmächte wurde so der Erste Weltkrieg ausgelöst.
Nach der Ermordung Franz Ferdinands wurde nach salischem Erbrecht der spätere Kaiser Karl Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Rezeption
Trotz seiner Reformpläne und seiner unkonventionellen Ehe ist Franz Ferdinand nicht zu einer populären Figur geworden. Dies lag wohl ebenso an der Missgunst all jener, die ihm seine nicht standesgemäße Heirat und seine Reformpläne übelnahmen, wie an seinem als schroff und wenig gewinnend beschriebenen Wesen.
Der Wiener Publizist Karl Kraus, der mit ihm zeitweise sympathisierte, formulierte es in seinem Nachruf so: Er war kein Grüßer (…) Auf jene unerforschte Gegend, die der Wiener sein Herz nennt, hatte er es nicht abgesehen.[43]
Seine Verachtung allen neuen kulturellen Entwicklungen gegenüber (etwa gegenüber der Architektur Otto Wagners; siehe die 1907 von Franz Ferdinand eröffnete Kirche am Steinhof) trug zusätzlich zu schlechter Nachrede bei. Angeblich hätte er bei einer Ausstellung die Meinung geäußert, man solle Oskar Kokoschka „alle Knochen im Leib brechen“.[44]
Im Jahr 1912 wurde in Wien-Landstraße (3. Bezirk) der Esteplatz nach dem Thronfolger benannt. Ebenso wurde die von Franz Ferdinand aus Konopischt (Konopiště) nach Beneschau (Benešov) verlegte Brauerei Ferdinand nach ihm benannt, die bis heute Bier unter diesem Namen produziert.
1917 wurde in Sarajevo ein Denkmal für das ermordete Paar enthüllt. Es wurde 1919 vom SHS-Staat entfernt.[45]
Ludwig Winder veröffentlichte 1937 in Zürich einen quellennahen Roman mit dem Titel Der Thronfolger. Er wurde 1984 in Ost-Berlin wieder aufgelegt. Marcel Reich-Ranicki ließ das Werk im März 1987 in der Reihe Romane von gestern – heute gelesen vorstellen. Eine Neuauflage brachte 2014 der Paul Zsolnay Verlag heraus.
1989 wurde im Schloss Artstetten das Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum eingerichtet.
Die 2001 gegründete schottische Band Franz Ferdinand ist nach dem Erzherzog benannt.
2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal, was in zahlreichen Büchern, Dokumentarfilmen etc. thematisiert wurde. Der Journalist Frank Gerbert veröffentlichte 2014 ein Buch, in dem er die letzte Reise von Franz Ferdinand mit dem Ende in Sarajewo detailliert nachzeichnete.[46]
2014 wurde in Schloss Artstetten ein Requiem in der Schlosskirche und in der Basilika von Maria Taferl aufgeführt, zu dem mehr als 90 Mitglieder der ehemaligen kaiserlichen Familie kamen. Die 100. Wiederkehr des Todestages bot Anlass zu mehreren größeren Gedenkveranstaltungen, an denen auch zahlreiche Politiker teilnahmen.
Salonwagen Franz Ferdinands
Im Besitz des Technischen Nationalmuseums (NTM) in Prag befindet sich der Salonwagen Sa 22 Erzherzog Franz Ferdinands, der 1909 von den Prager Ringhoffer-Werken gebaut wurde. Diesen Waggon verwendeten nach dem Tod des Erzherzogs auch sein Nachfolger, der spätere Kaiser Karl und anschließend die Mitglieder der tschechoslowakischen Regierung bis in die 1960er Jahre. 2009 wurde der Salonwagen umfassend renoviert und ist seitdem wieder fahrbereit. Im Inneren ist das Fahrzeug noch weitestgehend original erhalten.
Einer Anekdote zufolge konnte Franz Ferdinand seine letzte Reise nach Sarajewo nicht mit diesem Waggon antreten. Das Fahrzeug lief, an den planmäßigen Schnellzug nach Wien gekuppelt, mit rauchenden Achsen im Bahnhof Chlumetz ein und musste abgestellt werden.
