Eroberungskrieg
Der Eroberungskrieg ist ein Krieg, der geführt wird, um den eigenen Machtbereich um Gebiete eines anderen Staates zu erweitern. Das Ziel ist es, Gebietshoheit über ein bisher fremdes Gebiet zu erlangen. Oft ist er ein Angriffskrieg; er gilt heute nicht als gerechter Krieg. Der Eroberungskrieg ist völkerrechtswidrig – spätestens seit 1928 (Briand-Kellogg-Pakt) – wie jüngere Forschung gezeigt hat, wurde er aber auch schon zuvor problematisiert.[1]
Der Eroberungskrieg unterscheidet sich mit diesem Ziel unter anderem
- vom Bürgerkrieg, in dem politische Interessen innerhalb eines Landes ausgefochten werden,
- vom Befreiungskrieg, der auf die Erringung der Souveränität gegen Besatzung und Unterdrückung abzielt,
- und vom Erbfolgekrieg, bei dem es um indirekte politische Interessen in anderen Ländern geht.
Weitere gegensätzliche Gründe für Kriege sind z. B. die Sicherung von Handelswegen und Rohstoffquellen, politische Einflussnahme bzw. Erweiterung des Machtbereichs der politischen Ideologie, oder der Schutz von Zivilisten oder eigener Bürger vor Übergriffen radikaler Gruppen. Auch ein Grenzkrieg ist nicht direkt ein Eroberungskrieg, da es in der Regel um die Sicherung oder Festlegung des Grenzverlaufs nach der eigenen Anschauung geht.
Begriff
Oft lässt sich die Art eines Krieges nicht eindeutig bestimmen, weil mehrere Gründe bzw. Motive eine Rolle spielen und/oder der wahre Grund ideologisch verschleiert wird, zumindest zu den Zeiten, in denen eine Legitimation des eigenen Handelns gegenüber dem Volk oder der internationalen Politik erfordert ist.
Der Begriff steht unabhängig davon, ob der Krieg ein Angriffs-, ein Verteidigungs- oder ein Präventivkrieg ist. Diese Begriffe definieren sich über den Verlauf des Konflikts, während sich der Eroberungskrieg aus dem Primärziel definiert.
Literatur
- Anne Lipp: Vom Verteidigungskrieg zum Eroberungskrieg. In: Dies.: Meinungslenkung im Krieg. Kriegserfahrungen deutscher Soldaten und ihre Deutung 1914–1918. Göttingen 2003, S. 201–204.
- Manfred P. Emmes: Die Außenpolitiken der USA, Japans und Deutschlands im wechselseitigen Einfluß von der Mitte des 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts. Münster 2000, S. 97–107.
- Gerhard Fritz: Der Franzoseneinfall 1693 in Südwestdeutschland : Ursachen – Folgen – Probleme ; Beiträge des Backnanger Symposions vom 10. und 11. September 1993. Ramshalden-Buoch 1994.
- Der Krieg wird zum Eroberungskrieg. In: Politische Berichte, Bd. 24 (2003), S. 3–7.
- Wilhelm Liebknecht: Gegen Militarismus und Eroberungskrieg – aus Schriften und Reden. Berlin 1986.
- Kurt von Raumer: Die Zerstörung der Pfalz von 1689 im Zusammenhang der französischen Rheinpolitik. 1. Auflage München/Berlin 1930. Neuauflage Bad Neustadt/a.d.Saale 1982.
- Jakob Seibert: „Panhellenischer Kreuzzug“, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg? Überlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien, in: Wolfgang Will (Hg.), Alexander der Große. Eine Welteroberung und ihr Hintergrund. Vorträge des Internationalen Bonner Alexanderkolloquiums, 19.–21. Dezember 1996, Bonn 1998, S. 3 ff.
- Paul-Ludwig Weihnacht: Eroberungskrieg bei Machiavelli, Vitoria, Montesquieu und Kant. In: Iustitia et pax (2008), S. 731–750.
- Paul-Ludwig Weihnacht: Eroberungskrieg und Propaganda der Verteidigung. Recht – Diskreditierung – Verbot. In: Zeitschrift für Politik, Bd. 55 (2008), S. 413–434.
- Zeitgeschichte: Die NS-Wirtschaftspolitik gründete auf Ausbeutung, Raub und Eroberungskrieg. In: Profil, 30, (2010), S. 34–40.
Weblinks
Einzelnachweise
- Lothar Brock, Hendrik Simon: The justification of war and international order : from past to present. First edition Auflage. Oxford 2021, ISBN 978-0-19-263463-4.