Egon Geerkens

Egon „Bubi“ Geerkens (* 16. August 1944 in Osnabrück[1]) ist ein deutscher Unternehmer.

Egon Geerkens (links) 1988 bei einer Spendenübergabe zugunsten des Kuratorium ZNS im Bonner Kanzlerbungalow

Werdegang

Sein erstes Vermögen erwirtschaftete der gelernte Elektriker Geerkens mit der Reparatur teurer Unfallwagen. In der Folgezeit handelte er mit Antiquitäten[2] und übernahm 1972 in Osnabrück das Juweliergeschäft Emil Gudemann,[3] welches er zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen ausbaute.[4] Mitte der 1980er Jahre entwickelte er gemeinsam mit einem Partner die Osnabrücker Theaterpassage, die später an die Iduna-Versicherungen verkauft wurde.[5][6] Im Jahr 1996 trat er als Privatinvestor für den Bau der Luisenresidenz in Berlin-Mitte auf, die zu 30 % über den „Zweiten Förderweg“ des Sozialen Wohnungsbaus finanziert wurde.[7][8] 2010 erklärte er, angeblich seit 1978 in Bezug auf Niedersachsen keine öffentlichen Gelder mehr erhalten zu haben.[9] 2011 betonte er, nicht gewerblich mit Immobilien gehandelt, sondern diese nur zur privaten Vermögensanlage gekauft und entwickelt zu haben.[2] Sein Osnabrücker Juweliergeschäft gab Geerkens 2007 auf; es wurde aus dem Handelsregister gelöscht.[6]

Nach seinem Umzug in die Schweiz 2003 nahm er im Oktober 2008 als „Familienunternehmer“ an einer Delegationsreise mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff nach Indien und China teil, sowie laut der Zeitschrift stern im März 2009 nach Japan und sechs Monate später in die USA.[10] Dies wurde unter anderem vom SPD-Abgeordneten Wolfgang Jüttner kritisiert, der bei Geerkens Teilnahmen keinerlei Nutzen für die niedersächsische Wirtschaft erkennen konnte.[11][12][13] Geerkens gab 2011 an, zu diesem Zeitpunkt „längst kein Unternehmer mehr gewesen zu sein“ und die Reisen komplett selbst bezahlt zu haben.[2]

Kreditaffäre Christian Wulff

Einer breiteren Öffentlichkeit wurden Geerkens und seine Ehefrau im Dezember 2011 im Rahmen der Kreditaffäre um den damaligen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff bekannt. Wulff erhielt am 25. Oktober 2008, 14 Tage nach der Rückkehr von der Delegationsreise nach Indien und China,[10] vom Konto von Edith Geerkens einen Privatkredit über eine halbe Million Euro zu einem jährlichen Zinssatz von 4 %, den er zur Finanzierung seines Hauses in Großburgwedel nutzte.[5] Egon Geerkens hatte ihn bei der Wahl der Immobilie unterstützt.[14] Geerkens erklärte später dem Spiegel, er habe die Konditionen des Kredits mit Wulff ausgehandelt.[15] Zudem soll er für Wulff einen Kontakt zu seiner Hausbank Baden-Württembergische Bank (BW Bank) hergestellt haben,[16] mit deren Darlehen Wulff den Privatkredit ablöste.[17] Wulff bezeichnete Geerkens als „fast väterlichen Freund“, der auch schon Freund seiner Eltern gewesen sei.[11] Geerkens war Trauzeuge bei den beiden Hochzeiten Wulffs 1988 und 2008.[18][1]

Privates

Geerkens ist seit Mitte der 1990er Jahre verheiratet mit Edith (* ca. 1962), einer ehemaligen Angestellten seines Schmuckhandelsgeschäftes.[19] Das Paar hat zwei Kinder.[2] 2003 siedelte er in die Schweiz über, nachdem er zwischenzeitlich in Marbella gewohnt hatte.[20][11] Als Grund für die Übersiedelung gab er eine Krebserkrankung an.[5] Egon Geerkens lebt in Luzern am Ufer des Vierwaldstättersees und verfügt über einen Wohnsitz in Coral Springs (Florida).[11][4][2] In der Presse wird Geerkens als medienscheu beschrieben.[4]

