Emirates-Flug 521
Emirates-Flug 521 (Flugnummer: EK521) ist ein Linienflug der Emirates von Thiruvananthapuram in Kerala/Indien nach Dubai, Vereinigte Arabische Emirate. Am 3. August 2016 verunglückte auf diesem Flug eine Boeing 777-300 um 12:45 Uhr Ortszeit bei der Landung auf dem Flughafen Dubai. An Bord befanden sich 282 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder.[1]
Alle 300 Menschen an Bord überlebten die Bruchlandung und wurden erfolgreich evakuiert. 13 Personen wurden dabei verletzt, davon 10 in örtliche Krankenhäuser gebracht und 3 ambulant im Flughafen behandelt.[2] Bei den Rettungsmaßnahmen kam ein Feuerwehrmann ums Leben.[3] Es handelte sich um den ersten Totalverlust eines von Emirates betriebenen Flugzeuges.
Flugzeug
Das verunglückte Flugzeug war eine 13 Jahre alte Boeing 777-31H mit dem Luftfahrzeugkennzeichen A6-EMW, Fabriknummer 32700/434. Der Erstflug erfolgte am 7. März 2003, am 28. März 2003 wurde sie mit zwei Rolls-Royce Trent 892 Triebwerken an Emirates ausgeliefert.[4] Das Flugzeug wurde durch das Feuer zerstört.
Flug
Am 3. August 2016 startete Flug EK521 um 10:34h IST (05:04h UTC) mit 29 Minuten Verspätung vom Flughafen Thiruvananthapuram. Die Landung am Flughafen Dubai war planmäßig für 12:44h GST (08:44h UTC) vorgesehen, 3 Stunden und 40 Minuten nach dem Start.[5]
Aus Sicht der Flugsicherung verliefen Anflug und Landung auf der Landebahn 12L normal. Auf den Tonaufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen Flug EK521 und dem Tower ist kein Notruf zu verzeichnen. Um 12:44h GST (08:44h UTC) teilten die Piloten mit, dass sie durchstarten werden. Der Tower wies daraufhin die Crew von EK521 an, auf 4000 Fuß zu steigen, was die Piloten bestätigten. Kurze Zeit später alarmierte der Fluglotse die Einsatzkräfte der Flughafenfeuerwehr.[6]
Das Flugzeug rutschte auf dem Rumpf die Landebahn 12L entlang und streifte mit der rechten Tragfläche den Asphalt. Dabei wurde das Triebwerk Nummer 2 auf der rechten Seite (Steuerbord) abgerissen. Das Flugzeug fing Feuer, es gab mehrere erhebliche Explosionen und dichten schwarzen Rauch. Bei einer der Explosionen wurde der Feuerwehrmann Jasim Issa Mohammed Hasan aus Ra’s al-Chaima getötet. Der Flughafen wurde daraufhin geschlossen, ankommende Flüge umgeleitet.
Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte eine Temperatur von 48 Grad Celsius, es wurden Scherwinde gemeldet.[4]
Passagiere und Besatzung
An Bord des Flugzeuges befanden sich 282 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder.[7] Der Kapitän stammt aus Dubai, der Copilot war der Australier Jeremy Webb.[8] Auf Handyvideos ist zu sehen, dass viele Passagiere zuerst ihr Handgepäck suchten, anstatt sofort das Flugzeug über die Notrutschen zu verlassen.[9][10]
Untersuchung
In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist die General Civil Aviation Authority (GCAA) für die Untersuchung von Unfällen der zivilen Luftfahrt zuständig. Eine entsprechende Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit Emirates Airlines, Boeing und Rolls-Royce eingeleitet. Der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder wurden am 4. August 2016 sichergestellt.[11]
Auswirkungen
Nach dem Unfall blieb der Flughafen für fünfeinhalb Stunden geschlossen.[12] Dadurch mussten vor allem Emirates und Flydubai zahlreiche Flüge streichen.[13] 23.000 Passagiere waren davon betroffen. Um 18:30h Ortszeit wurde der Flughafen mit zunächst nur einer genutzten Landebahn wieder eröffnet.[14] Gleichzeitig wurden der Flughafen Schardscha und der Flughafen Dubai-World Central als Ausweichflughäfen benutzt, ankommende Flüge erhielten vor Abflügen Priorität. Am 4. August gaben Emirates und der Flughafen von Dubai bekannt, dass es für die folgenden 48 Stunden noch zu zahlreichen Ausfällen und Verzögerungen kommen würde. Die betroffene Landebahn 12L wurde repariert und konnte am selben Tag um 17:45h wieder in Betrieb genommen werden. Ab dem 6. August, 72 Stunden nach dem Unfall, lief der Flughafen wieder im Normalbetrieb.