Darstellung im Film
Als bekannte Figur der österreichischen Geschichte kommt Franz Ferdinand auch in einigen Spielfilmen vor. In Max Ophüls Filmmelodram Von Mayerling bis Sarajewo (1940) wird der von John Lodge dargestellte Franz Ferdinand sogar zum Hauptcharakter. Ebenso ist dies in Um Thron und Liebe (1950) von Fritz Kortner der Fall, hier wird der Erzherzog von Ewald Balser dargestellt. In Oberst Redl von Istvan Szabo (1985) verkörpert Armin Mueller-Stahl Franz Ferdinand. In weiteren Verfilmungen des Attentats von Sarajevo spielten u. a. Christopher Plummer (1975) und Hans von Borsody (1984) den Erzherzog. In verschiedenen anderen Filmen tritt er als Randfigur in Erscheinung.
Vorfahren
Ahnentafel Franz Ferdinand von Österreich-Este | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ururgroßeltern | Kaiser
(1747–1792) ⚭ 1765 (1745–1792) |
König
(1751–1825) ⚭ 1768 (1752–1814) |
Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld
(1724–1767) ⚭ 1746 Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (1724–1794) |
Karl Ludwig von Baden
(1755–1801) ⚭ 1774 (1754–1832) |
König
(1751–1825) ⚭ 1768 (1752–1814) |
König
(1748–1819) ⚭ 1765 (1751–1819) |
Kaiser
(1747–1792) ⚭ 1765 (1745–1792) |
Fürst
Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg (1768–1816) ⚭ 1788 (1772–1827) |
Urgroßeltern | Kaiser Franz II.
(1768–1835) ⚭ 1790 Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772–1807) |
König Maximilian I. Joseph
(1756–1825) ⚭ 1797 Karoline Friederike Wilhelmine von Baden (1776–1841) |
König Franz I.
(1777–1830) ⚭ 1802 (1789–1848) |
Karl von Österreich-Teschen
(1771–1847) ⚭ 1815 Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg (1797–1829) | ||||
Großeltern | Franz Karl von Österreich
(1802–1878) ⚭ 1824 (1805–1872) |
König Ferdinand II.
(1810–1859) ⚭ 1837 (1816–1867) | ||||||
Eltern | Karl Ludwig von Österreich
(1833–1896) ⚭ 1862 Maria Annunziata von Neapel-Sizilien (1843–1871) | |||||||
Franz Ferdinand von Österreich-Este |
Schriften (Auswahl)
- „Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck.“ Tagebuch meiner Reise um die Erde 1892–1893. Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Frank Gerbert, Kremayr & Scheriau, Wien 2013, ISBN 978-3-218-00862-4.
Literatur
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este 1863–1914. 3 Bände, Verlag Berger, Horn/Wien 2014, ISBN 978-3-85028-624-4.
- Wladimir Aichelburg: Sarajevo – das Attentat 28. Juni 1914. Das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1999, ISBN 3-7046-1386-X.
- Theodor von Sosnosky: Franz Ferdinand, der Erzherzog Thronfolger. Ein Lebensbild. München/Berlin 1929.
- Victor Eisenmenger: Erzherzog Franz Ferdinand. Wien 1930.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este 1863–1914. Notizen zu einem ungewöhnlichen Tagebuch eines außergewöhnlichen Lebens. Berger, Horn/Wien 2014, 3 Bände, ISBN 978-3-85028-624-4.
- Erika Bestenreiner: Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg. Verbotene Liebe am Kaiserhof. Piper, München/Zürich 2004, ISBN 978-3-492-04514-8.
- Gordon Brook-Shepherd: Die Opfer von Sarajevo. Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Chotek. Engelhorn, Stuttgart 1988, ISBN 3-87203-037-X.
- Theodor Brückler: Thronfolger Franz Ferdinand als Denkmalpfleger. Die „Kunstakten“ der Militärkanzlei im Österreichischen Staatsarchiv (Kriegsarchiv). Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78306-0.
- Beate Hammond: Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie. Ueberreuter, Wien 2001, ISBN 3-8000-3794-7.
- Alma Hannig: Franz Ferdinand, die Biografie. Amalthea Signum, Wien 2013, ISBN 978-3-85002-845-5.
- Robert Hoffmann: Erzherzog Franz Ferdinand und der Fortschritt. Altstadterhaltung und bürgerlicher Modernisierungswille in Salzburg. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1994, ISBN 3-205-98232-0.
- Rudolf Kiszling: Franz Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 364 f. (Digitalisat).
