Einwohnerentwicklung von Mannheim
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Mannheim tabellarisch und graphisch wieder.
Einwohnerentwicklung
Im Mittelalter und zu Beginn der frühen Neuzeit lebten in Mannheim nur wenige hundert Menschen. Ausgehend von der Stadtgründung 1607 und der Anlage der Festung Friedrichsburg erlebte Mannheim mehrere zyklische Wachstumsprozesse. Den frühen Zuwachs der Jahre 1607 bis 1618 von ca. 800 auf 1.200 Einwohner machte der Dreißigjährige Krieg wieder zunichte. Eine gezielte Anwerbepolitik nach vor allem calvinistischen Migranten bescherte der Stadt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine neuerliche Wachstumsphase mit bis zu 6.000–7.000 Einwohnern (um 1680), die 1688/89 vom Pfälzisch-Orléansschen Erbfolgekrieg jäh unterbrochen wurde und in der totalen Entvölkerung Mannheims mündete. Die Wiederbesiedlung der Stadt unter Kurfürst Johann Wilhelm ab 1698 belebte Stadt aufs Neue, so dass bis 1719 wieder der Bevölkerungsstand vor dem Krieg erreicht werden konnte. Ein neuerliche Schub setzte mit der Verlegung der kurpfälzischen Residenz nach Mannheim im Jahr 1720 ein, in deren Zuge die Bevölkerung sich in kurzer Zeit rasant vermehrt und mit rund 26.000 um 1770 einen neuerlichen Höchststand erreichte. Die Verlegung der Residenz nach München 1778 bewirkte einen neuerlichen Rückgang, der von der territorialen Neuzuordnung Mannheims 1803 noch verschärft wurde. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stagnierte die Bevölkerung auf einem Stand zwischen 19.000 und 22.000 Einwohnern.
Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. 1897 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000 und machte sie damit zur Großstadt.
Der Anteil der jüdischen Bevölkerung betrug 1871 fast 8 %,[1] 1652 gab es 5 jüdische Familien in Mannheim.[2]
Bis 1930 wuchs die Einwohnerzahl auf 272.000. Der starke Einwohnerzuwachs zwischen 1895 und 1930 erfolgte nicht nur wegen des Geburtenüberschusses und von Wanderungsgewinnen, sondern auch durch mehrere Eingemeindungen umliegender Orte. Darunter war mit dem 1899 eingegliederten Neckarau (1895 = 7.619 Einwohner) das damals größte badische Dorf. Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 lebten in Mannheim bereits 284.957 Personen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Mannheim aufgrund der ständigen Luftangriffe auf die Industrie- und Gleisanlagen und Wohnviertel fast völlig zerstört. Am 17. März 1945 erklärte Dwight D. Eisenhower das Stadtgebiet Mannheims zur Kampfzone, wenngleich zu diesem Zeitpunkt noch auf pfälzischer Seite gekämpft wurde. Die Bevölkerung verließ daraufhin zu großen Teilen die Stadt in Richtung Odenwald, so dass zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich weniger als 100.000 Menschen in Mannheim gelebt haben. Am 29. März 1945 besetzten US-Truppen die Innenstadt.
Im Jahre 1970 erreichte sie mit 332.378 ihren historischen Höchststand. Am 31. Dezember 2011 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Mannheim nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 314.931 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Diese Zahl stabilisierte sich in den folgenden Jahren, zum 31. Dezember 2021 lag sie bei 311.831 Einwohnern.[3]
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1802 handelt es sich meistens um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1960) und des Statistischen Landesamtes (ab 1961). Die Angaben beziehen sich ab 1837 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1837 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt. In der amtlichen Statistik nicht erfasst waren die US-Soldaten und ihre Angehörigen, die vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Auflösung der US-Garnison in Mannheim lebten.
Von 1450 bis 1870
(jeweiliger Gebietsstand)
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
(jeweiliger Gebietsstand)
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadt Mannheim
Von 1945 bis 1989
(jeweiliger Gebietsstand)
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¹ Volkszählungsergebnis
Quellen: Stadt Mannheim (bis 1970), Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (ab 1971)
Ab 1990
(jeweiliger Gebietsstand)
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Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Die Zahlen der Kommunalen Statistikstelle Mannheim liegen in der Größenordnung von 10000 Personen darunter)[4]
Bevölkerungsprognose
In ihrem 2006 publizierten Wegweiser Demographischer Wandel 2020, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Mannheim ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 1,0 Prozent (3.219 Personen) vorausgesagt.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2012–2030 – Prognose für Mannheim (Hauptwohnsitze):[5]
In der Nachnachfolgestudie von 2011 wurde ein Bevölkerungsanstieg bis 2025 vorausgesagt, dann ein Abfall. Die abweichende Prognose deckt sich auch der mit anderen Städten, da von einer deutschlandweit stärkeren Reurbanisierungstendenz ausgegangen wird. Zu berücksichtigen sind jedoch die laut ZENSUS 2011 „abhandengekommenen“ Einwohner (./. 7,5 Prozent), die der Prognose zuwiderlaufen.
