Ehrendingen

Ehrendingen, im schweizerdeutschen Ortsdialekt Ääredinge [ˈæːrədiŋːə],[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Baden, liegt drei Kilometer nordöstlich des Bezirkshauptorts und entstand am 1. Januar 2006 durch die Fusion der Gemeinden Oberehrendingen und Unterehrendingen, die sich 1825 getrennt hatten.

Ehrendingen
Wappen von Ehrendingen
Wappen von Ehrendingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4049i1f3f4
Postleitzahl: 5420
Koordinaten:668243 / 261367
Höhe: 448 m ü. M.
Höhenbereich: 424–858 m ü. M.[1]
Fläche: 7,29 km²[2]
Einwohner: 4827 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 662 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
17,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindeammann: Dorothea Frei
Website: www.ehrendingen.ch
Ansicht von Südwesten
Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südwesten

Lage der Gemeinde
Karte von Ehrendingen
Karte von Ehrendingen
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Geographie

Das Dorf liegt am Nordfuss der Lägern in einem Seitental der Surb. Die Lägern ist der nordöstlichste Ausläufer des Faltenjuras. Ihr Grat erstreckt sich von Westen nach Osten, in einer Höhenlage von 757 m ü. M. bis 859 m ü. M. An der östlichen Gemeindegrenze erhebt sich der Steinbuck (661 m ü. M.), welcher der Lägern vorgelagert ist. Am Höhtal, dem 500 Meter hohen Übergang vom Surbtal ins südwestlich gelegene Limmattal, beginnt ein in Süd-Nord-Richtung verlaufender Einschnitt. Dieser erstreckt sich über Ober- und Unterehrendingen bis zum Surbtal. Die Bebauung der beiden Ortsteile ist nahtlos zusammengewachsen und folgt dem Dorfbach, der an der Nordflanke der Lägern entspringt. In Richtung Westen erstrecken sich die Ausläufer des Siggenbergs, der Teil des Tafeljuras ist.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 729 Hektaren, davon sind 208 Hektaren bewaldet und 122 Hektaren überbaut.[7] Der tiefste Punkt des Gemeindegebiets liegt auf 425 Metern an der Surb, der höchste auf dem 859 Meter hohen Burghorn, das zur Lägernkette gehört. Nachbargemeinden sind Schneisingen im Norden, Niederweningen im Osten, Wettingen im Süden, Ennetbaden im Südwesten, Freienwil im Westen und Lengnau im Nordwesten.

Geschichte

Luftansicht (1967)

Einzelne Funde weisen darauf hin, dass die Gegend nördlich der Lägern bereits während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit besiedelt war. Die erste urkundliche Erwähnung von Aradingin erfolgte im Jahr 1040. Der Name stammt vom althochdeutschen Arinratingun und bedeutet «bei den Leuten des Arinrat».[5] Im 11. Jahrhundert erwarb das Kloster Einsiedeln grossen Grundbesitz. Das Kloster Elchingen bei Ulm tauschte 1150 seine Besitztümer mit dem Kloster Sankt Blasien. Im Laufe der Zeit nahm das Kloster Wettingen eine dominierende Stellung ein. Mit der Bezeichnung in Eredingen villa inferiori wurde 1261 in einer Urkunde das kleinere Unterehrendingen erstmals vom grösseren Oberehrendingen unterschieden. Landesherren waren die Habsburger.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Ehrendingen war fortan der Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirks in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Sowohl die niedere Gerichtsbarkeit als auch die Blutgerichtsbarkeit übte der Landvogt in Baden aus. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Ehrendingen war zunächst eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden und gelangte 1803 zum neu gegründeten Kanton Aargau.