- Lucian O. Meysels: Die verhinderte Dynastie. Erzherzog Franz Ferdinand und das Haus Hohenberg. Molden, Wien 2000, ISBN 978-3-85485-051-9.
- Hertha Pauli: Das Geheimnis von Sarajevo. Zsolnay, Wien/Hamburg 1966; als TB: Bastei Lübbe 63026, Bergisch Gladbach 1978, ISBN 3-404-00886-3.
- Justin Stagl (Hrsg.): Ein Erzherzog reist. Beiträge zu Franz Ferdinands Weltreise. Gesellschaft für Kultursoziologie, Eigenverlag der Gesellschaft für Kultursoziologie der Universität Salzburg, Salzburg 2001.
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand, der verhinderte Herrscher. Kremayr & Scheriau, Wien/München/Zürich 2007, ISBN 978-3-218-00769-6.
Belletristik
- Janko Ferk: Der Kaiser schickt Soldaten aus. Ein Sarajevo-Roman. Wien/Graz 2014, ISBN 978-3-222-13408-1.
Weblinks
- Literatur von und über Franz Ferdinand von Österreich-Este im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Franz Ferdinand von Österreich-Este in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Zeitungsartikel über Franz Ferdinand von Österreich-Este in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Leben und Geschichte Franz Ferdinands. (Memento vom 14. Mai 2011 im Internet Archive) (englisch)
- Miklós Horthy: Erinnerungen an Franz Ferdinand. (englisch)
- Attentat auf Franz Ferdinand in der österreichischen Presse. Österreichische Nationalbibliothek
- Bilder von Franz Ferdinand im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
- Filmaufnahmen von Franz Ferdinand und Wochenschauberichte zu dessen Ermordung auf dem European Film Gateway
- Website des Schlosses Artstetten (bei Pöchlarn, Niederösterreich)
- Marc von Lüpke: Attentat von Sarajevo – „Wir werden heut’ noch ein paar Kugerln bekommen“. In: einestages, 27. Juni 2014
Einzelnachweise
- Prinz Wilhelm Karl von Isenburg: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Stammtafel 56. Band 2. Berlin 1936.
- Wolfgang Reitzi: Übergang des Estensischen Vermögens an das Haus Habsburg. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. April 2022; abgerufen am 12. Juli 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- AT-OeStA/HHStA HA Habsburg-Este Habsburg-Este, 1100-1900 (Bestand). Österreichisches Staatsarchiv
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher. Österr. Bundesverlag, Wien 1983, S. 65–68.
- Theodor von Sosnosky: Franz Ferdinand, der Erzherzog-Thronfolger. Ein Lebensbild. München, Berlin 1929, S. 4 f.
- Markus Deutsch: Schießwütiger Erzherzog. (PDF) Abgerufen am 13. Juli 2021.
- Linhart berichtet (unter Verweis auf „Mit Gmunden kann Borneo nicht mithalten“) von einem Wettbewerb mit Kunstschützen Buffalo Bill in Wien, den Franz Ferdinand gewann in LB. In: FAZ, 16. Juli 2013, S. 30.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Artstetten. Lehner, Wien 2000, ISBN 3-901749-18-7, S. 32.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Artstetten. Lehner, Wien 2000, ISBN 3-901749-18-7, S. 33.
- Gerhard Roth: Eine Reise in das Innere von Wien. Essays. S. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-10-066045-5, S. 182.
- Wolfram G. Theilemann: Adel im grünen Rock. Adliges Jägertum, Grossprivatwaldbesitz und die preussische Forstbeamtenschaft 1866–1914. Akademie Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003556-0, S. 73.
- Emil Franzel: Franz Ferdinand d’Este. Leitbild einer konservativen Revolution. München 1964, S. 60.
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, S. 224.
- Wolfram G. Theilemann: Adel im grünen Rock. Adliges Jägertum, Grossprivatwaldbesitz und die preussische Forstbeamtenschaft 1866–1914. Akademie Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003556-0, S. 140.
- Gerd Holler: Franz Ferdinand von Österreich-Este. Ueberreuter, Wien 1982, ISBN 3-8000-3182-5, S. 41.
- Paul Sethe: Das machte Geschichte. Panoramen aus einem Jahrhundert. Scheffler, Frankfurt am Main 1969, S. 42.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este 1863–1914. Notizen zu einem ungewöhnlichen Tagebuch eines außergewöhnlichen Lebens. Berger, Horn/Wien 2014, 3 Bände, ISBN 978-3-85028-624-4.