Datum | Einwohner |
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31. Dezember 2003 | 308.353 |
31. Dezember 2005 | 308.538 |
31. Dezember 2010 | 309.190 |
31. Dezember 2015 | 308.452 |
31. Dezember 2020 | 305.134 |
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Datum | Einwohner |
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31. Dezember 2009 | 311.690 |
31. Dezember 2015 | 317.840 |
31. Dezember 2020 | 320.450 |
31. Dezember 2025 | 321.000 |
31. Dezember 2030 | 319.580 |
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Datum | Einwohner |
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31. Dezember 2012 | 294.280 |
31. Dezember 2020 | 306.220 |
31. Dezember 2025 | 307.880 |
31. Dezember 2030 | 307.540 |
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Bevölkerungsstruktur
Die größten Gruppen der melderechtlich in Mannheim registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2015 aus der Türkei (17.083), Italien (8.191), Polen (7.210), Bulgarien (4.956), Rumänien (4.071), Kroatien (3.463), Griechenland (3.112), Syrien (1.762), Spanien (1.656) und Afghanistan (1.372).[6] Von der amtlichen Statistik als Ausländer nicht erfasst werden eingebürgerte Personen und als Deutsche in Deutschland geborene Kinder ausländischer Abstammung.
Bevölkerung | Stand 31. Dezember 2011 |
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Einwohner mit Hauptwohnsitz | 314.931 |
davon männlich | 156.890 |
weiblich | 158.041 |
Deutsche | 239.437 |
davon männlich | 116.892 |
weiblich | 122.545 |
Ausländer | 75.494 |
davon männlich | 39.998 |
weiblich | 35.496 |
Ausländeranteil in Prozent | 24,0 |
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Altersstruktur
Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Gesamtbevölkerung und die einzelner Altersgruppen von 1990 bis 2011. Alle Daten stammen vom 31. Dezember eines jeweiligen Jahres.
Jahr | Gesamtbevölkerung | Alter: 0 bis 14 | Alter: 15 bis 64 | Alter: ab 65 |
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1990 | 310.411 | 40.487 | 220.724 | 49.200 |
1991 | 314.685 | 41.531 | 223.585 | 49.569 |
1992 | 318.446 | 42.885 | 225.605 | 49.956 |
1993 | 318.025 | 43.402 | 224.227 | 50.396 |
1994 | 316.223 | 43.265 | 222.271 | 50.687 |
1995 | 311.292 | 42.892 | 217.720 | 50.680 |
1996 | 312.216 | 43.127 | 218.201 | 50.888 |
1997 | 310.475 | 42.811 | 216.670 | 50.994 |
1998 | 308.903 | 42.407 | 215.593 | 50.903 |
1999 | 307.730 | 42.520 | 213.832 | 51.378 |
2000 | 306.729 | 42.333 | 212.326 | 52.070 |
2001 | 308.385 | 42.432 | 212.948 | 53.005 |
2002 | 308.759 | 42.084 | 212.868 | 53.807 |
2003 | 308.353 | 41.595 | 211.987 | 54.771 |
2004 | 307.499 | 41.156 | 210.393 | 55.950 |
2005 | 307.900 | 40.623 | 209.819 | 57.458 |
2006 | 307.914 | 39.956 | 209.298 | 58.660 |
2007 | 309.795 | 39.738 | 210.844 | 59.213 |
2008 | 311.342 | 39.388 | 212.358 | 59.596 |
2009 | 311.969 | 39.087 | 212.911 | 59.971 |
2010 | 313.174 | 38.807 | 214.747 | 59.620 |
2011 | 314.931 | 38.376 | 216.570 | 59.985 |
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Stadtbezirke
Das Stadtgebiet von Mannheim ist in 17 Stadtbezirke gegliedert. Diese sind in Stadtteile beziehungsweise statistische Bezirke untergliedert. Siehe hierzu Liste der Stadtbezirke und Stadtteile von Mannheim. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf den 31. Dezember 2008 (Haupt- und Nebenwohnsitze).[8]
Name | Fläche in km² |
