Ellerstadt
Ellerstadt ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Wachenheim an der Weinstraße an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 28′ N, 8° 16′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Wachenheim an der Weinstraße | |
Höhe: | 105 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,34 km2 | |
Einwohner: | 2437 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 384 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67158 | |
Vorwahl: | 06237 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 013 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Weinstraße 16 67157 Wachenheim an der Weinstraße | |
Website: | ||
Ortsbürgermeisterin: | Elke Stachowiak (FWG) | |
Lage der Ortsgemeinde Ellerstadt im Landkreis Bad Dürkheim | ||
Geographie
Ellerstadt liegt in der Oberrheinischen Tiefebene in der Metropolregion Rhein-Neckar. Nachbargemeinden sind Birkenheide, Fußgönheim, Gönnheim und Bad Dürkheim. Die zu Ellerstadt gehörende Akaziensiedlung liegt im Norden des Hauptortes direkt angrenzend an die Wohnbebauung der Gemeinde Birkenheide.
Geschichte
Die Gegend um Ellerstadt war bereits zu Zeiten der Römer besiedelt, wie drei steinerne römische Särge mit Gläsern und Urnen, die im Jahr 1822 am Südrand gefunden wurden, bezeugen. Ellerstadt war vermutlich bereits im 5. Jahrhundert eine fränkische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung Ellerstadts findet sich am 19. Dezember 783 im Lorscher Codex.[2] Belegt ist die Schenkung eines Teils der Ortschaft Alaridestath an das Kloster Lorsch. Weitere Schenkungen aus Ellerstadt sind urkundlich erwähnt in den Jahren 863, 873, 908/909[3] an Lorsch und 985 an das Kloster Weißenburg im Unterelsass. Für das Jahr 1190 sind pfalzgräfliche Rechte in Ellerstadt aus dem Besitz des ehemaligen Weißenburger Klostergutes und der Vogtei über das Kloster Lorsch nachweisbar.
Größere Bedeutung erlangten die Herren von Flersheim, die ab 1482 in den Besitz Ellerstadter Güter kamen. Im Jahr 1548 besaßen die Flersheimer zwei Drittel des Dorfes und die Herren von Affenstein das andere Drittel. 1570 erwirkte Friedrich von Flersheim von Kaiser Maximilian II. die Erlaubnis zur jährlichen Abhaltung eines Ross- und Viehmarktes stets für den 1. Mai und den 19. November. Die Flersheimer besaßen nicht nur die Marktaufsicht mit allen zugehörenden Rechten, sondern auch das Halsgericht und den Blutbann. Ihr Weistum von 1555, für die Gemeinde das älteste Dokument der Rechtsprechung bei Streitsachen und Strafsachen ihrer Einwohner, wurde immer wieder öffentlich verlesen. Nachdem die Flersheimer 1577 durch Abfindung der Affensteiner alleinige Ortsherren geworden waren, starben sie 1655 aus. 1707 gehörte Ellerstadt Casimir Kolb von Wartenberg und war Bestandteil der Reichsgrafschaft, die reichsunmittelbaren Charakter hatte. Die verarmten Wartenberger veräußerten schließlich 1789 ihre Rechte an die Grafen von Sickingen.
1793/94 plünderten die revolutionären Truppen der Französischen Republik die Gemeinde und zogen die Einwohner zu Fronarbeit heran. Die Beschlagnahme allen linksrheinischen Adelsbesitzes wirkte sich auch auf den Grafen von Sickingen aus. Es gab keine Großgrundbesitzer und leibeigenen Bauern mehr. Nach der Niederwerfung Napoleons und dem Wiener Kongress wurde die Pfalz 1816 dem Königreich Bayern einverleibt. Ellerstadt gehörte nun zum Landkommissariat Neustadt und zum Gerichtsbezirk Frankenthal.
Aus dem Bezirksamt Neustadt wurde 1939 der Landkreis Neustadt. Seit der Verwaltungsreform Anfang 1969 gehört Ellerstadt der Verbandsgemeinde Wachenheim an, seit der Auflösung des Landkreises Neustadt gehört Ellerstadt zum Landkreis Bad Dürkheim.
Bevölkerungsentwicklung
1548 lebten hier 24 bis 30 Familien und 1614 waren es schon 60 bis 70; noch 1722 stand an der Straße, durch die heute die Rhein-Haardt-Bahn fährt, kein einziges Haus; 1910 sind es 767.
Der starke Zuwachs der letzten Jahrzehnte ist nicht zuletzt der Rhein-Haardt-Bahn zu verdanken. In den Zwanzigerjahren wurde die Tausendergrenze überschritten. 1970 waren bereits 1.400 Einwohner gemeldet. 1980 wurde die Zahl 2.000 erreicht und nach Abschluss der geplanten Neubaugebiete wird sich die Einwohnerzahl bei rund 2.500 einpendeln.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Ellerstadt besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und der vorsitzenden Ortsbürgermeisterin.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[4]
Wahl | SPD | CDU | GRÜNE | FDP | FWG | Gesamt |
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2019 | 5 | 2 | 2 | – | 7 | 16 Sitze |
2014 | 6 | 3 | 2 | – | 5 | 16 Sitze |
2009 | 6 | 3 | 1 | - | 6 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergemeinschaft Ellerstadt e. V.
