Entwicklungstest

Ein Entwicklungstest ist ein diagnostisches Testverfahren, welches z. B. im Bereich der Pädagogik und der Psychologie Anwendung finden kann. Mit Hilfe projektiver oder psychometrischer Methoden wird angestrebt, quantitative oder/und qualitative Aussagen über den Entwicklungsstand von Kindern und Jugendlichen zu ermitteln. Ein Entwicklungstest kann ein- oder mehrdimensional sein. Ein typischer Anwendungsbereich ist die Bestimmung der Einschulungsreife.

Grundlagen

Man unterscheidet in der Wissenschaft zwischen einem traditionellen und einem modernen Entwicklungsverständnis (vgl. Umwelt-Anlage-Debatte):

  1. Die traditionelle Perspektive betrachtet Entwicklung als neurologische Reifung. Kleinste Abweichungen von allgemeingültigen Entwicklungsgrundsätzen können bereits als pathologisch gelten.
  2. Aus moderner Sicht wird ein differenzierteres und weiter gefasstes Verständnis einer normalen Entwicklung angenommen, das empirisch nachgewiesen ist und in Entwicklungstest entsprechend berücksichtigt wird.

Inhaltlicher Aufbau

Entwicklungstests lassen sich in Screeningverfahren, allgemeine und spezifische Entwicklungstests untergliedern:

  1. Screeningverfahren sind systematische, zeitökonomische Testverfahren, die eine erste Orientierung (Klassifikation: auffällig/unauffällig) bei bestimmten Symptomen liefern. Bei der Bestätigung eines Verdachtsfalls muss eine genauere Untersuchung im Rahmen einer Differenzialdiagnostik zur Feststellung der tatsächlichen Entwicklungsrückstände folgen.
  2. Allgemeine Entwicklungstests untersuchen ein umfassenderes Spektrum in der kindlichen sowie jugendlichen Entwicklung als es reine Screeningverfahren tun und ermöglichen damit eine feinere Bestimmung der Symptome:
  • Körpermotorik (Grobmotorik)
  • Handgeschicklichkeit (Feinmotorik)
  • Auge-Hand-Koordination (Visuomotorik)
  • Wahrnehmung
  • Sprachentwicklung
  • emotionale Entwicklung
  • Sozialentwicklung
  • kognitive Entwicklung
  1. Spezifische Entwicklungstests konzentrieren sich auf bestimmte Bereiche bzw. auf ein bestimmtes Leistungsspektrum. Manche Entwicklungstests befassen sich explizit mit bestimmten Störungen in den Vorläuferfertigkeiten (z. B. Legasthenie, Dyskalkulie oder ADHS).

Aussage von Entwicklungstests

Es werden Entwicklungszustände und Entwicklungsverläufe gemessen. Entwicklungsverläufe können erst durch wiederholte Erfassung von Entwicklungszuständen festgelegt werden, die über einen gewissen Zeitraum hinweg erfolgt. Die Auswertung der Entwicklungsverläufe ermöglicht eine Kontrolle und Überprüfung etwa der Wirksamkeit bestimmter Fördermaßnahmen. Entwicklungsprofile zeigen differenziert den Entwicklungsstand eines Kindes oder Jugendlichen in den getesteten Bereichen auf.

Güte von Entwicklungstests

Die aktuell gängigen wissenschaftlich fundierten Entwicklungstests sind in ihrer Durchführung, Auswertung und Interpretation objektiv und liefern als standardisierte Verfahren zuverlässige Ergebnisse. Alle aktuellen Entwicklungstests weisen inhaltliche Validität auf (vgl. Macha, Proske & Petermann, 2005). Dabei sind aktuelle Normen in der Leistungsdiagnostik, zu der auch die Entwicklungstests zählen, besonders wichtig. Ähnlich wie im Bereich der Intelligenzdiagnostik sind im Entwicklungsbereich generationsabhängige Unterschiede zu finden (Flynn-Effekt).

Liste von Entwicklungstests (Beispiele)

Siehe auch

Grundlagen zur Entwicklungsdiagnostik und Entwicklungstests allgemein

Literatur

  • Jürgen Bortz, Nicola Döring: Forschungsmethoden und Evaluation. Springer-Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-33305-0.
  • T. Macha, A. Proske, F. Petermann: Validität von Entwicklungstests. In: Kindheit und Entwicklung. Band 14, 2005, S. 150–162.
  • F. Petermann, T. Macha: Entwicklungsdiagnostik. In: Kindheit und Entwicklung. Band 14, 2005, S. 131–139.
  • R. Rosner: Entwicklungsdiagnostik und Entwicklungstests in der Klinischen Entwicklungspsychologie. In: R. Oerter, C. v. Hagen, G. Röper, G. Noam (Hrsg.): Klinische Entwicklungspsychologie. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1999, S. 119–147.
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