Erik der Rote

Erik der Rote (altnordisch Eiríkr (inn) rauði Þorvaldsson, norwegisch Eirik Raude, * zwischen 930 und 950 in Jæren, Norwegen;[1][2] † um 1003 oder nach 1009 in Brattahlíð, Grönland) war ein Wikinger und Landnehmer.

Fantasiedarstellung Eriks des Roten in Arngrímur Jónssons Gronlandia (Holzschnitt, 17. Jahrhundert)

Leben

Leben in Island

Rekonstruktion des Farmhauses Eiríksstaðir in Island

Das Leben Erik des Roten ist in zahlreichen Sagas überliefert. Er stammte der nach ihm benannten Eiríks saga rauða zufolge ursprünglich aus Jæren in Norwegen und war der Sohn von Þorvaldr Ásvaldsson. Diese Überlieferung deckt sich mit der in der Landnámabók. Etwas weniger detailliert ist dieselbe Geschichte in der Grænlendinga saga überliefert und ein Ausschnitt tritt auch in der Eyrbyggja saga auf. Die Herkunft seines Beinamens der Rote ist nicht überliefert, bezieht sich aber vermutlich auf rotes Kopf- und Barthaar.[1]

Um 970 musste Eriks Vater aus Norwegen fliehen, da er einen Mord begangen hatte. Die Familie ließ sich in Drangar auf Hornstrandir in Island nieder, wo Þorvaldr kurz darauf starb. Erik heiratete Þjóðhildr, die Tochter von Jǫrundr Úlfsson und Þorbjǫrg knarrarbringa, die nach dem Tod ihres Mannes Þorbjǫrn inn haukdælski geheiratet hatte, der somit Þjóðhildrs Stiefvater war. Nach der Eheschließung zog Erik in die Heimat von Þorbjǫrn, Haukadalur, und errichtete dort den Hof Eiríksstaðir. Auf seinem Hof hatte Erik einige Knechte, die einen Erdrutsch auf dem Hof von Valþjófr á Valþjófsstǫðum verursachten. Ein Verwandter von Valþjófr, Eyjólfr saurr tötete daraufhin die Knechte. Erik rächte sich und tötete Eyjólfr sowie Hólmganga-Hrafn, woraufhin die Familie von Eyjólfr ihn anklagte, woraufhin er von seinem Hof verwiesen wurde. Er überwinterte anschließend auf Suðrey, bevor er den neuen Hof Eiríksstaðir auf Öxney gründete.

Nachdem er Þorgestr á Breiðabólstað Holzbalken geliehen, aber nicht zurückerhalten hatte, kam es zum Kampf. Bei diesem starben unter anderem Þorgestrs zwei Söhne. Erik und seine Anhänger Styrr Þorgrímsson, Eyjólfr ór Svíney, die Söhne von Þorbrandr ór Álftafirði und Þorbjǫrn Vífilsson wurden auf dem Þórsnes-Thing für vogelfrei erklärt. Er verließ daraufhin mit seinem Schiff Island, um das von Gunnbjǫrn Úlfsson einige Jahrzehnte zuvor gesichtete Land im Westen zu suchen.

Er entdeckte vergletschertes Land, das er Miðjǫkull nannte und später Bláserkr genannt wurde. Von dort aus fuhr er nach Süden in die spätere Eystribyggð und überwinterte auf Eiríksey. Im Frühjahr nahm er Land im Eiríksfjǫrðr. Im Sommer fuhr er gen Norden in die spätere Vestribyggð und erkundete die dortige Gegend. Dann überwinterte er in Eiríkshólmar bei Hvarfsgnípa und fuhr im folgenden Sommer zum Snæfell und in den Hrafnsfjǫrðr. Nach einer Reise zum Ende des Eiríksfjǫrðr kehrte er zu seinem Wohnsitz im selben Fjord zurück, wo er den dritten Winter verbrachte. Anschließend kehrte er nach drei Jahren nach Island zurück. Er berichtete dort vom Land, das er erkundet hatte, und nannte es Grænland („Grünland“). Er wählte einen attraktiven Namen, um mögliche Siedler für sich zu gewinnen. Nachdem er bei Ingólfr á Hólmlatri überwintert hatte, kam es im Frühjahr erneut zum Kampf mit Þorgestr, wobei Erik unterlag, woraufhin sie sich versöhnten. Im Sommer fuhr er mit 25 Schiffen von Island aus nach Grönland, wo aber nur 14 von ihnen ankamen. Er ließ sich in Brattahlíð nieder, während andere ihre Siedlungen an anderen Stellen in der Eystribyggð und einige in der Vestribyggð errichteten.[3][4][5][6]