- Adolf Hahnl: Der Bildhauer Jakob Adlhart. Mit einer Autobiographie des Künstlers. Otto Müller Verlag. Salzburg 1980. S. 14
- Fürstin Nora Fugger: Im Glanz der Kaiserzeit, Amalthea, Wien 1932, Neuauflage Meistersprung Verlag 2016, ISBN 3-85002-132-7, S. 142
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher. Öst. Bundesverlag, Wien 1983, S. 85–88.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich Este 1863–1914.
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher. Öst. Bundesverlag, Wien 1983, S. 114–138.
- Gabriele Praschl-Bichler: Kaiserin Elisabeth. Mythos und Wahrheit. (Mit Kommentaren von G. Senger und W. Hoffmann). Wien 1996, S. 28 f.
- Archiv Schloss Artstetten, Privat-Korrespondenz Herzog Max v. Hohenberg
- Katrin Unterreiner: Luziwuzi: das provokante Leben des Kaiserbruders Ludwig Viktor, S. 153 f., unter Hinweis auf einen Bericht von Max Reversi, eine Darstellung des Generalstabsoffiziers Edmund Glaise-Horstenau und einen Artikel der Arbeiter-Zeitung, die alle explizit von einer Intrige des Thronfolgers ausgingen.
- Prinz Wilhelm Karl von Isenburg: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Band 1. Berlin 1936.
- Wladimir Aichelburg: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este.
- Robert A. Kann: Das Nationalitätenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideengehalt der nationalen Bestrebungen vom Vormärz bis zur Auflösung des Reiches im Jahre 1918. Band 2: Ideen und Pläne zur Reichsreform. Böhlau, Graz/Köln 1964, S. 193–197.
- Allerhöchstes Handschreiben vom 29. März 1898. In: Amtlicher Teil. In: Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 75, 1. April 1898, S. 1.
- zit. nach Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher. Österr. Bundesverlag, Wien 1983, S. 214.
- Allerhöchstes Handschreiben vom 17. August 1913. In: Amtlicher Teil. In: Tageszeitung Wiener Zeitung, Nr. 192, 20. August 1913, S. 1.
- Listen seiner Auszeichnungen (Stand Jänner bzw. November 1913):
Hof- und Staats-Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie für das Jahr 1913, Abschnitt Genealogie des Allerhöchsten Herrscherhauses, S. 2. k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1913.
Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung. Wien 1914, Band 1, Abschnitt Österreichisches Kaiserhaus, digitale S. 36, 1. und 2. Spalte - Nora Fugger: Im Glanz der Kaiserzeit. Amalthea, Wien 1932, Neuauflage Meistersprung Verlag 2016, S. 145
- Arno J. Mayer: Adelsmacht und Bürgertum. Die Krise der europäischen Gesellschaft 1848–1914. C.H. Beck, München, ISBN 3-406-09749-9, S. 324.
- Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz/Wien 2000, S. 56 f.
- Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Salzburg 1981, S. 52.
- Erzherzog Franz Ferdinand Museum Schloss Artstetten. Raum der Militärkanzlei.
- Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal VI – Die k.(u.)k. Armee von 1867–1914. Wien 1989, S. 53.
- Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 63.
- Victor Eisenmenger: Erzherzog Franz Ferdinand. Wien 1930, S. 178 ff.
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand – Der verhinderte Herrscher. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, S. 39.
- Landeschronik Niederösterreich. 2. Aufl. 1994, S. 340, siehe auch 4.7.1914 Beisetzung des Thronfolgerpaars Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg in Schloss Artstetten in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- Franz Ferdinand und die Talente. In: Die Fackel, Wien, XVI. Jahr, Nr. 400–403, 10. Juli 1914, S. 1 ff., Zitat auf S. 3 unten
- Otto Hans Ressler: Der Wert der Kunst. Böhlau, Wien 2007, ISBN 9783205776697, S. 64.
- Alma Hannig, Paul Miller: Kein Denkmal für den Toten. In: Die Zeit. Nr. 27, 26. Juni 2014.
- Frank Gerbert: Endstation Sarajevo. Die letzten Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand. Eine Spurensuche von Böhmen bis Bosnien. Kremayr & Scheriau, Wien 2014, ISBN 978-3-218-00908-9.