Emmershausen

Emmershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Weilrod im südhessischen Hochtaunuskreis.

Emmershausen
Gemeinde Weilrod
Wappen von Emmershausen
Koordinaten: 50° 22′ N,  23′ O
Höhe: 244 m ü. NHN
Fläche: 6,52 km²[1]
Einwohner: 472 (1. Okt. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 61276
Vorwahl: 06083
Karte
Lage von Emmershausen in Weilrod

Geographie

Emmershausen liegt im Weiltal des östlichen Hintertaunus. Das Dorf liegt im Naturpark Taunus. Höchste Erhebungen bei Emmershausen sind der Hardtküppel mit 384 Metern über NN und der Scheid mit 408 Meter über NN.

Wolfenhausen Langenbach Winden
Haintchen Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Gemünden
Hasselbach Rod an der Weil

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Emmershausen erfolgte unter dem Namen Heimershusen im Jahr 1326.[1] Der Ortsnahme Heimershusen geht auf den Namen eines Grafen im Lahngau im Jahr 779 zurück. Seit 1659 gehörte Emmershausen zu Nassau-Usingen.

Der Ort war Teil des frühen Eisenverarbeitungsquartiers an der Weil: Für das 15. Jahrhundert ist dort eine Waldschmiede als Lehen des Erzbistums Trier nachgewiesen. 1590 entstand ein Hüttenwerk mit Hochofen, das sich Nassau-Oranien und Nassau-Weilburg teilten. 1818 pachtete Anselm Lossen die inzwischen dem Herzogtum Nassau gehörende Hütte zusammen mit mehreren anderen Hüttenstandorten. 1868 verfügte die inzwischen preußische Regierung den Verkauf des nicht mehr wirtschaftlichen Hüttenwerks zum Abbruch.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Emmershausen zum 1. August 1972 kraft Landesgesetz mit den Gemeinden Hasselbach, Niederlauken, Oberlauken und Rod a.d. Weil zur neuen Großgemeinde Weilrod zusammengeschlossen.[3] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Weilrod wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Emmershausen angehört(e):[1][5]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Emmershausen 435 Einwohner. Darunter waren 15 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 69 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 39 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 192 Haushalten. Davon waren 51 Singlehaushalte, 69 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 111 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung

Emmershausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
279
1840
 
324
1846
 
350
1852
 
340
1858
 
347
1864
 
343
1871
 
320
1875
 
313
1885
 
303
1895
 
322
1905
 
297
1910
 
320
1925
 
333
1939
 
316
1946
 
435
1950
 
440
1956
 
414
1961
 
401
1967
 
450
1970
 
422
1980
 
?
1990
 
?
1999
 
669
2007
 
482
2011
 
435
2015
 
461
2020
 
492
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Weilrod[7]; Zensus 2011[6]

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:303evangelische (= 100 %) (= 1,42 %) Einwohner[1]
 1961:351 evangelische (= 87,53 %), 43 katholische (= 10,72 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsbeirat

Für Emmershausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Emmershausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 63,16 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen und vier Mitglieder der „Freien Wählergemeinschaft“ (FWG).[8] Der Ortsbeirat wählte Timmy Müller (FWB) zum Ortsvorsteher.[9]

Wappen

Das Wappen basiert auf einem Ortssiegel aus dem 19. Jahrhundert. Es symbolisiert eine Eisenfabrik, die die Grafen von Nassau 1590 hier an die Stelle einer alten Schmiede gebaut hatten. Die neue Fabrik war bis in das 19. Jahrhundert von großer Wichtigkeit für die Region.[10]

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche

Grundlage der Kirche war ein befestigtes Haus der Grafen von Diez aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Haus durch die Grafen von Nassau zerstört. Die dazugehörige Burgkapelle die offenbar auf Burg Emmershausen zurückzuführen ist blieb jedoch bestehen. Mit der Einführung der Reformation wurde die Kapelle evangelisch. Die Kapelle wurde später nicht mehr genutzt und spätestens ab 1910 wurde über einen Abriss diskutiert. 1951 wurde die Kirche aber durch die Dorfgemeinde saniert. Die Evangelische Kirchengemeinde Emmershausen wurde 1953 selbstständig.

