Erdbeben vor Iquique 2014

Das Erdbeben vor Iquique war ein Erdbeben, das sich am 1. April 2014 um 23:46:46 Uhr UTC vor der chilenischen Küste ereignet hat. Das Hypozentrum des Bebens lag 95 km nordwestlich von Iquique und 139 km südsüdwestlich von Arica in rund 20 km Tiefe unter dem Pazifischen Ozean. Es ist das stärkste Erdbeben in dieser Gegend seit dem Erdbeben von Iquique 1877. Das Erdbeben löste einen Tsunami aus.

Erdbeben vor Iquique
Erdbeben vor Iquique 2014 (Chile)
Erdbeben vor Iquique 2014 (Chile)
Datum 1. April 2014
Uhrzeit 23:46:46 UTC
Intensität VIII auf der MM-Skala
Magnitude 8,2 MW
Epizentrum 19° 38′ 31″ S, 70° 49′ 1″ W
Land Peru, Chile
Tsunami ja
Tote ≥ 2

Tektonische Einordnung

Das Erdbeben vom 1. April 2014 mit der Momenten-Magnitude 8,2 im Norden von Chile war die Folge einer Überschiebung in geringer Tiefe nahe der chilenischen Küste. Zentrum und Mechanismus des Erdbebens sind konsistent mit der Bewegung an der primären Plattengrenze, dem Megathrust zwischen Nazcaplatte und Südamerikanischer Platte. An dem Breitengrad des Erdbebens schiebt sich die Nazcaplatte mit einer Geschwindigkeit von etwa 65 mm pro Jahr unter die Südamerikanische Platte. Die Unterschiebung entlang des Peru-Chile-Grabens westlich von Chile führte zur Auffaltung der Anden und zu einigen der größten Erdbeben der Welt, darunter das Maule-Erdbeben von 2010 in Zentralchile mit der Magnitude 8,8 MW und das Erdbeben von Valdivia 1960 in südlichen Chile, mit der Magnitude 9,5 das bisher stärkste je aufgezeichnete Erdbeben.[1]

Tsunami

Das Pacific Tsunami Warning Center auf Hawaii erklärte zunächst Tsunamiwarnungen für Chile, Peru und Ecuador und Tsunamibereitschaft für Costa Rica, Nicaragua, El Salvador, Guatemala, Mexiko und Honduras, hob diese jedoch für Gebiete außerhalb von Peru und Chile rasch wieder auf.[2] Die Küste Chiles, von wo Tausende Menschen ins Landesinnere geflohen waren,[3] erreichte der Tsunami ein bis zwei Stunden nach dem Erdbeben. Die höchste gemessene Amplitude des Tsunamis wurde mit 2,11 m aus Iquique gemeldet, in Pisagua erreichte die Amplitude des Tsunamis 2,01 m, in Arica 1,83 m und an der Punta Patache 1,51 m. An den meisten Messstellen der chilenischen Küste lag die Amplitude unterhalb eines Meters.[4]

Vorbeben

In den Wochen vor dem Erdbeben wurden in der Region zahlreiche Vorbeben registriert, von denen das vom 16. März mit der Magnitude 6,7 auf der Richterskala das stärkste war. 57 dieser Vorbeben erreichten die Magnitude 4,5 oder höher auf der Richterskala und die folgenden erreichten eine Magnitude höher als 5,5.

 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Vorbeben mit der Magnitude 5,5 ML und höher in der Región de Tarapacá
Datum Ortszeit Koordinaten Tiefe ML Intensität Ref.
16. März 2014 18:16:29 19° 57′ 54″ S, 70° 48′ 50″ W 20,6 km 6,7 VI [5]
17. März 2014 02:11:34 19° 55′ 41″ S, 70° 56′ 38″ W 28,3 km 6,3 III [6]
18. März 2014 18:26:46 19° 57′ 29″ S, 70° 56′ 38″ W 38,1 km 5,8 V [7]
22. März 2014 09:59:54 19° 50′ 10″ S, 71° 23′ 2″ W 31,8 km 5,8 V [8]
23. März 2014 15:20:00 19° 47′ 38″ S, 70° 56′ 35″ W 33,8 km 6,2 VI [9]
24. März 2014 12:45:32 19° 35′ 38″ S, 70° 47′ 28″ W 43 km 5,5 V [10]