Unfallbericht
Am 6. September 2016 wurde von der für die Unfalluntersuchung zuständigen Luftfahrtbehörde GCAA ein vorläufiger Unfallbericht[15] veröffentlicht.
Daraus geht hervor, dass der Anflug zunächst mit einem leichten Gegenwind, dann mit kräftigem Rückenwind erfolgte. Fünf Sekunden vor dem Aufsetzen drehte sich der Wind erneut zum Gegenwind. Um 08:37:17h (UTC) setzte das rechte Fahrwerk auf, 1100 Meter nach der Schwelle der Landebahn 12L. Zwei Sekunden später gab das Runway Awareness & Advisory System die akustische Warnung „Long Landing“ (Lange Landung) aus, da das Aufsetzen weit hinter dem nominellen Aufsetzpunkt erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Flugzeug eine angezeigte Geschwindigkeit von 162 Knoten (300 km/h). Eine weitere Sekunde später setzte auch das linke Fahrwerk auf, das Bugfahrwerk blieb in der Luft. Um 08:37:23h, also 6 Sekunden nach dem Aufsetzen des linken Fahrwerks, war das Flugzeug wieder in der Luft, und der Kapitän begann mit einem Durchstartmanöver.[15] Die Landeklappen wurden von 30 auf 20 Grad zurückgefahren, der Fahrwerkhebel auf „Einfahren“ („Up“) gestellt. Das Flugzeug erreichte bei dem Durchstartmanöver eine maximale Höhe von 85 Fuß (26 Meter), hatte zu diesem Zeitpunkt aber nur noch eine Geschwindigkeit von 134 Knoten (248 km/h). Aufgrund der zu niedrigen Geschwindigkeit begann das Flugzeug wieder zu sinken. Erst um 08:37:35h, 12 Sekunden nach Beginn des Durchstartmanövers, wurden die Schubhebel von Leerlauf auf Vollgas geschoben, dennoch erfolgte 3 Sekunden später der Aufprall auf die Landebahn mit halb eingezogenem Fahrwerk. Das Flugzeug rutschte über die Landebahn und kam nach 800 Metern zum Stillstand.
Aus dem vorläufigen Bericht geht nicht hervor, ob die Piloten den TOGA-Knopf gedrückt hatten, durch den die automatische Schubregelung die Triebwerke auf die benötigte Leistung für das Durchstartmanöver bringt. Das „Flight Crew Operations Manual (FCOM)“, (deutsch etwa „Betriebshandbuch für Flugbesatzungen“) der Boeing 777-300 in der von Emirates verwendeten Version besagt unter Abschnitt 4.20.17, dass der TOGA-Knopf nur eingesetzt werden kann, wenn das Flugzeug sich noch in der Luft befindet, nach dem Aufsetzen jedoch nicht aktiviert werden kann. In diesem Fall müssen die Schubhebel durch die Piloten von Hand auf die benötigte Triebwerksleistung gebracht werden. Die Tatsache, dass ein Durchstarten versucht wurde, ohne überhaupt die Schubhebel aus der Leerlaufstellung zu bewegen, lässt es denkbar erscheinen, dass die Piloten auf eine automatische Schubhebelregelung vertrauten und den Irrtum erst zu spät bemerkten.[16][17]
Der abschließende Unfallbericht wurde am 20. Januar 2020 veröffentlicht. Dieser bestätigt, dass das Durchstarten mittels TOGA-Automatik versucht wurde. Jedoch wurde von der Besatzung nicht bemerkt, dass während des Ausschwebens das rechte Hauptfahrwerk kurz auf der Landebahn aufsetzte. Dadurch wurde auslegungsgemäß die automatische Schubregelung deaktiviert.[18]
Einzelnachweise
- SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Crash am Flughafen: Ein Toter nach Boeing-Bruchlandung in Dubai. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 6. August 2016.
