Enslaved

Enslaved (engl.: ‚versklavt‘) ist eine 1991 gegründete Viking-/Progressive-Metal-Band aus Norwegen.

Enslaved

Enslaved beim Roadburn Festival 2015
Allgemeine Informationen
Herkunft Haugesund, Norwegen
Genre(s) Viking Metal, Progressive Metal, Black Metal
Gründung 1991
Aktuelle Besetzung
Ivar Bjørnson
Gitarre
Arve Isdal (seit 2002)
Grutle Kjellson
Keyboard, Gesang
Håkon Vinje (seit 2017)
Iver Sandoy (seit 2018)
Ehemalige Mitglieder
Schlagzeug, Perkussion
Kai Johnny „Trym Torson“ Mosaker (1991–1995)
Schlagzeug
Harald „Horgh“ Helgeson (1995–1997)
Gitarre, Perkussion, Gutturaler Gesang, Hintergrundgesang
Roy Kronheim (1997–2002)
Schlagzeug
Per „Dirge Rep“ Husebø (1997–2003)
Schlagzeug
Freddy Bolsø (2003)
Keyboard, Gesang
Herbrand Larsen (2004–2016)
Schlagzeug
Cato Bekkevold (2003–2018)
Session-Mitglieder
Eirik „Pytten“ Hundvin
Keyboard (live)
Øyvind Madsen (2003)

Geschichte

Sänger Grutle Kjellson beim Wave-Gotik-Treffen 2016.

Enslaved wurde 1991 von Grutle Kjellson (Bass, Gesang) und Ivar Bjørnson (Gitarre, Keyboards) in Haugesund (Norwegen) gegründet. Vorher spielten sie in einer Death-Metal-Band namens Phobia,[1][2] waren aber von der Death-Metal-Szene und den anderen Mitgliedern gelangweilt[2] und gründeten dann eine neue Band, deren Namen Demonaz von Immortal in Anlehnung an den Immortal-Titel Enslaved in Rot vorschlug.[1] Zunächst war die Band von Bands der ersten und zweiten Welle des Black Metal beeinflusst.[3] Sie gehörte zum Umfeld der norwegischen Black-Metal-Bewegung mit Bands wie Burzum, Darkthrone und Mayhem, behandelte im Gegensatz zu ihnen jedoch nicht das Thema des Satanismus (weshalb sie Bjørnson zufolge immer etwas außen vor stand[1]), sondern schrieb Lieder über die Sagen und Mythen ihrer Vorfahren, den Glauben an Odin und die Asen. Dadurch gilt die Band als eine der Begründer des Viking Metals. Zwar bediente sich bereits die schwedische Band Bathory in ihren Texten der Thematik der Wikinger, benutzte jedoch nicht diesen Begriff für ihre Musik. Des Weiteren vermied Enslaved die für den Black Metal typische Verwendung von Pseudonymen, ließ ab dem zweiten Demo Yggdrasill viele folkloristische Elemente in ihre Lieder einfließen und verband krächzenden Schrei-Gesang mit hymnischen Männerchören.

Arve Isdal auf dem Wave-Gotik-Treffen 2016
Enslaved auf der Barge to Hell 2012

In der Anfangszeit waren die Musiker extrem auf ihre Band fixiert und „verbrachten kaum Zeit mit anderen Menschen“.[2] Das erste Demo Nema aus dem Jahre 1991 war für die Mitglieder nicht zufriedenstellend, weswegen sie neue Lieder für ihr zweites Demo Yggdrasill aufnahmen. Dieses sandten sie an Mayhem-Mitbegründer Euronymous, der Inhaber des Plattenlabels Deathlike Silence Productions war und ihnen daraufhin einen Vertrag anbot. Nach dessen Ermordung erschien das ihm gewidmete Debütalbum Vikingligr Veldi 1994 bei einem seiner Geschäftspartner auf dem Label Voices of Wonder.

Enslaved bekam danach einen Vertrag von dem französischen Label Osmose Productions, welches zu dieser Zeit viele bekannte Black-Metal-Bands unter Vertrag hatte. Dort erschien noch 1994 ihr zweites Album Frost, welches den Begriff des „Viking Metal“ auf der Rückseite des Beihefts stehen hatte; Bjørnson erklärt, dass es wichtig sei, wie man seine Musik bezeichnet, und es für die Band natürlich gewesen sei, einen anderen Begriff als „Black Metal“ für die eigene Musik zu verwenden.[1] Durch Frost erlangte die Band große Bekanntheit und einen gewissen Status innerhalb der Szene.

