Erfahrungstheologie

Mit Erfahrungstheologie kann im weiteren Sinne jede evangelische Theologie, die als nur „aus sich heraus“ betreibbare verstanden wird, denn wo die persönliche Heilserfahrung fehle, „[…] da hat der Beruf der Theologie ein Ende.“[1]

Im engeren Sinne bezeichnet Erfahrungstheologie dann eine Theologie, die „[…] die Gewissheit und die christliche Wahrheit völlig und ausschließlich auf die religiöse Erfahrung gründen will“ (P. Althaus). Dies bedeutete dann für den Theologen, dass „[…] ich der Christ mir dem Theologen eigenster Stoff meiner Wissenschaft bin.“[2] Erfahrung bedeutet also die „herzensgewisse Zustimmung“[3] zu der behandelten Thematik, so dass Theologie immer kirchlich verstanden ist als die „[…] Wiederherstellung der ursprünglichen Gemeinschaft zwischen […] Gott und den Menschen durch Christus […]“[4] im Sinn hat.

Dieser vor allem dogmatische Ansatz findet sich deutlich bei Friedrich Schleiermacher, dann in der Erlanger Theologie und hier insbesondere bei Franz Hermann Reinhold Frank. Kritisiert wird umgekehrt an der Erfahrungstheologie vor allem ihre empirisch nicht nachvollziehbare Subjektivität und ihr kausaler Bezug. Denn „Glaube an Christum ist [...] die Beziehung des Zustandes als Wirkung auf Christum als Ursache“[5]. So verfehlt er aber „die ganze Wirklichkeit des Heilshandeln Gottes […], denn dieses hält sich nicht in den Grenzen der Kausalität“, da Gott im Wort auch mit dem Menschen handelt – „So wird […]“ dann aber nach Auffassung der Kritiker „[…] die Rechtfertigung von [der Erfahrungstheologie] beschattet“ (Althaus).

Literatur

  • Konrad Stock: Erfahrung. V. Dogmatisch. In Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. völlig neu bearbeitete Auflage Band 2. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-8252-8401-5, S. 1403f.

Einzelnachweise

  1. Johann von Hofmann: Weissagung und Erfüllung im alten und im neuen Testamente. Zitiert nach Kirchenchronik und Miscellen. In: Dr. Karl Gottlieb Bretschenider, Dr. Karl Zimmerman (Hrsg.): Allgemeine Kirchen-Zeitung. 24. Jahrgang, Erster Band. Januar bis Juni. Karl Wilhelm Leske, Darmstadt 1845, S. 207 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Johann von Hofmann: Der Schriftbeweis. Ein theologischer Versuch. Erste Hälfte. C. H. Beck, Nördlingen 1852, S. 10.
  3. Adolf Harleß: Bruchstücke aus dem Leben eines süddeutschen Theologen. In zwei Abtheilungen. 1. Kinderjahre. 2. Studentenjahre. Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig. 1872, S. 185.
  4. Adolf Harleß: Theologische Enzyklopädie und Methodologie vom Standpunkte der protestantischen Kirche. Grundriß für akademische Vorlesungen. Johann Leonhard Schrag, Nürnberg 1837, S. 23 f.
  5. Friedrich Schleiermacher: Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange vorgestellt. Neue unveränderte Ausgabe in vier Teilen, eingeleitet durch des Verfassers zwei Sendschreiben über seine Glaubenslehre. Erster Teil. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1889, S. 172.
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