Ernst Eckstein (Politiker)
Ernst Eckstein (* 21. Februar 1897 in Breslau; † 8. Mai 1933 ebenda) war ein sozialistischer Politiker (SPD und SAPD) und Jurist.
Leben
Dem aus einer Arbeiterfamilie stammenden Eckstein gelang es, das Gymnasium und nach abgeleistetem Wehrdienst die Universität zu besuchen, wo er ein Jurastudium an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau mit Promotion abschloss. Eckstein schloss sich während seines Studiums der SPD an; hier fungierte er u. a. als Stadtverordneter und Vorsitzender des Stadtverbandes in Breslau und als Mitglied des Bezirksvorstandes. Gleichzeitig eröffnete er in Breslau eine Anwaltskanzlei und erwarb sich den Ruf eines „Anwaltes der Armen“. Er war Delegierter auf den Parteitagen 1920 bis 1924 und 1927 bis 1931. Zum linken Flügel der SPD gehörend, hatte Eckstein schon auf dem Berliner Parteitag 1924 einen (abgelehnten) Antrag gestellt, dass die SPD-Reichstagsfraktion den Wehretat prinzipiell ablehnen solle; weiterhin beteiligte er sich ab 1927 an dem Organ der marxistischen Linken in der SPD, Der Klassenkampf. Im September 1931 wurde er aus der SPD ausgeschlossen. Folgerichtig trat er 1931 in die neu gegründete SAPD ein, in der er dem Reichsvorstand angehörte und dem 3000 Mitglieder starken Parteibezirk Mittelschlesien vorstand. In der Statutenkommission war Eckstein federführend an der Ausarbeitung der Parteisatzung beteiligt (SAP-Parteitag 25. – 28. März 1932).
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 wurde er direkt nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar verhaftet und starb am 8. Mai 1933 in der Breslauer Heilanstalt für Nerven- und Gemütskranke. Während manche seinen Tod auf Folterungen[1] oder einen Unfall bei der Zwangsarbeit zum Aufbau des KZ Dürrgoy zurückführen, ist ein Suizid wahrscheinlicher.[2] An seiner Beerdigung in Breslau beteiligten sich Tausende Breslauer Arbeiter; sie wurde zu einer der letzten legalen Demonstrationen der Arbeiterbewegung gegen den Nationalsozialismus.
Zu Ehren Ecksteins nannte die SAPD ihre Solidaritätsorganisation zur Unterstützung von Verfolgten und ihren Angehörigen Ernst-Eckstein-Fonds.
Werke
- Der Irrtum über die persönlichen Eigenschaften eines Ehegatten. Breslau 1922 (Dissertation)
- "Ablehnung der Mittel für die Wehrmacht". In: Sozialdemokratie und Wehrproblem. Vorschläge für Programmformulierungen zu dem Wehrproblem . Hrsg. von Max Adler. Berlin: Selbstverlag 1929. Digitalisat
- Fritz Bielik, Ernst Eckstein: Die Organisation im Klassenkampf. Die Probleme der politischen Organisation der Arbeiterklasse. Berlin-Britz: Marxistische Verlagsgesellschaft 1931.
Literatur
- Ernst Eckstein. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I. Verstorbene Persönlichkeiten. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 71.
- Ernst Eckstein. In: Deutsche Widerstandskämpfer 1933-1945. Biographien und Briefe, Band 1. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 206–208.
- G. Bandur: "Eckstein, Ernst". In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 108–109.
- Knut Bergbauer: Ernst Eckstein (1897–1933). Frankfurter Hefte.de 26. April 2013.
Weblinks
Einzelnachweise
- So Göppinger: "Ernst Eckstein [...] wurde im März in das Konzentrationslager Durrgoy bei Breslau verschleppt und dort von SA-Leuten Tage lang in bestialischer Weise mißhandelt, bis er den erlittenen Verletzungen erlag.", Göppinger, Horst, Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich", 2. Aufl., München: Beck, 1990, S. 62.
- Knut Bergbauer: »Tote auf Urlaub …«: Bernhard Schottländer und Ernst Eckstein, zwei jüdische Sozialisten aus Breslau. In: Andreas Brämer/Arno Herzig/Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Jüdisches Leben zwischen Ost und West: Neue Beiträge zur jüdischen Geschichte in Schlesien. Göttingen: Wallstein, 2014, S. 60–78, bes. S. 75–76.