Ennskraftwerke AG

Die Ennskraftwerke AG wurde 1947 gegründet. Der Sitz der Gesellschaft befindet sich in der oberösterreichischen Statutarstadt Steyr. Eigentümer sind je zur Hälfte die Verbund AG und die Energie AG Oberösterreich.

Ennskraftwerke AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1947
Sitz Steyr, Österreich
Leitung Vorstandsdirektoren
  • Maximilian Medl (seit 2022)
  • Martin Binder (seit 2017)
Mitarbeiterzahl 140
Umsatz 35,485 Mio. EUR (2022)[1]
Branche Energieversorgung
Website www.ennskraft.at

Geschichte

Der Bau der Hermann-Göring-Werke (HGW) Ternberg, Rosenau und Garsten wurde während der NS-Zeit vorangetrieben. Am 14. August 1939 wurde das Bauvorhaben Untere Enns zum „bevorzugten Wasserbau“ erklärt. Die Pläne wurden nach Kriegsbeginn jedoch im April 1940 zugunsten des geplanten Blitzkrieges geändert und alle jene Arbeiten eingestellt, die längere Zeit benötigt hätten. Nach monatelangen Auseinandersetzungen, in die neben Hermann Göring auch Reichsminister Todt verwickelt war, begannen konkrete Bauarbeiten am Wasserkraftwerk Ternberg schließlich am 10. Oktober 1941. Die wasserrechtliche Bewilligung erfolgte am 9. März 1942. Mit Bescheid vom 14. November 1942 wurde die Auflassung der Flößerei verfügt. Nach Angaben der VÖEST, die 1945 als Rechtsnachfolger der HGW auch die Baustelle des Kraftwerkes Ternberg in Besitz hatte, waren bis Kriegsende 80 % der erforderlichen Bauarbeiten am Kraftwerk Ternberg umgesetzt. Der Bau der Ennskraftwerke erfolgte von Mai 1942 bis September 1944 in einem Außenlager des KZ Mauthausen in NS-Zwangsarbeit durch zahlreiche ausländische männliche und weibliche Zivilarbeiter, Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge, österreichische und ungarische Juden, Häftlinge von Arbeitserziehungslagern und österreichische Sinti und Roma.[2]

Durch die Kriegswirren gingen die meisten Kraftwerke aber erst nach dem Krieg, als die Enns die Grenze der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone bildete, in Betrieb. Ab den 1960ern erfolgte eine weitere Ausbauphase.

Kraftwerke

Die Ennskraft betreibt insgesamt vierzehn Standorte, davon zwölf an der Enns und zwei an der Steyr. Sie nutzt damit das Wasserangebot eines Einzugsgebietes von 6080 km². Die durchschnittliche jährlichen Gesamterzeugung beträgt rund 1900 GWh, dies entspricht einer mittleren Leistung von 215 MW und dem Bedarf von rund 500.000 Haushalten.

Ennskraftwerke
Kraftwerk Fluss Baujahr Engpassleistung (MW) Jahresarbeitsvermögen (GWh) Maschinensätze
Schönau Enns 1972 29,8 122,8 2
Weyer Enns 1969 36,8 159,7 2
Grossraming Enns 1950 72,3 270,7 2
Losenstein Enns 1962 39,4 170 2
Ternberg Enns 1949 40,4 169,7 2
Rosenau Enns 1953 34,35 145,5 2
Garsten-St. Ulrich Enns 1967 35,3 157 2+1
Staning Enns 1946 43,2 203,2 3
Mühlrading Enns 1948 24,8 111,8 4
Thurnsdorf Enns 1964 2,9 15,3 2
St. Pantaleon Enns 1965 50,8 239 2
Enns Enns 1964, 2015 0,9 6,95 1
Klaus Steyr 1975 19,6 74 2
Pichlern Steyr 1924, 1970, 2005 2,36 13 2

Schwallbetrieb

Die Kraftwerkskette wird im Schwallbetrieb betrieben, d. h. dass die kumulierte Stromproduktion an Wochentagen in der Zeit von 6:00 bis 23:00 etwa um das vierfache höher ist als in der Nacht. Dabei wird in der Kraftwerken der Oberstufe das Wasser in der Nacht leicht angestaut und bei Tag vermehrt abgelassen.[3] So ist es möglich trotz nahezu gleichmäßigen Zufluss von Wasser die Stromproduktion bei Tag zu verstärken. Gegebenenfalls sollte man auch als Badender oder Wassersportler darauf Rücksicht nehmen, da plötzlich eine erhöhte Strömung auftreten kann.

Bahnstromerzeugung

In den Kraftwerken Weyer und St. Pantaleon wird mit jeweils einem der beiden Maschinensätze Strom für das Bahnstromnetz der ÖBB erzeugt. Die Bahnstromleistung in Weyer beträgt 18 MW, jene in St. Pantaleon 25 MW.

Siehe auch

Literatur

  • Adolf Brunnthaler: Strom für den Führer. Der Bau der Ennskraftwerke und die KZ-Lager Ternberg, Großraming und Dipoldsau. Publ. P No 1, Bibliothek der Provinz, Weitra 2000, ISBN 3-85252-344-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Oliver Rathkolb, Florian Freund (Hrsg.): NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“, 1939–1945. Ennskraftwerke – Kaprun – Draukraftwerke – Ybbs-Persenbeug – Ernsthofen. 2., erweiterte Auflage. Verlag böhlau, Wien/Köln/Weimar 2014, ISBN 978-3-20-599460-2, S. 27–126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2022. (PDF; 761 kB) Fünf-Jahres-Vergleich. In: ennskraft.at. Ennskraftwerke AG, 2. Februar 2023, S. 4, abgerufen am 19. April 2023.
  2. Oliver Rathkolb, Florian Freund (Hrsg.): NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“, 1939–1945. Ennskraftwerke – Kaprun – Draukraftwerke – Ybbs-Persenbeug – Ernsthofen. 2., erweiterte Auflage. Verlag böhlau, Wien/Köln/Weimar 2014, ISBN 978-3-20-599460-2, S. 27–126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. EKW – Gesamterzeugung – 3 Tage Kraftwerksgesamtleistung. Ennskraftwerke AG, abgerufen am 19. April 2023.
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