Endlager Olkiluoto

Das Endlager Olkiluoto [ˈɔlkiluɔtɔ] ist ein Endlager für radioaktive Abfälle auf der Insel Olkiluoto vor der Westküste Finnlands, in der Gemeinde Eurajoki rund 25 Kilometer nördlich der Stadt Rauma. Das sogenannte VLJ-Endlager (finnische Kurzbezeichnung VLJ-luola für voimalaitosjäteluola, wörtlich „Kraftwerksabfallhöhle“) dient der Entsorgung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen des benachbarten Kernkraftwerks Olkiluoto.

Plan des Endlagers Olkiluoto

Am gleichen Standort errichtet die Firma Posiva OY das weltweit erste Endlager ONKALO für hochradioaktive Abfälle. Posiva OY ist ein Joint-Venture der finnischen Kraftwerksbetreiber Teollisuuden Voima (TVO) und Fortum, welche in ONKALO ab 2020 verbrauchten Kernbrennstoff aus ihrem Kernkraftwerken endlagern wollten. Stand Februar 2022 wurde eine Eröffnung im Jahr 2024 oder 2025 erwartet.[1]

VLJ-Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle

Ein Teil des Endlagers ist für schwach- und mittelradioaktive Abfälle vorgesehen. Erste Standortuntersuchungen wurden bereits 1980 durchgeführt, die Bauarbeiten begannen im Jahr 1988. Im Mai 1992 wurden die ersten Abfälle eingelagert. Bis Ende 2051 ist die Betriebsgenehmigung gültig.

Das Lager besteht aus zwei Hohlräumen in Kristallingestein (Tonalit, umgeben von Glimmergneis) in 60 bis 100 Meter Tiefe[2]: einem für trockene, schwachradioaktive Abfälle aus der Instandhaltung und einem für bituminierte, mittelradioaktive Abfälle. Jeder dieser Hohlräume ist 34 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 24 Meter.

Die Kapazität der Anlage war so ausgelegt, dass sie alle während einer 40-jährigen Betriebsdauer des Kernkraftwerks Olkiluoto anfallenden schwach- und mittelradioaktiven Abfälle (schätzungsweise 9.500 m³) aufnehmen kann. Das Endlager kann später erweitert werden, um auch Stilllegungsabfälle und Abfälle aus dem Betrieb neuer Anlagen endzulagern. Die Abfälle werden in Form von Betonquadern eingelagert, von denen jeder 16 Fässer enthält. Die Lagerkapazität beträgt 60.000 m³.

Endlager ONKALO für hochradioaktive Abfälle

2004 wurde in Olkiluoto an einem Endlager für hochradioaktive Abfälle gearbeitet, das den verbrauchten Kernbrennstoff aus den Reaktoren in Olkiluoto und dem Kernkraftwerk Loviisa aufnehmen sollte. Der Ausbau dieses auch finnisch Onkalo (Hohlraum, Höhle, Unterschlupf) genannten Teil des Endlagers[3] ist auch Thema des Dokumentarfilms Into Eternity.

Im November 2015 gab die finnische Regierung dem Betreiber Posiva die Genehmigung zur Errichtung eines Endlagers in 400–450 m Tiefe für 6500 Tonnen in Kupfer eingekapselte nukleare Abfälle.[4] Zum Schutz vor evtl. eindringender Feuchtigkeit verspricht die Betreibergesellschaft, die Lagerplätze mit Bentonit zu verschließen.[5][6]

Am 30. Dezember 2021 reichte Posiva den Antrag für die Betriebsgenehmigung der Verkapselungsanlage und des Endlagers beim finnischen Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung ein.[7][8] Der Beginn der Einlagerung ist Mitte der 2020er Jahre geplant.[9] Die Betriebsgenehmigung soll für 100 Jahre gelten und basiert auf der geplanten Laufzeit der vier Kernkraftwerke in Olkiluoto und Loviisa und der danach noch erforderlichen Abkühlung der Brennelemente (Abklingen der Radioaktivität) vor der Endlagerung. Eine weitere Verlängerung, z. B. für das nun in Betrieb befindliche dritte Kraftwerk in Olkiluoto, muss neu beantragt werden. Nach dem Erlöschen der Betriebsgenehmigung wird das Endlager final versiegelt.

Siehe auch

Commons: Endlager Olkiluoto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Finland built this tomb to store nuclear waste. Can it survive for 100,000 years? In: science.org. 24. Februar 2022, abgerufen am 28. Juli 2022.
  2. DBE: Endlagerung weltweit – Europa. Finnland. In: dbe.de. Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE), archiviert vom Original am 9. April 2013; abgerufen am 7. März 2013.
  3. ONKALO (Memento des Originals vom 29. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.posiva.fi, Webseite des Betreibers Posiva Oy, abgerufen am 20. Juni 2014
  4. Webseite YLE (schwedisch): , 12. November 2015
  5. Janne Mokka im FAZ-Interview, Nr. 130/2020, S. 18
  6. , Galileo-Beitrag zum Endlager Onkalo
  7. Posiva – Posiva submits application for operating licence for encapsulation and final disposal facility of spent nuclear fuel. Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
  8. Posiva – Posiva's Annual Report 2021 has been published. Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
  9. Markku Lehtonen: Das Wunder von Onkalo? | Endlagersuche. In: bpb.de. 1. Juni 2022, abgerufen am 13. Februar 2024.
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