Emilia Perez

Emilia Perez ist ein Spielfilm von Jacques Audiard aus dem Jahr 2024. Das Werk ist eine Musical-Komödie und handelt von einem mexikanischen Drogenbaron, der seine Vergangenheit hinter sich lassen und ein neues Leben als Frau beginnen möchte. Die Titelrolle übernahm die spanische transgeschlechtliche Schauspielerin Karla Sofía Gascón. Zum weiteren Schauspielensemble gehörten Zoe Saldana, Selena Gomez und Édgar Ramírez. Die internationale Koproduktion zwischen Frankreich, den USA und Mexiko soll im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

Handlung

Die brillante, aber schlechtbezahlte Anwältin Rita arbeitet für eine große Kanzlei, die in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Die Firma ist darauf ausgerichtet, ihre verbrecherischen Klienten zu beschützen. Als Rita aussteigen möchte, wird ihr ein neuer Fall zugewiesen. Sie soll einem Drogenboss namens Juan „Manitas“ Del Monte,[1][2] Anführer eines mexikanischen Kartells, helfen. Dieser möchte sich aus dem Geschäft zurückziehen und für immer von der Bildfläche verschwinden. Manitas hat sich dafür über Jahre einen Plan zurechtgelegt. Er möchte endlich als Frau leben und sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen. Auf diese Weise kann Manitas in eine neue, sichere Identität schlüpfen und seiner Vergangenheit entkommen.[1][3]

Entstehungsgeschichte

Drehbuch und Vorproduktion

Jacques Audiard (2016)

Emilia Perez (Arbeitstitel: In Search of Emilia Pérez[4] bzw. En busca de Emilia Pérez[5]) ist der zehnte Spielfilm des vielfach preisgekrönten französischen Filmregisseurs und Drehbuchautors Jacques Audiard. Das Treatment basiert auf einer Idee Audiards und entstand in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Autorenkollegen Thomas Bidegain (unter anderem The Sisters Brothers, Dämonen und Wunder, Der Geschmack von Rost und Knochen, Ein Prophet).[6] Es soll aus einem Kapitel von Boris Razons Roman Écoute (2018) inspiriert worden sein.[1] Das Werk handelt von einem Polizisten, der seinen Dienst in einem Abhörwagen verrichtet.[7]

Das Filmprojekt wurde erstmals im Mai 2019 öffentlich bekannt. Audiard fasste es zum damaligen Zeitpunkt als „Geschichte eines Mannes, der sich einer Operation unterzieht, um eine Frau zu werden“ zusammen.[8] Ursprünglich war die Realisierung von Emilia Perez direkt nach dem englischsprachigen Western The Sisters Brothers (2018) geplant. Aufgrund der COVID-19-Pandemie zog Audiard das in Frankreich spielende Beziehungsdrama Wo in Paris die Sonne aufgeht (2021) vor. Für ihn erwies es sich als zu schwierig, in Pandemiezeiten eine Filmproduktion außerhalb von Frankreich zu organisieren.[9]

Ende Oktober 2021 reiste Audiard nach Mexiko, um die Drehorte zu fotografieren. Zum damaligen Zeitpunkt gab er an, dass die Drehbuchfassung den Grundzügen einer Oper folgen würde,[10] einem „Libretto in vier Akten“.[6] Er beschrieb das Projekt als „sehr komplex“, da bei Emilia Perez ursprünglich Studioaufnahmen mit Außendrehs kombiniert werden sollten. Auch hatte Audiard bereits Filmsongs geschrieben. Es sei „ein völlig neuer Film“ für ihn, so Audiard, der mit vielen Personen aus Filmstab und Besetzung das erste Mal zusammenarbeiten sollte. Auch plante er, Ende November 2021 erneut nach Mexiko zu reisen, um die Besetzung festzulegen.[10] Im April 2022 wurde bekannt, dass statt ihm die französische Sängerin Camille die Songs für den Film schreiben sollte. Ursprünglich hatte der Filmemacher mit Nick Cave oder Tom Waits geliebäugelt. Audiard hatte in der Zwischenzeit nach Rücksprache mit einem befreundeten Musiker die Idee zu einer Filmoper aufgegeben, da sich dies als zu umständlich erwiesen hätte.[9] In der Vorproduktion war der Regisseur unter anderem von der mexikanischen Regisseurin Elisa Miller unterstützt worden, Gewinnerin der Goldenen Palme 2007 für ihren Kurzfilm Ver Llover.[4]

