Eosphorit
Eosphorit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mn2+Al[(OH)2|PO4]·H2O[3], ist also ein wasserhaltiges Mangan-Aluminium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Eosphorit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Eos[1] |
Chemische Formel | Mn2+Al[(OH)2|PO4]·H2O |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/D.14 VII/D.14-020 8.DD.20 42.07.01.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | Cmca[3] (Nr. 64) |
Gitterparameter | a = 6,9263 Å; b = 10,4356 Å; c = 13,5234 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 8[3] |
Zwillingsbildung | nach {100} und {001}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,06 bis 3,08; berechnet: 3,04[4] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {100}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben bis schwach muschelig[4] |
Farbe | farblos, weiß, rosa, bräunlich (auch grünlich[5]) |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,628 bis 1,644 nβ = 1,648 bis 1,673 nγ = 1,657 bis 1,679[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,029 bis 0,035[6] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 45 bis 50°; berechnet: 54 bis 66°[6] |
Pleochroismus | sichtbar: x = gelb, y = rosa, z = hellrosa bis farblos[6] |
Eosphorit bildet mit Childrenit (Fe2+Al[(OH)2|PO4]·H2O) eine Mischkristall-Reihe, daher ist bei natürlich gebildetem Eosphorit meist ein geringer Anteil des Mangans durch Eisen ersetzt (substituiert), weshalb die Formel in verschiedenen Quellen auch mit (Mn,Fe)Al[(OH)2|PO4]·H2O[7] angegeben wird.
In reiner Form ist Eosphorit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine rosa bis bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Auf der Strichtafel hinterlässt er jedoch immer einen weißen Strich. Das Mineral entwickelt kurz- bis langprismatische Kristalle, die eine Länge von bis zu 20 Zentimetern[4] erreichen können und deren Oberflächen einen glas- bis fettähnlichen Glanz aufweisen. Meist sind die Kristalle zu radialstrahligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten gruppiert, ebenso kann das Mineral auch in derben, massigen Aggregaten auftreten.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Eosporit im Steinbruch Branchville im Fairfield County des US-Bundesstaates Connecticut und beschrieben 1878 durch George Jarvis Brush und Edward Salisbury Dana, die das Mineral in Anlehnung an seine überwiegend rosa Farbe nach dem altgriechischen Wort Ἑωσφόρος [Eosphoros] („Bringer der Morgendämmerung“) für den Morgenstern benannten (siehe dazu auch Eos, griechische Göttin der Morgenröte und Mutter des Morgensterns)
Das Typmaterial des Minerals wird in der Yale University New Haven (Connecticut, USA) aufbewahrt (Register-Nr. 3.3231, 3.5847).[4]
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Eosphorit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Childrenit und Ernstit die „Childrenit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/D.14 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eosphorit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Childrenit und Ernstit die „Childrenitgruppe“ mit der System-Nr. 8.DD.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Eosphorit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein und auch hier ist er zusammen mit Childrenit und Ernstit sowie zusätzlich mit Sinkankasit in der „Childrenitgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Als Childro-Eosphorit wird ein Mischkristall aus Childrenit und Eosphorit bezeichnet, bei dem das Mischungsverhältnis 1 : 1 beträgt. Beschrieben wurde diese Varietät aus Hagendorf nahe der Marktgemeinde Waidhaus in Bayern.[8]
Bildung und Fundorte
Eosphorit bildet sich üblicherweise sekundär in einigen phosphathaltigen granitischen Pegmatiten. An seiner Typlokalität Branchville trat das Mineral in Paragenese mit Dickinsonit, Lithiophilit, Rhodochrosit und Triploidit auf. In verschiedenen Steinbrüchen nahe Newry im Oxford County des US-Bundesstaates Maine fand sich Eosporit allerdings auch vergesellschaftet mit Albit, Apatit, Beryllonit, Cookeit, Hydroxylherderit und Turmalin.
In Deutschland fand man Eosporit bisher nur am Hennenkobel (auch Hühnerkobel), bei Erbendorf-Hopfau und bei Hagendorf/Waidhaus in Bayern sowie an den Greifensteinen nahe Ehrenfriedersdorf in Sachsen.
Als eher seltene Mineralbildung kann Eosphorit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2013) rund 120 Fundorte.[9] Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Eosphoritfunde ist unter anderem die Grube „João Modesto dos Santos“ in der Gemeinde Mendes Pimentel im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wo gut ausgebildete Kristalle von bis zu 10 Zentimeter Länge zutage traten.[10]
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Argentinien, Australien, Brasilien, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mosambik, Namibia, Pakistan, Portugal, Russland, Ruanda, Schweden, Spanien, Tschechien, Uganda und in weiteren Bundesstaaten der USA.[11]
Kristallstruktur
Eosphorit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmce[12] (Raumgruppen-Nr. 64) mit den Gitterparametern a = 6,9263 Å; b = 10,4356 Å und c = 13,5234 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Verwendung
Eosphoritkristalle sind nur selten qualitativ hochwertig und mit einer Mohshärte von 5 auch nicht hart genug für eine kommerzielle Verwendung als Schmuckstein. Für Sammler werden sie dennoch gelegentlich in verschiedenen Schliffformen angeboten.[13]
Siehe auch
Literatur
- George Jarvis Brush, Edward Salisbury Dana: On a new and remarkable mineral locality in Fairfield County, Connecticut; with a description of several new species occurring there. First Paper, In: American Journal of Science and Arts. (1878), Band 116, S. 33–46 (PDF 1,2 MB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- Webmineral - Eosphorite
- Giacomo Diego Gatta, Gwilherm Nénert, Pietro Vignola: Coexisting hydroxyl groups and H2O molecules in minerals: A single-crystal neutron diffraction study of eosphorite, MnAlPO4(OH)2·H2O. In: American Mineralogist 2013, Band 98, S. 1297–1301 doi:10.2138/am.2013.4438
- Eosphorite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,8 kB)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 649 (Erstausgabe: 1891).
- Mindat - Eosphorite
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 504.
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 635.
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Eosphorite
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0 (Dörfler Natur).
- Fundortliste für Eosphorit beim Mineralienatlas und bei Mindat
- Die ehemalige Bezeichnung dieser Raumgruppe lautete Ccma.
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 234.