Die Bögen über den Fenstern lassen den romanischen Ursprung erkennen. Die Kirche besitzt ein rechteckiges Schiff und einen quadratischen Chorraum. Der Kanzelkorb stammt von 1608.[11]

Backhaus

Backes

Von den ursprünglich zwei Backhäusern des Ortes ist nur noch eines erhalten. Nachdem die Nutzung der Backhäuser stark zurückgegangen war, wurde eines der Backhäuser bereits nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen. Das heutige „Backes“ wurde ebenfalls kaum genutzt und verfiel im Laufe der Zeit. 1987 wurde das Haus durch die Freiwillige Feuerwehr renoviert. Die Materialkosten von 1.500 DM wurden durch den Verkauf einer alten Viehwaage gedeckt. Im Rahmen der Dorferneuerung 2010 wurde das Backhaus und der Vorplatz erneut saniert. Heute wird im Rahmen des Backesfestes nach traditioneller Art im Backhaus für die Dorfgemeinschaft gebacken.[12]

Emmershäuser Mühle

Am Rand von Emmershausen befindet sich ein Gebäudekomplex mit wechselhafter Nutzung: Die Emmershäuser Mühle. Als Mühle wird sie 1565 erstmals urkundlich erwähnt. Basis des Mühlenbetriebs ist das früher aufgestaute Wasser der Weil. Der Mühlbetrieb endete nach dem Ersten Weltkrieg als die Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden die Gebäude und die dazugehörigen landwirtschaftlichen Flächen erwarb und das Anwesen zu einem Schulungs- und Erholungszentrum umbaute. Das Schulungszentrum wurde nicht nur von der Gewerkschaft genutzt. Insbesondere die gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwirtschaft führte hier ihre Mitarbeiterschulungen durch, bis sie in den 1980er Jahren ihr eigenes Schulungszentrum in Oberursel (Taunus) errichtete. In den neunziger Jahren wurde der Komplex als Auffanglager für Spätaussiedler und später für Asylbewerber genutzt. Heute sind die Gebäude heruntergekommen und stehen leer.

Emmershäuser Hütte

Die Emmershäuser Hütte war eine Eisenhütte, die seit der frühen Neuzeit bekannt ist. 1403 kaufte Henne von Hattstein die Hälfte der Waldschmiede zu Emmershausen von Diel Winter von Büdesheim und verpachtete sie ein Jahr später an den Waldschmied Künkel aus Heimstein. Am 11. November 1588 für die Schmiede zu Emmershausen an Peter und Henrich Sorg(e) verliehen. 1590 errichtete Henrich Sorg dort einen Hochofen. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verfiel die Anlage. 1664 verkaufte Hattstein die Anlage an Graf Walrad. 1707 wurde Melchior Bäppler aus Lützelinden Platzmeister. Seine Nachfahren standen auch in den nächsten Jahrzehnten an der Spitze der Hütte. 1807/08 erbaute man einen neuen Hochofen. 1818 pachtete Anselm Lossen die Hütte. Nach dem Tod von Anselm Lossen übernahm sein Sohn Joseph Lossen 1821 die Emmershäuser Hütte. 1867 wurde der Betrieb eingestellt.[13][14][15]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter von Emmershausen

  • Max Lossen (1842–1898), deutscher Historiker und Gründer von Studentenverbindungen
Commons: Emmershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Abtrennung der Justiz Justizamt Usingen bis 1854.
  4. Infolge des Deutschen Krieges.
  5. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Usingen) und Verwaltung.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Weilrod.

Einzelnachweise=

  1. Emmershausen, Hochtaunuskreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahl & Fläche. In: Webnetauftritt. Gemeinde Weilrod, abgerufen im Januar 2024.
  3. Gesetz zur Neugliederung des Obertaunuskreises und des Landkreises Usingen (GVBl. II 330-18) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 227, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Hauptsatzung. (PDF; 332 kB) § 9. In: Webauftritt. Gemeinde Weilrod, abgerufen im Dezember 2021.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 76, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  7. Einwohnerzahlen aus Webarchiv: 1999, 2007, 2015, 2020
  8. Ortsbeiratswahl Emmershausen. In: Votemanager. Gemeinde Weilrod, abgerufen im Januar 2024.
  9. Ortsbeirat Emmershausen. In: Webauftritt. Gemeinde Weilrod, abgerufen im Januar 2024.
  10. Emmershausen - Wappen von Emmershausen (coat of arms). In: www.ngw.nl. Abgerufen am 29. Oktober 2016.
  11. Kirchenführer Hochtaunus (Online S. 76/77 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)) (PDF; 4,8 MB). Abgerufen am 14. Januar 2016
  12. Cornelia Geratsch: Dorferneuerung in Emmershausen; in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2011, ISBN 978-3-7973-1231-0, Seite 320–321
  13. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, Biographie von Anselm Lossen, Ziffer 2648, S. 477–478
  14. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, Biographie von Joseph Lossen, Ziffer 2652, S. 478
  15. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, Biographie von Peter Sorg(e), Ziffer 4192, S. 766
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