Besetzung der Hauptrollen

Im Mai 2022 wurde auf dem Marché du film des Filmfestivals von Cannes bekannt, dass die spanische transgeschlechtliche Schauspielerin Karla Sofía Gascón die Titelrolle übernehmen sollte. Sie war unter anderem in der mexikanischen Serie Rebelde – Jung und rebellisch (2022) zu sehen gewesen. Die US-Amerikanerinnen Selena Gomez und Zoe Saldana befanden sich ebenfalls in Vertragsverhandlungen für das Projekt. Emilia Perez sollte ursprünglich von der Produktionsgesellschaft Library Pictures International finanziert werden, während sich CAA Media Finance um die Veräußerung der Filmrechte für Nordamerika kümmern wollte.[11]

Karla Sofía Gascón gab an, ab Februar 2022 mit Audiard am Filmprojekt zwischen Madrid, Paris und Mexiko gearbeitet zu haben. Auch sie sprach von einem „sehr komplizierten Film“. Unter anderem gab es Drehkonflikte mit Selena Gomez und Zoe Saldana, die letztendlich die Rollen in Emilia Perez annahmen.[12] Das Projekt soll sich deshalb um insgesamt sechs Monate verzögert haben.[13] Zum Schauspielensemble gehörte auch der venezolanische Darsteller Édgar Ramírez.[1] Saldana gab nach Ende der Dreharbeiten an, dass sie in Audiards Film singe und tanze und zu ihren beruflichen Wurzeln zurückgekehrt sei, was sie als traumhaft empfand.[14] Als Choreograf wurde Damien Jalet zum Filmprojekt hinzugezogen.[15]

Dreharbeiten und Nachproduktion

Letztendlich entschied sich Audiard gegen Dreharbeiten an Originalschauplätzen in Mexiko und bevorzugte die ihm bekannte Studiokulisse, die „mehr Freiheit für die Rollen“ böte, „die gesungen und choreografiert werden“ müssten.[6] Emilia Perez wurde ab Frühjahr 2023 komplett nahe Paris gedreht. Als Kameramann fungierte Paul Guilhaume, der mit Audiard bereits an Wo in Paris die Sonne aufgeht zusammengearbeitet hatte. In Montjoie, in der Nähe des Stade de France, ließ der Filmemacher in den ehemaligen Studios der Kindersendung Club Dorothée mexikanische Straßenkulissen errichten.[16] Anfang Juli 2023 wurden die Dreharbeiten beendet.[3]

Für die Musik arbeitete Camille mit ihrem Lebensgefährten, dem Musiker und Arrangeur Clément Ducol, zusammen. Die Songtexte schrieb sie selbst mit Hilfe eines mexikanischen Übersetzers und führte sie für das Musikdemo auch auf. Der französische Music Supervisor Pierre-Marie Dru (Annette) arbeitete ebenfalls an dem Filmprojekt mit.[3]

Emilia Perez wurde letztendlich von Pascal Caucheteux für die französische Why Not Productions, Audiard and Valérie Schermann für ihre Firma Page 114[6] sowie von Pimienta Films aus Mexiko und The Veterans aus den USA produziert. The Veterans kümmert sich gemeinsam mit CAA Media Finance auch um die Verwertungsrechte für Nordamerika.[17] Die staatliche französische Filmförderungsbehörde CNC unterstützte ebenfalls das Projekt.[2]

Ein erstes Standfoto aus dem Film mit Zoe Saldana wurde Ende Dezember 2023 veröffentlicht.[1]

Veröffentlichung

Emilia Perez soll im Jahr 2024 im Verleih von Pathé in den französischen Kinos anlaufen.[18]

Literatur

  • Boris Razon: Écoute. Stock, Paris 2018, ISBN 978-2-234-08243-4 (französisch).