Leben in Grönland

Erik begründete somit um das Jahr 985 herum die Gesellschaft der Grænlendingar, als deren Häuptling er galt. Mit seiner Frau hatte er vier Kinder: Leifr, Þorvaldr, Þorsteinn und Freydís.[7] Der Eiríks saga rauða zufolge war Freydís unehelich.[8]

In der Flóamanna saga heißt es, wie Erik der Rote in seinen jungen Jahren bereits in Island wohnhaft zu Besuch bei Håkon Jarl seinen Freund Þorgils Þórðarson traf,[9] den er später mit seiner Familie dazu einlud, sich in Grönland niederzulassen.[10] Bei einem Besuch von Þorgils und seinen Männern bei Erik beleidigte einer von Eriks Männern namens Hallr Þorgils, woraufhin einer von Þorgils Männern namens Kolr Hallr mit einem Speer tötet, was zu einem Bruch in der Freundschaft zwischen Erik und Þorgils führte.[11]

Als Leifr der Grænlendinga saga zufolge Vinland bereisen wollte, bat er seinen Vater mitzukommen, aber dieser lehnte ab, da er sich zu alt fühlte. Er ließ sich dennoch überreden, aber fiel auf dem Weg zum Schiff vom Pferd und verletzte sich am Fuß, weswegen er in Brattahlíð zurückbleiben musste.[12] Auf der Rückreise fand Leifr einige Schiffbrüchige, die er mit nach Hause nahm, aber im folgenden Winter brach eine Epidemie unter ihnen aus, an der viele starben. Erik starb im selben Winter.[13]

In der Eiríks saga rauða heißt es hingegen, dass er seinen Sohn Þorsteinn begleiten sollte und sich überreden lassen musste. Als er vom Pferd fiel, verletzte er sich an Rippen, Arm und Schulter, reiste aber dennoch mit, aber sie wurden nach Osten abgetrieben und mussten schließlich erfolglos nach Grönland zurückkehren.[14] Es heißt auch, dass Eiríkr sich nach dem Tod seines Sohnes Þorsteinn um dessen Witwe Guðríðr Þorbjarnardóttir kümmerte.[15] In der Grænlendinga saga starb Eiríkr hingegen lange vor Þorsteinn. Erik gab schließlich dem Kaufmann Þorfinnr karlsefni die Erlaubnis Guðríðr heiraten zu dürfen.[16] Nachdem Þorfinnr karlsefni in Vinland gewesen war, hielt er sich bei Erik auf, was die letzte Erwähnung dessen ist. In der Eiríks saga rauða wird Eriks Tod nicht erwähnt.[17]

Es ist zudem unklar, ob Erik der Rote jemals das Christentum annahm. Der Eiríks saga rauða zufolge ließ Þjóðhildr sich taufen, während Erik sich weigerte. Der Grænlendinga saga zufolge starb Erik bereits vor der Einführung des Christentums in Grönland. Archäologische Funde zeigen jedoch, dass es bereits vor dem Jahr 1000 Christen in Grönland gab. Sein Tod lässt sich somit nicht eindeutig datieren.[1][18]

Erik der Rote wird auch in der Íslendingabók[19], in der Bárðar saga Snæfellsáss[20] und in der Ólafs saga Tryggvasonar in der Heimskringla[21] erwähnt.

Rezeption in der modernen Kultur

Namensgebungen

Die Bohrinsel Eirik Raude (norwegisch) ist nach Erik dem Roten benannt.

Der 1931 bis 1933 von Norwegen besetzte Teil Grönlands an der nördlichen Ostküste wurde Eirik Raudes Land genannt.

Musik

Das Album „Eric the Red“ der färöischen Metalband Týr ist nach Erik benannt, die deutsche Pagan-Metal-Band Black Messiah erzählt die Geschichte Eriks im Lied „Erik, der Rote“ auf ihrem Album „Of Myths and Legends“. Das Konzeptalbum „Durch Blut und Eis“ der deutschen Viking-Metal-Band Thrudvangar ist komplett Erik dem Roten gewidmet und auch die deutsche Power-Metal-Band Rebellion erzählt seine Geschichte in dem Lied „Eric the Red“.