Mit dem Nachfolgeralbum Eld (1997) führte Enslaved dann erstmals Elemente des Progressive Rock in ihre Musik ein, was teilweise Kritik puristischer Black-Metal-Anhänger einbrachte.[4] Das 1998 veröffentlichte Album Blodhemn, machte viele der vorherigen Entwicklungen rückgängig. Um 2000 äußerte Ivar Bjørnson jedoch, ihm bedeute Eld „immer noch sehr viel“.[5]

Das Nachfolgealbum Mardraum war wieder ein Schritt in die andere Richtung und übertraf vom experimentellen Charakter her alle bisherigen Veröffentlichungen der Band. Auf diesem veröffentlichte sie mit Entrance-Escape erstmals offiziell Material in englischer Sprache, da Roy Kronheim den Text geschrieben hatte. Danach folgte 2001 das Album Monumension, dem Besetzungswechsel und in den folgenden zwei Jahren die Arbeit an dem erfolgreichen Album Below the Lights folgten, welches dann 2003 erschien. Below the Lights stellt in kommerzieller Hinsicht den größten Erfolg der Band dar, denn dieses Album führte zu einer Nominierung für den Spellemannpris in der Kategorie „Bestes Metal-Album“, den dann allerdings doch Satyricon mit Volcano gewann.

Die Band wechselte 2003 zum Label Tabu Recordings, da die Motivation bei der Zusammenarbeit von Osmose und Enslaved nach dem Eindruck der Band auf beiden Seiten nachließ und die Kommunikation laut Bjørnson dadurch erleichtert werde, dass das neue Label aus ihrem Heimatland komme,[1] und nahm ein Jahr darauf mit wiederum neuen Musikern das Album Isa auf. Zu der Single Isa wurde auch erstmals ein Musikvideo vor norwegischer Bergkulisse gedreht. Diesmal gewann die Band am 26. Februar 2005 den Spellemannpris in der Kategorie „Beste Metal-Veröffentlichung“ für besagtes Album. Im Oktober 2005 brachte die Band ihre zweite Live-DVD Return to Yggdrasill – Live in Bergen heraus, die auf dem Bergenfest-Festival in Bergen im Mai 2005 aufgenommen wurde. Zu jener Zeit war die Band kaum noch vom Black Metal beeinflusst, sondern vielmehr von der Rockmusik der 1970er Jahre.[3]

Im Mai 2006 erschien mit Ruun das neunte Studioalbum, für das ihnen am 27. Januar der nächste Spellemannpris verliehen wurde. Nach einer Europatournee spielte die Band am 15. Juli auf dem Osloer Norwegian-Wood-Festival zusammen mit Evanescence und Korn. Zudem steuerte die Band für den Stummfilmklassiker "Terje Vigen" von Henrik Ibsen den Titel "Ruun" vom gleichnamigen Album als Soundtrack bei. 2008 folgte mit Vertebrae das zehnte Studioalbum der Band. Es erreichte Platz 20 in den norwegischen Albumcharts und wurde von den Kritikern des Musikmagazins Terrorizer zum Album des Jahres gewählt.

Am 27. September 2010 erschien mit Axioma Ethica Odini das elfte Studioalbum der Band,[6] welches es bis auf Platz 11 der norwegischen Charts schaffte und einen weiteren Spellemannpris einbrachte. Die Lieder des Albums waren durchgehend von Riffs geprägt und aufgrund der Länge mancher Lieder waren deutliche Spannungsaufbauten zu erkennen.[7] 2011 erschien die EP The Sleeping Gods, dessen Lieder auf der Bandhomepage frei zum Download zur Verfügung stehen.[8]

Im Jahr 2012 unterschrieben Enslaved einen weltweiten Vertrag beim Label Nuclear Blast.[9] Darüber erschien schließlich am 28. September 2012 das Album RIITIIR,[10] welches der Band erneut eine Nominierung für den Spellemannpris einbrachte.[11]

Am 2. Oktober 2020 veröffentlichte die Band ihr 15. Studioalbum Utgard. Die Vinyl-Single Homebound wurde vorab ausgekoppelt. Am 25. Juni 2021 erschien das Box-Set Cinematic Tour 2020, eine Sammlung von vier während der Corona-Pandemie gestreamten Liveauftritten der Band. Am 1. Oktober 2021 folgte die EP Caravans to the Outer Worlds.[12]

