Ernestine Zoref
Ernestine Zoref,[1] geborene Zenker (* 23. Mai 1896 in Wien; † 30. Juni/1. Juli 1934 im KZ Dachau), war ein Opfer des Röhm-Putsches im Frühsommer 1934 und die erste Frau, die als Häftling nach Dachau kam.
Leben
Zoref war seit den 1920er Jahren die Lebensgefährtin des baltischen Schriftstellers Paul Edmund von Hahn. Hahn wurde 1933 zweiter Direktor der Münchener Neuesten Nachrichten.
Obwohl Hahn ursprünglich ein Freund von Reinhard Heydrich war, wurde er später der Spionage für die Sowjetunion verdächtigt und ins KZ Dachau eingeliefert. Nachdem er angeblich am 26. März 1934 aus dem Lager entlassen wurde, soll er sich ins Ausland abgesetzt haben.[2] Zoref, die der Mitwisserschaft verdächtigt wurde, wurde an seiner Stelle nach Dachau in Haft genommen. Nach gegenwärtigem Forschungsstand war sie damit die erste Frau, die als Häftling nach Dachau kam.[3]
Nachdem Zoref am 12. Mai zunächst wieder aus der Haft entlassen worden war, wurde sie sieben Wochen später, am 30. Juni 1934, im Rahmen des Röhm-Putsches erneut festgenommen.[4] Am selben Abend wurde Zoref erneut in Dachau eingeliefert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft getötet. Der Häftling Josef Eckstein, der das Geschehen miterlebte, beschrieb dieses später folgendermaßen:
„Gegen 11 Uhr brachte ein Auto wieder vier Mann und eine Frau. Sie wurden bis zu der Brücke vom Kanal, der durchs Lager fließt, gefahren. Hier mussten sie aussteigen und wurden gleich von SS-Posten in Empfang genommen. Der Stellvertretende Lagerkommandant Lippert von Schönwald gab dem Kompanieführer Dammbach ein Zeichen auf die Erde zu. Nun wurden die 5 Opfer, wo früher die Lagerwache war, vorbeigeführt und vor dem Wald von Hinten erschossen. […] Die Frau umringte in ihrer Todesangst einen SS-Mann, der sie aber beiseite stieß und niederknallte.“[5]
Zoref war damit eine von mindestens fünfundachtzig Personen und – neben Elisabeth von Schleicher und der Hirschbergerin Jeanette Zweig, Ehefrau von Alexander Zweig – eine von drei Frauen, die im Rahmen des Röhm-Putsches gleichzeitig mit ihren Ehemännern ermordet wurden.
Einzelnachweise
- Während Gruchmann und Wilhelm Hoegner: Der Politische Radikalismus in Deutschland, 1919–1933. 1966, S. 236. Zorefs Vornamen als Ernestine angeben, lautet er bei Martin Broszat/ Elke Fröhlich/ Falk Wiesemann: Bayern in der NS-Zeit. 1977, ISBN 3-486-42381-9, S. 365, und Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt Die Anfänge des Konzentrationslagers Dachau 1933–1934. 1983, S. 313 Ernestina.
- Bernhard Kiekenap: SS-Junkerschule. SA und SS in Braunschweig, 2008, S. 240.
- Wolfgang Benz: Verfolgung als Gruppenschicksal, 1998, S. 221.
- Martha Schad: Frauen gegen Hitler, 2001, S. 114.
- International Dachau Committee: Dachauer Hefte, Bd. 8–9, S. 222.