1825 erfolgte die Aufteilung Ehrendingens in die selbständigen Gemeinden Ober- und Unterehrendingen. Beide Dörfer, die damals noch räumlich getrennt waren, wurden durch grosse Brände heimgesucht; 1821 in Ober- und 1832 in Unterehrendingen, wo darüber hinaus das Schulhaus eingeäschert wurde. Von 1892 bis 1902 beschäftigte die Zementfabrik Lägern bis zu 400 Arbeiter.[8] Bis in die 1950er Jahre wuchs die Einwohnerzahl nur leicht, in Unterehrendingen ging sie zeitweise sogar zurück. Doch dann setzte, bedingt durch die Nähe zu Baden und Zürich, eine verstärkte Bautätigkeit ein. Die Einwohnerzahl stieg rasch an, und die Bebauung wuchs zusammen. Die beiden Dörfer entwickelten allmählich eine gemeinsame Identität und beschlossen 2003 die Wiedervereinigung. Am 1. Januar 2006 entstand nach einer Unterbrechung von 181 Jahren die Gemeinde Ehrendingen wieder.

Sehenswürdigkeiten

Ansicht von der Lägern
Vogthaus bei der Kirche

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Gespalten von Blau mit aus der Teilungslinie schreitendem gelbem Hirsch und von Weiss mit ausgerissener grüner Tanne.» Das am 1. Januar 2006 eingeführte Wappen vereint Hirsch und Tanne, die Symbole der Wappen von Ober- und Unterehrendingen.[9] Der Hirsch steht für das Kloster St. Blasien, das dieses Tier ebenfalls im Wappen führte. Die Bedeutung der Tanne ist nicht überliefert.[10]

Bevölkerung

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[11]

Jahr18501900193019501960197019801990200020102020
Einwohner993966113513371653236224762958329941644880

Am 31. Dezember 2022 lebten 4827 Menschen in Ehrendingen, der Ausländeranteil betrug 17,5 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 40,7 % als römisch-katholisch und 22,7 % als reformiert; 36,6 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[12] 92,2 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,5 % Italienisch, 1,0 % Englisch sowie je 0,9 % Albanisch und Französisch.[13]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Baden zuständig. Ehrendingen gehört zum Friedensrichterkreis III (Baden).[14]

Wirtschaft

In Ehrendingen gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 820 Arbeitsplätze, davon 9 % in der Landwirtschaft, 23 % in der Industrie und 68 % im Dienstleistungsbereich.[15] Das Dorf ist eine typische Wohngemeinde am Rande einer Agglomeration. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den nahe gelegenen Städten Baden, Wettingen und Zürich.

Verkehr

Am äussersten nördlichen Rand des Dorfes verläuft die Hauptstrasse 17 zwischen Döttingen und Dielsdorf. Von dieser zweigt die Kantonsstrasse 279 nach Baden ab, während die Kantonsstrasse 428 eine Verbindung nach Freienwil herstellt. Das Dorf wird durch drei Postautolinien erschlossen, die vom Bahnhof Baden nach Döttingen, Tegerfelden und Kaiserstuhl führen. An Wochenenden verkehrt ein Nachtbus vom Bahnhof Baden über Ehrendingen und Klingnau nach Bad Zurzach. Der Bahnhof im Nachbarort Niederweningen ist die Endstation einer Linie der S-Bahn Zürich. 1915 war eine Fortsetzung der in Niederweningen endenden Eisenbahntrasse durch das Surbtal bis nach Döttingen geplant worden, welche auch eine Haltestelle in Unterehrendingen vorsah. Diese unter dem Arbeitstitel Surbtalbahn bekannte Strecke ist jedoch nie gebaut worden.

Bildung

Es gibt im Gemeindegebiet vier Kindergärten und drei Schulhäuser, in denen die Primarschule unterrichtet wird. Alle Oberstufen (Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule) können in Baden besucht werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Kantonsschule Baden und die Kantonsschule Wettingen.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Ehrendingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 308–309.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1070, Swisstopo.
  7. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 7. Juni 2019.
  8. Posten 14: Zementfabrik. In: Ehrendinger Runde. Gemeinde Ehrendingen, archiviert vom Original am 26. Dezember 2017; abgerufen am 19. März 2024.
  9. Wappenregister Gemeinden Aargau. (PDF) Staatsarchiv Aargau, 2. Februar 2010, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 19. März 2024.
  10. Gemeindefusion im Kanton Aargau: Ehrendingen. Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen, abgerufen am 31. Dezember 2009.
  11. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 7. Juni 2019.
  12. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 7. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  13. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 7. Juni 2019.
  14. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 18. Juni 2019.
  15. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 7. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
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