Erich Wandschneider
Erich Wandschneider (* 1899 in Hamburg;[1][2] † 25. Juni 1956) war ein deutscher Jurist und ein namhafter deutscher Strafverteidiger.[3]
Leben
Wandschneider war ab 1926[4] als Rechtsanwalt in Hamburg tätig. Gemeinsam mit Robert Gärtner führte er ab 1. April 1926 eine Anwaltspraxis in der Hamburger Altstadt, Ferdinandstraße 25.[5] Er war Vorsitzender der Konservativen Volkspartei Hamburg. Bei der Reichstagswahl 1930 kandidierte er erfolglos für die Konservative Volkspartei Hamburg auf Listenplatz 7.[6] Ab 1. April 1931 übte er seine Praxis alleine aus seinem Büro in der Mönckebergstraße 7 im Levantehaus.[7] 1932 kandidierte Wandschneider erfolglos als Spitzenkandidat der Volkskonservativen Vereinigung Hamburg für ein Mandat in der Hamburgischen Bürgerschaft.[8] Später wurde er Mitglied der NSDAP. Während der Zeit des Nationalsozialismus übernahm er Mandate für Vertreter der Bekennenden Kirche, für Sozialisten und Kommunisten[9] wie Fiete Schulze und 1934 Ernst Thälmann.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verteidigte er Curt Rothenberger im Nürnberger Juristenprozess,[10] den NS-Propagandafilmregisseur Veit Harlan[11] und Ludwig Hahn, den Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Krakau und Warschau, der 1943 mitverantwortlich für die endgültige Räumung des Warschauer Ghettos war. Auch für den ehemaligen Krupp-Vorstand Heinrich Korschan übernahm er im Nürnberger Krupp-Prozess das Mandat.[12]
„Ich kämpfe für das Recht der bedrohten Persönlichkeit – ganz egal, wie sie politisch eingestellt ist. Ich habe es unter den Nazis getan und tue es jetzt wieder“
Erich Wandschneider starb im 58. Lebensjahr nach kurzer, schwerer Krankheit. Seine Kanzlei in Hamburg übernahm sein Sohn Hajo Wandschneider.[3]
Literatur
- Stefan König: Vom Dienst am Recht. Rechtsanwälte als Strafverteidiger im Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1987, ISBN 3-11-011076-8, Seite 80, 82, 84; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Weblinks
- Erich Wandschneider Kurzbiografie unter sundoc.bibliothek.uni-halle.de
- OMGUS Military Tribunal - Case Three OMT-III-DC-1, Foto mit Alfred Schilf (Verteidiger von Herbert Klemm), Erich Wandschneider (Verteidiger von Curt Rothenberger) und Heinrich Grube (Verteidiger von Ernst Lautz) bei den Nürnberger Prozessen, Harvard Law School Library Nuremberg Trials Project
Einzelnachweise
- Geburts- und Sterbejahr angegeben im Rahmen der Verteidigung von Curt Rothenberger in: Hubert Seliger: Politische Anwälte? Die Verteidiger der Nürnberger Prozesse. Zugl. Diss. Univ. Augsburg 2014. Nomos, Baden-Baden 2016.
- Telford Taylor: Final Report to the Secretary of the Army on Nuernberg War Crimes Trials Under Control Council Law No. 10. Washington, D.C. 1949, S. 308 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Erich Wandschneider †; Nachruf im Hamburger Abendblatt vom 26. Juni 1956.
- Hamburger Adreßbuch 1926. S. 1097–II.
- Hamburger Anzeiger (Morgen-Ausgabe) vom 2. April 1926.
- Hamburger Nachrichten vom 31. Juli 1930, Seite 1
- Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle vom 3. April 1931, S. 4, siehe dort Inserat/Anzeige
- Hamburger Anzeiger (Ausgabe A, Große Ausgabe) vom 8. April 1932, Nr. 163, Jg. 1932, Seite 1
- Ingrid Buchloh: Veit Harlan: Goebbels’ Starregisseur. Schöningh, 2010, S. 189; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Susanne Schott: Curt Rothenberger – eine politische Biographie, Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2001, DNB 963239597, S. 162–169
- Veit Harlan hat das Schlußwort, Hamburger Abendblatt, 16. April 1949
- Kim C. Priemel, Alexa Stiller: NMT: Die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtschöpfung. Hamburger Edition 2013, ISBN 978-3-86854-278-3, S. 782 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Totentänze in der Scheffelstraße.. Der Spiegel 15/1949, 9. April 1949, S. 4–5.