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  NO
1994 Vikingligr Veldi
Deathlike Silence Productions
Erstveröffentlichung: 28. Februar 1994
Frost
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 26. November 1994
1997 Eld
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 7. April 1997
1998 Blodhemn
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 1. Juni 1998
2000 Mardraum: Beyond the Within
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 3. Oktober 2000
2001 Monumension
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 27. November 2001
2003 Below the Lights
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 14. April 2003
2004 Isa
Osmose Productions
Erstveröffentlichung: 1. November 2004
2006 Ruun
Tabu Recordings
NO23
(1 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 8. Mai 2006
2008 Vertebrae
Indie Recordings
NO20
(2 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 29. September 2008
Wiederveröffentlichung 2019 via By Norse Music
2010 Axioma Ethica Odini
Nuclear Blast
NO11
(3 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 27. September 2010
Wiederveröffentlichung 2019 via By Norse Music
2012 RIITIIR
Nuclear Blast
DE72
(1 Wo.)DE
AT70
(1 Wo.)AT
CH92
(1 Wo.)CH
NO15
(2 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 9. Oktober 2012
2015 In Times
Nuclear Blast
DE66
(1 Wo.)DE
NO21
(2 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 10. März 2015
2017 E
Nuclear Blast
DE80
(1 Wo.)DE
CH55
(1 Wo.)CH
NO12
(1 Wo.)NO
Erstveröffentlichung: 13. Oktober 2017
2020 Utgard
Nuclear Blast
DE30
(1 Wo.)DE
AT59
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 2. Oktober 2020
2023 Heimdal
Nuclear Blast
DE26
(1 Wo.)DE
AT51
(1 Wo.)AT
CH27
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 3. März 2023

Auszeichnungen

Spellemannprisen[13]

  • 2000: Kategorie „Hardrock“ für Album Mardraum: Beyond the Within (nominiert)
  • 2003: Kategorie „Metal“ für Album Below the Lights (nominiert)
  • 2004: Kategorie „Metal/Hardrock“ für Album Isa (gewonnen)
  • 2006: Kategorie „Metal“ für Album Ruun (gewonnen)
  • 2008: Kategorie „Metal“ für Album Vertebrae (gewonnen)
  • 2010: Kategorie „Metal“ für Album Axioma Ethica Odini (gewonnen)
  • 2012: Kategorie „Metal“ für Album Riitiir (nominiert)
  • 2017: Kategorie „Metal“ für Album E (gewonnen)
  • 2020: Kategorie „Metal“ für Album Utgard (nominiert)
Commons: Enslaved – Sammlung von Bildern

Quellen

  1. Ulf Hellbilly: Handlungsreisende in Sachen nordische Klangwerke. In: A-blaze. Nr. 1, August/September 2007, S. 23 ff.
  2. Tom Bartlett: Enslaved - Seit 15 Jahren dabei und noch immer Wikinger (Ivar Bjørnson/Grutle Kjellson/Herbrand Larsen). 2006, abgerufen am 14. Mai 2010.
  3. Interview mit Grutle bei Terrorverlag
  4. Carlos Rodríguez: Enslaved Interview. 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Dezember 2008; abgerufen am 14. Mai 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/leviatan-magazine.com
  5. Björn Thorsten Jaschinski: Enslaved. (Memento des Originals vom 10. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.legacy.de In: Legacy, Nr. 8, abgerufen am 27. September 2012.
  6. Enslaved – Axioma Ethica Odini; Tracklist auf stormbringer.at; abgerufen am 9. September 2010.
  7. Review von Axioma Ethica Odini auf vampster.com; abgerufen am 2. Oktober 2010
  8. Enslaved – The Sleeping Gods
  9. ENSLAVED – unterschreiben bei Nuclear Blast! 26. April 2012, abgerufen am 13. Februar 2013.
  10. RIITIIR – Enslaved. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  11. Nominasjoner og programleder til Spellemann 2012 er klare. 12. Februar 2013, abgerufen am 13. Februar 2013 (norwegisch).
  12. NEW EP “CARAVANS TO THE OUTER WORLDS” OUT NOW. 1. Oktober 2021, abgerufen am 3. Oktober 2021 (norwegisch).
  13. Spellemann Arkiv. Abgerufen am 28. Mai 2021 (norwegisch (Bokmål)).
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