Literatur

„Erik der Rote“ ist auch der Name einer Comicfigur von Marvel Comics. Der Name wurde insgesamt von drei verschiedenen Comicfiguren als verdeckte Identität mit gleichem Kostüm genutzt: Cyclops, Davan Shakari und Magneto.

Im Asterix-Comic Die große Überfahrt heißt der Anführer der Normannen, der ein neues Land entdecken und anschließend Asterix und Obelix als Eingeborene von Amerika wieder nach Europa bringen will, „Der rote Erik“. Er stellt sich am Ende die Frage „Darf ich nun ein Entdecker sein oder nicht?“

In Fabian Lenks Sammlung Die Zeitdetektive bei wilden Wikingern wird in dem Zeitkrimi Der Fluch der Wikinger Erik, der Rote nach der Rückkehr aus der Verbannung thematisiert: Julian, Kim, Leon und die Katze Kija lernen Eriks Sohn Leif kennen, als Erik viele Isländer für die Überfahrt nach Grönland begeistert. Nach einem Überfall und einem schweren Seesturm erreichen sie den Eriksfjord nur noch mit 11 statt 25 Schiffen. Beim Aufbau der neuen Siedlung werden sie von Unbekannten überfallen und später wird Eriks Sohn Leif gefangen genommen. Dabei handelt es sich um den Racheakt des Thorgest, dessen Söhne Erik bei einem Kampf getötet hatte und weshalb Erik in Verbannung geschickt wurde. Als die Kämpfer Thorgest und Eriks kampfeswütig gegenüberstehen, fordert Julian beide Seiten auf, die Waffen niederzulegen und die Siedlung gemeinsam aufzubauen. Leif kommt frei und die Gegner verbünden sich.[22]

Literatur

  • Grethe Authén-Blom: Erik der Rote. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. Auflage. Band 7. De Gruyter, Berlin / New York 1989, ISBN 978-3-11-011445-4, S. 502 f. (Online).
  • Hans-Jürgen Krüger: Erik der Rote und Leif der Glückliche. Eine Biographie der Eriksfamilie. Bormann von Bockel, Hamburg 1990, ISBN 3-927858-05-6.
  • Lutz Mohr, Robert Liese: Wikinger zwischen Pommern und Polarkreis. Sagas oder Wahrheit. 2. Auflage. Leo-Verlag Robert Liese, Horn-Bad Meinberg 2000, ISBN 3-9805594-0-8, Erik der Rote – der Grönlandentdecker, S. 110–120.
  • Arnulf Krause: Die Welt der Wikinger. Campus-Verlag, Frankfurt am Main / New York 2006, ISBN 3-593-37783-7, S. 179–182.
Commons: Erik der Rote – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Øystein Morten: Eirik Raude. Store Norske Leksikon.
  2. Niels Lund: Erik den Røde. Den Store Danske.
  3. Eiríks saga rauða, Kap. 2.
  4. Landnámabók, Teil 2, Kap. 14.
  5. Grænlendinga saga, Kap. 1.
  6. Eyrbyggja saga, Kap. 24.
  7. Grænlendinga saga, Kap. 2.
  8. Eiríks saga rauða, Kap. 8.
  9. Flóamanna saga, Kap. 15.
  10. Flóamanna saga, Kap. 20.
  11. Flóamanna saga, Kap. 25.
  12. Grænlendinga saga, Kap. 3.
  13. Grænlendinga saga, Kap. 4.
  14. Eiríks saga rauða, Kap. 5.
  15. Eiríks saga rauða, Kap. 6.
  16. Eiríks saga rauða, Kap. 7.
  17. Eiríks saga rauða, Kap. 12.
  18. Inge Skovgaard-Petersen: Erik den Røde. Dansk Biografisk Leksikon.
  19. Islendingabók, Kap. 6.
  20. Bárðar saga Snæfellsáss, Kap. 5.
  21. Ólafs saga Tryggvasonar, Kap. 93, 104.
  22. Fabian Lenk: Die Zeitdetektive bei wilden Wikingern. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2013, ISBN 978-3-473-36973-7, S. 163 ff.

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