- Accident: Emirates B773 at Dubai on Aug 3rd 2016, touched down during go-around without gear, aircraft on fire. In: avherald.com. Abgerufen am 6. August 2016.
- Schwerer Landeunfall einer Boeing 777-300 in Dubai. In: aero.de. Abgerufen am 6. August 2016.
- Harro Ranter: ASN Aircraft accident Boeing 777-31H A6-EMW Dubai Airport (DXB). In: aviation-safety.net. Abgerufen am 6. August 2016.
- Emirates (EK) #521 ✈ 03.08.2016 ✈ TRV / VOTV - DXB / OMDB ✈ FlightAware. In: FlightAware. Abgerufen am 6. August 2016.
- [REAL ATC] Emirates B777 CRASH then BURNT at Dubai OMDB! VASAviation, 3. August 2016, abgerufen am 6. August 2016.
- Alle 300 Flugzeuginsassen überstehen Bruchlandung - Feuerwehrmann stirbt. In: www.tagesspiegel.de. Abgerufen am 7. August 2016.
- Aussie pilot ran for life in fireball. Abgerufen am 7. August 2016.
- Malayalam Full Movie 2015: Latest News Evacuation Video of Emirates Airlines flight EK 521 Crash Landing Dubai Airport. 3. August 2016, abgerufen am 7. August 2016.
- Emirates flight EK521 crash: Why passengers think about bags, not lives in emergency - Firstpost. 5. August 2016, abgerufen am 7. August 2016 (amerikanisches Englisch).
- Alexander Cornwell, Staff Reporter: Investigators recover EK521 recorders. 4. August 2016, abgerufen am 7. August 2016.
- Kelly Clarke and Nivriti Butalia: Emirates incident: Guess what costs a million dollars a minute? - Khaleej Times. In: khaleejtimes.com. Abgerufen am 7. August 2016.
- Sneha May Francis: Flydubai cancels all flights. Abgerufen am 7. August 2016 (britisches Englisch).
- Gulf News: Dubai airport day 2: Flight cancellation and warning of delays. 4. August 2016, abgerufen am 7. August 2016.
- Air Accident Investigation Sector Accident – Preliminary Report – AAIS Case No: AIFN/0008/2016. (PDF) Vorläufiger Unfallbericht der GCAA. In: Webpräsenz der Allgemeinen Zivilluftfahrtbehörde GCAA der Vereinigten Arabischen Emirate. General Civil Aviation Authority, 3. August 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2016; abgerufen am 22. Mai 2023 (englisch).
- Eröffnungsbericht: Unfall bei spätem Durchstartversuch. In: aero.de. Abgerufen am 7. September 2016.
- Could Automation Kill Us? — Avgeekery.com - We Love All Things Aviation. In: www.avgeekery.com. Abgerufen am 9. September 2016.
- Accident Final Report – AAIS Case No: AIFN/0008/2016. (PDF) Finaler Unfallbericht der GCAA. In: Webpräsenz der Allgemeinen Zivilluftfahrtbehörde GCAA der Vereinigten Arabischen Emirate. General Civil Aviation Authority, 20. Januar 2020, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Februar 2020 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)