Bürgermeister
Ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin ist Elke Stachowiak (FWG). Sie wurde 2019 mit 54,61 Prozent der Stimmen gewählt und ist damit Nachfolgerin von Helmut Rentz (SPD), der nach 40 Jahren im Amt nicht mehr kandidiert hatte.[5][6]
Wappen
Blasonierung: „In Silber auf grünem Grund ein bewurzelter grüner Eller- oder Erlenbaum mit stilisierten Blättern, dessen Stamm von zwei Wappenschilden beseitet wird, die an zwei historische Geschlechter der Ortsherrschaft erinnern. Der rechte Schild ist von Blau, Silber und Rot geteilt (Herren von Flersheim), der linke zeigt in Silber einen roten Balken, begleitet oben von zwei, unten von einer roten Kugel (Kolb von Wartenberg).“[7] | |
Das Wappen von Ellerstadt wurde am 10. August 1925 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern in München genehmigt. |
Wirtschaft und Infrastruktur
Die landwirtschaftlich geprägte Gemeinde lebt vorwiegend vom Weinbau und in geringerem Maße vom Obstbau. Die Weinlagen sind Bubeneck (159,5 ha)[8], Kirchstück (120,9 ha)[9] und Sonnenberg (130,4 ha)[10]. Ein Teil der Anwohner ist bei der BASF im nahegelegenen Ludwigshafen am Rhein beschäftigt.
Der Weinbau hat schon seit dem 8. Jahrhundert für Ellerstadt eine Rolle gespielt, wie aus der Lorscher Schenkungsurkunde hervorgeht. Seit 1886 wurden auf Ellerstadter Gemarkung überwiegend Portugieser Reben angepflanzt. Der „Gewürztraminer“, den sogar Bismarck aus Ellerstadt bezog, bringt meist nur schwachen Ertrag und ist daher nur vereinzelt anzutreffen, obwohl sich die Böden in der Gemeinde besonders eignen. Das Weingut Markus Schneider ist heute der über die Region hinaus bekannteste Weinbaubetrieb des Ortes. Der Qualitätsschwerpunkt liegt im Rotweinbereich.[11]
1903 entfielen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche der Gemeinde (634 ha) 117 ha auf Weinbau, 357 auf Acker- und Gartengebiete und 70 ha auf „Forste und Holzungen“. Der Obstbau hatte bis ins letzte Jahrzehnt eine bedeutende Rolle gespielt; Pfirsichanbau seit 1867.
Über die Region hinaus bekannt ist die Pfirsichsorte „Roter Ellerstädter“ (auch: Kernechter vom Vorgebirge und Vorgebirgspfirsich). Die Sorte wurde um 1870 von dem Winzer Georg Fitz aus Ellerstadt als Zufallssämling in einer Gruppe von Pfirsich-Sämlingen gefunden, die aus den Samen eines frei abgeblühten Baumes hervorgegangen sind.
Seit 1925 wurden zunehmend mehr Sauerkirschen angebaut.
Verkehr
Ellerstadt liegt an der Eisenbahnstrecke Bad Dürkheim–Ludwigshafen, der Rhein-Haardtbahn, eine Überlandstraßenbahn befahren von der Linie 9, der Rhein-Haardtbahn GmbH, die Teil der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) ist. Die Strecke führt in Ellerstadt eingleisig auf der Straße durch den Ort. An jedem Ende gibt es eine Haltestelle, Ellerstadt Ost und Ellerstadt West. Die Gemeinde gehört dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) an.
Zwischen Ellerstadt und der Akaziensiedlung verläuft die Bundesautobahn 650.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Johann Heinrich Huber (1645–1706), Vorfahre des 31. US-Präsidenten Herbert Hoover
- Abraham Weil (1834–1900), Finanzbeamter jüdischer Herkunft und Ehrenbürger der Gemeinde Leimersheim
- Georg Fitz (1860–1940), Politiker (NLP)
- Werner Föckler (* 1945), Fußballschiedsrichter
- Manfred Geis (* 1949), Politiker (SPD)
Personen, die vor Ort gewirkt haben
- Markus B. Altmeyer (* 1984), wuchs vor Ort auf
- Karl Kleemann (1904–1969), gründete Anfang der 1930er Jahre eine Ortsgruppe der NSDAP
- Johannes Kriebitzsch (1857–1938), fertigte Glasmalereien für die örtliche protestantische Kirche an
- Wilhelm Manchot (1844–1912), entwarf die protestantische Kirche
- Gottschalk Mayer (1761–1835), besaß ein Gut vor Ort
Literatur
- Ortsgemeinde Ellerstadt (Hrsg.): Ellerstadt, einst und jetzt. ISBN 3-934845-16-9
- Literatur über Ellerstadt in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2032, 19. Dezember 783 – Reg. 1847. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 24, abgerufen am 4. Februar 2016.
- Ortsliste zum Lorscher Codex, Ellerstadt In: Archivum Laureshamense – digital, Universitätsbibliothek Heidelberg
- Wahlergebnis 2019 (Webarchiv)
- Direktwahlen 2019 (Webarchiv)
- Monika Köhler: Schlitzohriger Problemlöser. Die Rheinpfalz, 29. Juni 2019, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Ortsgemeinde Ellerstadt: Wappen
- Ellenstädter Bubeneck - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 17. Februar 2024
- Ellenstädter Kirchstück - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 17. Februar 2024
- Ellenstädter Sonnenberg - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 17. Februar 2024
- Hugh Johnson: Der große Johnson. Die Enzyklopädie der Weine, Weinbaugebiete und Weinerzeuger der Welt. Hallwag, 2009, ISBN 978-3-8338-1621-5, S. 271.