Einzelnachweise

  1. Jordan Ruimy: First Image of Jacques Audiard’s Trans-Mexican Druglord Musical ‘Emilia Perez’. In: worldofreel.com, 23. Dezember 2023 (abgerufen am 4. Januar 2024).
  2. Fabien Lemercier: Jacques Audiard’s Emilia Perez scoops an advance on receipts. In: cineuropa.org, 14. Juli 2022 (abgerufen am 5. Januar 2024).
  3. Jordan Ruimy: Jacques Audiard’s Drug-Musical ‘Emilia Perez’ Wraps Filming in France. In: worldofreel.com, 13. Juli 2023 (abgerufen am 4. Januar 2024).
  4. Will make the Mexican narco dance and sing. In: CE Noticias Financieras English, 11. April 2022 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  5. Selena Gomez and Zoe Saldana to shoot Narcos production in Mexico (what's new about the musical comedy). In: CE Noticias Financieras English, 10. August 2022 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  6. Elsa Keslassy: Jacques Audiard Details His Selena Gomez-Starring Musical ‘Emilia Perez’ (EXCLUSIVE). In: variety.com, 23. Januar 2023 (abgerufen am 5. Januar 2024).
  7. Le directeur de la librairie chartraine, Olivier Lhostis, a fait son choix parmi les 567 nouveautés. In: L’Echo Républicain, 29. August 2018 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  8. Alex Vicente: Jacques Audiard revienta también los códigos del wéstern clásico "La fuerza y la virilidad son estupideces en estado puro", asegura el director francés, que estrena 'Los hermanos Sisters', un desmitificador relato sobre la conquista del Oeste. In: El País, 6. Mai 2019, S. 32.
  9. Eric Kohn: Language Is No Object for Jacques Audiard, Who Is Planning a New Musical Comedy in Spanish. In: indiewire.com, 13. April 2022 (abgerufen am 4. Januar 2024).
  10. Gregorio Belinchón: [AN] Jacques Audiard. In: El País, 6. November 2021, S. 29.
  11. Mike Fleming Jr.: ‘Emilia Perez’ Taking Shape As Jacques Audiard’s Next Pic: Spanish Actress Karla Sofia Gascón Set, Selena Gomez & Zoe Saldana In Talks. In: deadline.com (abgerufen am 4. Januar 2024).
  12. Karla Sofía Gascón prepares film with Selena Gomez and Zoe Saldaña. In: CE Noticias Financieras English, 30. September 2022 (abgerufen via lizenzpflichtiger Pressedatenbank Nexis Uni).
  13. Elsa Keslassy: ‘Emilia Perez,’ Starring Selena Gomez and Zoe Saldaña, to Begin Filming This Spring. In: variety.com, 18. Januar 2023 (abgerufen am 4. Januar 2024).
  14. Whitney Friedlander: Zoe Saldana is the 'Lioness' in charge. In: Los Angeles Times, 20. Juli 2023, Entertainment Desk, Part E, S. 1.
  15. Ariane Bavelier: Damien Jalet et Sidi Larbi Cherkaoui ou l'art du grand écart. In: Le Figaro, 28. November 2022, Nr. 24344, S. 36.
  16. Léna Lutaud: La bataille des studios de cinéma français pour attirer les réalisateurs. In: Le Figaro Économie, 4. Mai 2023, Nr. 24478, S. 28.
  17. Emilia Perez bei crew united (abgerufen am 5. Januar 2024).
  18. Emilia Perez. In: allocine.fr (abgerufen am 4. Januar 2024).
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