Einzelnachweise

  1. „Wir waren und sind Freunde, da hilft man sich“. Focus-Online, 14. Dezember 2011, abgerufen am 19. Dezember 2011.
  2. U. Ritzer: Geerkens, der Freund mit dem Geld In: Süddeutsche Zeitung vom 14. Dezember 2011
  3. Schmuck im Millionenwert erbeutet? Neue Osnabrücker Zeitung, 23. Februar 2000, abgerufen am 13. Oktober 2015.
  4. J. Korge: Reich mit Schrott und Diamanten. In: Spiegel Online vom 13. Dezember 2011
  5. Wulff-Freund Geerkens: "Christian musste sein Leben neu ordnen". In: Spiegel Online vom 13. Dezember 2011
  6. fhv/wie: Schillernde Persönlichkeit: Edelsteine und Immobilien: Der Wulff-Förderer Egon Geerkens. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 14. Dezember 2011. Abgerufen am 114. Oktober 2015
  7. Projekt: Wohn- und Geschäftshaus Luisenstraße 48-52 auf stadtentwicklung.berlin.de, abgerufen am 19. Dezember 2011
  8. sk: DT erhält ein Lager in der „Luisenresidenz“: Nachbarschaftshilfe fürs Deutsche Theater. In: Berliner Zeitung vom 27. Juni 1996. Abgerufen am 18. Dezember 2011
  9. Christian Wulff. In: Der Spiegel. Nr. 5, 2010 (online).
  10. B. Erichsen: Vorwürfe gegen Christian Wulff: Mit dem Gönner auf Reisen. In: stern.de vom 14. Dezember 2011. Abgerufen am 18. Dezember 2011
  11. "Bubi", seine Frau, ihr Geld und der Präsident (Memento vom 30. April 2012 im Internet Archive) In: Financial Times Deutschland vom 13. Dezember 2011
  12. Respekt für schnelle Reaktion der Staatskanzlei (Memento des Originals vom 27. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spd-fraktion-niedersachsen.de (PDF; 71 kB). In: SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, 29. Januar 2010. Abgerufen am 19. Dezember 2011
  13. Wirbel um Wulffs Privatkredit (Memento vom 10. Januar 2012 im Internet Archive). In: ndr.de, 14. Dezember 2011. Abgerufen am 19. Dezember 2011
  14. Wulffs Privatkredit-Affäre: Egon Geerkens hat mitverhandelt. In: Manager Magazin vom 21. Dezember 2011. Abgerufen am 21. Dezember 2011
  15. heb: Hauskredit-Affäre: Neue Vorwürfe gegen Wulff. In: Spiegel Online vom 16. Dezember 2011. Abgerufen am 20. Dezember 2011
  16. WIRBEL UM GELD FÜR DEN BUNDESPRÄSIDENTEN: Unternehmer verteidigt Kredit seiner Frau an Wulff. Bild, 15. Dezember 2011, abgerufen am 16. Dezember 2011.
  17. Bundespräsident in Erklärungsnot: Geerkens vermittelte Bankkontakt für Wulff. Financial Times Deutschland, 14. Dezember 2011, archiviert vom Original am 7. Januar 2012; abgerufen am 16. Dezember 2011.
  18. M. Bewarder, U. Müller, M. Neller: Wulff, das Haus und der 500.000-Euro-Kredit. In: Die Welt vom 13. Dezember 2011
  19. heb: Neue Vorwürfe gegen Wulff. In: Spiegel Online vom 16. Dezember 2011
  20. Bewaffnete Räuber wirkten sehr nervös. Neue Osnabrücker Zeitung, 22. Februar 2000, abgerufen am 13. Oktober 2015.
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