Ellen Schwanneke

Ellen Victoria Schwanneke (* 11. August 1907 in Berlin[1]; † 17. Juni 1972 in Zürich) war eine deutsche Schauspielerin.

Ellen Schwanneke, etwa 1931 (Fotograf E. Bieber, Berlin)

Leben

Die Tochter des Schauspielers Victor Schwanneke wuchs in München auf, wo ihr Vater nach dem Ersten Weltkrieg Intendant des Bayerischen Staatstheaters war. Bereits im Alter von 16 Jahren wurde sie Volontärin an den Münchner Kammerspielen.

Sie agierte zunächst bei Wanderbühnen, mit denen sie durch Europa zog. Ihr erstes festes Engagement erhielt sie an den Hamburger Kammerspielen bei Erich Ziegel und ging dann mit ihrem Vater nach Berlin, wo sie an verschiedenen Kleinkunstbühnen auftrat, darunter auch am ‘Tingel-Tangel’. Friedrich Hollaender engagierte sie im Dezember 1931 für seine Kabarett-Revue “Allez hopp!”[2]. Sie nahm auch zwei Schellackplatten mit Kleinkunst-Vorträgen auf[3].

Sie debütierte 1931 vor der Filmkamera als Ilse von Westhagen in Mädchen in Uniform und trat 1932 in Asta Nielsens einzigem Tonfilm Unmögliche Liebe auf, in welchem sie und Ery Bos die beiden Töchter der Hauptdarstellerin spielten[4]. Danach wirkte sie noch in weiteren deutschen Spielfilmen mit. 1937 emigrierte sie nach Wien. Nach dem „Anschluss Österreichs“ floh sie 1939 über die Schweiz in die Vereinigten Staaten, wo sie den US-amerikanischen Schauspieler und Regisseur William Castle kennenlernte, der sie – nachdem er sie medienwirksam vermarktete – mehrfach in Theaterproduktionen besetzte. 1943 wirkte sie auf Oscar Tellers Kleinkunstbühne „Arche“ in Richard Beer-Hofmanns Stück Jaákobs Traum mit. 1946 trat Schwanneke in Buenos Aires an P. Walter Jacobs "Freier Deutscher Bühne" in mehreren Theaterstücken auf, so in der Titelrolle von G. B. Shaws Die heilige Johanna.[5]

1944 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin. Nach Kriegsende ließ sie sich in der Schweiz nieder, trat noch in dem Film Morgen ist alles besser auf und spielte Theater. Gastspielreisen führten sie auch wieder nach Frankfurt/Main und Berlin.

Schwanneke war verheiratet mit dem Schauspieler Otto Dewald (1906–1974). Ihre Schwester Inge (1914–1988) wurde ebenfalls Schauspielerin.

Sie fand auf dem Friedhof Nordheim ihre letzte Ruhestätte. Ihre Grabstätte wurde aufgehoben.

Filmografie

Ellen Schwanneke (1930er). Fotografie: Zander & Labisch

Spielfilme (nach Datum der Uraufführung)

Fernsehfilme (nach Datum der Erstsendung in der deutschsprachigen Schweiz)[6]

  • Februar 1961: Charleys Tante
  • April 1962: Reizende Leute
  • September 1963: Der Mustergatte.

Schallplattenaufnahmen

Camilla Spira, Ellen Schwanneke, Arthur Schröder. An zwei Flügeln: Rudolf Nelson und Hans Sommer.
Moderne Elternerziehung, aus der Revue Der rote Faden. Text: Marcellus Schiffer, Musik: Rudolf Nelson.
Aufgenommen am 17. März 1930 in Berlin, Beethovensaal. Electrola E.G. 1844 (Matrizennummer BLR 6170-2)

Ellen Schwanneke. Am Flügel: Günter Neumann.
Ich freu' mich so / Abschied auf dem Bahnhof. Text und Musik: Günter Neumann.
Aufgenommen am 25. August 1933 in Berlin, Singakademie. Telefunken unveröffentlicht (Matrizennummern 19258 und 19259)

Ellen Schwanneke und Erwin Hartung mit Orchester und Quartettgesang, Dirigent: Hans Bund.
Schnurren und Moritaten (rührselige Begebenheiten). Teil 1 und 2.
Aufgenommen am 2. September 1933 in Berlin, Singakademie. Telefunken A 1473 / TA 199 (Matrizennummern 19277-1 und 19278-1).[7]

Literatur

  • Thomas Blubacher: Ellen Schwanneke. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1647 f.
  • Klaus Krüger und Rainer E. Lotz: Discographie der deutschen Kleinkunst, Band 5 (= Deutsche National-Discographie, Series 1). Birgit-Lotz-Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-9805808-1-4, S. 1299–1300
  • Volker Kühn: Schwanneke, Ellen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 789 f. (Digitalisat).
  • Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945. Selbstverlag, Göttingen 1991, unpaginiert
  • Stefan Weiss, Jürgen Schebera (Hrsg.): Street Scene. Der urbane Raum im Musiktheater des zwanzigsten Jahrhunderts (= Veröffentlichungen der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Band 6). Waxmann, Münster 2006. ISBN 978-3-8309-1630-7
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 455.

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Berlin, Geburtsregister Standesamt Berlin IX, Nr. 1368/1907
  2. Allez-hopp, eine Varietérevue in 17 Attraktionen (1931)- das Leben als Varieté, vgl. Weiß-Schebera S. 215
  3. Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Jnterpreten 1898-1945. Selbstverlag, Göttingen 1991, unpaginiert
  4. der Film hieß mit Auswahltitel auch Vera Holgk und ihre Töchter, vgl. Ill. Film-Kurier, abgeb. bei siska.at
  5. Volker Kühn in NDB-online
  6. IMDb
  7. Zu hören auf youtube


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