Einwohner- zahl |
Einwohner je km² |
Ausländer- zahl |
Ausländer in % |
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Feudenheim | 6,17 | 15.188 | 2.462 | 942 | 6,2 |
Friedrichsfeld | 2,25 | 5.843 | 2.597 | 797 | 13,6 |
Innenstadt/Jungbusch | 10,26 | 33.950 | 3.309 | 12.860 | 37,9 |
Käfertal | 10,75 | 24.732 | 2.301 | 3.531 | 14,3 |
Lindenhof | 2,20 | 13.390 | 6.086 | 1.593 | 11,9 |
Neckarau | 10,98 | 31.695 | 2.887 | 5.078 | 16,0 |
Neckarstadt-Ost | 6,01 | 35.195 | 5.856 | 8.325 | 23,7 |
Neckarstadt-West | 9,01 | 20.774 | 2.306 | 8.624 | 41,5 |
Neuostheim/Neuhermsheim | 5,27 | 8.081 | 1.533 | 840 | 10,4 |
Rheinau | 15,37 | 25.694 | 1.672 | 5.198 | 20,2 |
Sandhofen | 26,85 | 13.160 | 490 | 1.879 | 14,3 |
Schönau | 2,95 | 13.323 | 4.516 | 2.691 | 20,2 |
Schwetzingerstadt/Oststadt | 4,41 | 25.413 | 5.763 | 4.569 | 18,0 |
Seckenheim | 9,42 | 15.927 | 1.691 | 2.347 | 14,7 |
Vogelstang | 3,16 | 13.331 | 4.219 | 1.494 | 11,2 |
Waldhof | 12,87 | 24.199 | 1.880 | 3.799 | 15,7 |
Wallstadt | 7,03 | 7.827 | 1.113 | 443 | 5,7 |
Mannheim | 144,96 | 327.722 | 2.261 | 65.010 | 19,8 |
Quelle: Statistikstelle der Stadt Mannheim
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung von Geburten und Sterbefällen in der Stadt Mannheim in ausgewählten Jahren seit 1975.
Jahr | Geborene | Gestorbene | Bilanz |
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1975 | 2.564 | 4.088 | −1.524 |
1980 | 2.594 | 3.537 | −943 |
1985 | 2.377 | 3.557 | −1.180 |
1990 | 3.215 | 3.568 | −353 |
1995 | 3.037 | 3.502 | −465 |
2000 | 2.872 | 3.414 | −542 |
2005 | 2.702 | 2.961 | −259 |
2006 | 2.680 | 2.954 | −274 |
2007 | 2.777 | 2.809 | −32 |
2008 | 2.794 | 2.959 | −165 |
2009 | 2.744 | 3.189 | −445 |
2010 | 2.816 | 3.109 | −293 |
2011 | 2.657 | 3.044 | −387 |
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Siehe auch
Literatur
- Großherzogliches Ministerium der Finanzen: Amtliche Beiträge zur Statistik der Staatsfinanzen des Großherzogtums Baden. Verlag Chr. Fr. Müllersche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1851.
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918.
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42.
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
- Wolfgang Kromer: „Ich wollt´auch einmal in die Stadt“- Zuwanderungen nach Mannheim vor dem Zweiten Weltkrieg, illustriert an Wanderungsbiographien aus dem badischen Odenwald. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg, 1986.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4.
- Harald Stockert: „Ein unausgesetztes Gehen und Kommen“. 400 Jahre Mannheimer Stadtgeschichte – 400 Jahre Migration, in: Badische Heimat 87 (2007) S. 510–520.
- Ulrich Nieß / Michael Caroli (Hrsg.): Geschichte der Stadt Mannheim. Ergänzungs- und Registerband. Heidelberg 2011, ISBN 978-3-89735-642-9, S. 6–9.
Einzelnachweise
- Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland. btb, München 1996, ISBN 978-3-442-72044-6, S. 101.
- Geschichte der jüdischen Gemeinde Mannheim. Jüdische Gemeinde Mannheim, 2023, abgerufen am 3. Mai 2023.
- Einwohnerentwicklung Mannheims, de.statista.com
- Kommunale Statistikstelle Mannheim: Bevölkerungsentwicklung 2001- 2010 (PDF; 611 kB)
- Bertelsmann-Stiftung: Bevölkerungsvorausberechnung
- Stadt Mannheim: Einwohner mit Migrationshintergrund, abgerufen am 30. Oktober 2016
- Datenbank Zensus 2011, Mannheim, Alter + Geschlecht
- Stadt Mannheim: Stadtbezirke