Auswirkungen

Die chilenische Präsidentin Bachelet besuchte Iquique am 2. April

Durch die Auswirkungen des Erdbebens wurden mehrere Personen getötet, zwei davon in Iquique infolge von durch Schock ausgelösten Herzinfarkte. Die chilenische Regierung hat die Regionen Arica, Parinacota und Tarapaca zu Katastrophengebieten erklärt, wobei dieser Schritt vor allem verhindern soll, dass es zu Unruhen und Plünderungen kommt. Aus einem Frauengefängnis sind mehr als 300 Häftlinge entwichen. Im Gebiet zwischen Putre und General Lagos kam es zu Erdrutschen. Eine Hauptstraße ist wegen heruntergestürzten Gerölls blockiert.[2]

Nachbeben

Das bisher stärkste Nachbeben ereignete sich am 3. April um 02:43:17 UTC und hatte die Magnitude 7,6 MW. Sein Epizentrum lag 50 km südwestlich von Iquique. Zuvor waren 46 Nachbeben mit Magnituden über 4,2 MW aufgezeichnet worden.[11] Die Region wurde aufgrund des starken Nachbebens erneut evakuiert.[12] Der Tsunami durch dieses Nachbeben lief mit einer Amplitude von 75 cm in Iquique und 69 cm in Punta Patache auf. An anderen Orten wurde von diesem Nachbeben kein nennenswerter Tsunami registriert.[13]

Seismische Lücke Arica–Antofagasta

Die Zone zwischen Arica und Antofagasta gilt als etwa 450 km lange seismische Lücke, in der sich seit dem Erdbeben von 1877 kein größeres Erdbeben ereignet hatte.[14] Seismologen gingen davon aus, dass in diesem Gebiet das Potential für ein sehr starkes Erdbeben besteht. Durch das Erdbeben vom 1. April 2014 hat sich diese seismische Lücke zumindest teilweise geschlossen. Dennoch halten sowohl chilenische Seismologen als auch internationale Experten dieses Beben nicht für das seit langem erwartete „große Beben“.

Belege

  1. M8.2 – 95km NW of Iquique, Chile Tectonic Summary. United States Geological Survey, 1. April 2014, abgerufen am 2. April 2014 (englisch).
  2. Chile declares disaster in quake-hit regions (updated 07:22 UTC), BBC News, 2. April 2014 (englisch).
  3. Tsunami alert after 8.2 quake strikes off Chile (updated 04:41 UTC), BBC News, 2. April 2014 (englisch).
  4. Pacific Tsunami Warning Center: Tsunami Bulletin Number 006. National Oceanic and Atmospheric Administration, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014; abgerufen am 2. April 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ptwc.weather.gov
  5. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 7. April 2014; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  6. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 26. Mai 2016; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  7. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 26. Mai 2016; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  8. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 26. Mai 2016; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  9. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 26. Mai 2016; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  10. Informe de sismo. Servicio Sismológico de Chile, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 2. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sismologia.cl
  11. M7.6 – 19km S of Iquique, Chile, USGS, 2. April 2014 (englisch).
  12. Experts: Strict building codes saved lives in powerful Chile earthquake, CNN, 3. April 2014 (englisch).
  13. Archivlink (Memento des Originals vom 6. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tsunami.gov
  14. M. Chlieh, J. B. de Chabalier, J. C. Ruegg, R. Armijo, R. Dmowska, J. Campos und K. L. Feigl: Crustal deformation and fault slip during the seismic cycle in the North Chile subduction zone, from GPS and InSAR observations. In: Geophys. J. Int. 158. Jahrgang, 2004, S. 695–711, doi:10.1111/j.1365-246X.2004.02326.x (englisch, harvard.edu [PDF]): “The study area is located in the region of the Arica corner which ruptured in two 450 km long subduction earthquakes in 1868 (South Peru) and in 1877 (North Chile). On 2001 June 23 southern Peru was affected by a strong Mw=8.4 earthquake, almost coinciding with the northern part of the 1868 rupture area. In northern Chile, no great event had been recorded since 1877. The Mw=8.1 Antofagasta earthquake of 1995 July 30 ruptured a 180 km long segment located south of the 1877 rupture zone.”
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