Efraim Frisch

Efraim Frisch (auch: Ephraim Frisch. Pseudonyme: Alain; Fabian; Florian; Erhard Frischauer; E. H. Gast; E. Lach; Victor Spectator; geboren 1. März 1873 in Stryj, Österreich-Ungarn; gestorben 26. November 1942 in Ascona) war ein österreichischer Schriftsteller.

Leben

Efraim Frisch entstammte einer orthodoxen jüdischen Familie. Nachdem er 1894 in Brody die Reifeprüfung abgelegt hatte, begann er in Wien eine Ausbildung zum Rabbiner, die er jedoch nach kurzer Zeit abbrach. Er nahm ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Wien auf, wechselte dann zu den Fächern Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte, die er von 1895 bis 1900 an der Universität Berlin, sowie zur Nationalökonomie, die er 1900 in Kiel studierte.

Ab 1900 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. Daneben arbeitete er als Lektor für die Verlage Cassirer, S. Fischer und Felix Bloch Erben. Er war befreundet mit Martin Buber und Christian Morgenstern, an dessen Zeitschrift Das Theater in Berlin er maßgeblich mitwirkte. Von 1904 bis 1909 war er Dramaturg an Max Reinhardts Deutschem Theater. 1912 zog er um nach München, wo er als Lektor für den Georg-Müller-Verlag tätig war. 1914 war er Mitbegründer der Kulturzeitschrift Der neue Merkur, die er bis 1916 und erneut von 1919 bis 1925 als Herausgeber betreute. Während des Ersten Weltkriegs leistete er seinen Kriegsdienst als Sanitäter.

In den 1920er Jahren schrieb Frisch bis 1923 Theaterkritiken für den Berliner Börsen-Courier und von 1925 bis 1930 Feuilletons für die Frankfurter Zeitung, daneben übersetzte er aus dem Französischen. Von 1929 bis 1933 lebte er wieder in Berlin, wo er von 1930 bis 1931 Literaturredakteur der Europäischen Revue war. Frisch emigrierte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in die Schweiz. Er lebte in Ascona, erhielt allerdings keine Arbeitserlaubnis und war gezwungen, seine Arbeiten unter diversen Pseudonymen in Schweizer Zeitungen und Zeitschriften sowie Organen der Exilpresse zu veröffentlichen. Seine wirtschaftliche Lage verschlechterte sich im Lauf der Jahre dramatisch, so dass er auf die finanzielle Unterstützung von Freunden und auf Stipendien der American Guild for German Cultural Freedom angewiesen war. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme: Frisch litt ab 1939 unter einer Muskeldystrophie, die dazu führte, dass er ab 1941 auf einen Rollstuhl angewiesen war.

Frischs literarisches Werk umfasst Romane, Erzählungen und Essays. Daneben übersetzte er aus dem Französischen, Englischen, Polnischen und Jiddischen.

Werke

als Autor
  • Das Verlöbnis. Geschichte eines Knaben. Fischer-Verlag, Berlin 1902.
  • Von der Kunst des Theaters. Ein Gespräch. Müller Verlag, München 1910.
  • Zenobi. Roman. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-25812-X (Nachdr. d. Ausg. Berlin 1927).
  • Gedalje. Verein zur Förderung Jüdischer Kunst in der Schweiz, Zürich 1943.[1]
  • Zum Verständnis des Geistigen. Essays (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung; Band 31). Verlag Schneider, Heidelberg 1963.
als Herausgeber
  • Der Vorläufer. Kraus Repring, Nendeln 1970 (Nachdr. d. Ausg. München 1919).[2]
  • Werden. Müller Verlag, München 1920 (auch enthalten in Der Vorläufer).[2]
  • Russische Kritiker. Belinski, Dobroljubow, Pissarew. Drei Masken Verlag, München 1921.
  • Johann Jacob Schudt: Von der Franckfurter Juden Vergangenheit. Schocken Verlag, Berlin 1934.[3]
als Übersetzer
  • Jean Cocteau: Enfants terribles. Roman („Les enfants terribles“). Kiepenheuer, Berlin 1930 (zusammen mit Hans Kauders).
  • Luc Durtain: Im vierzigsten Stock. Drei Novellen („Quarantième etage“). Insel-Verlag, Leipzig 1928.
  • Jean Giraudoux: Bella. Ein Roman („Bella“). Insel-Verlag, Leipzig 1927.
  • Jean Giraudoux: Eglantine. Roman („Eglantine“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 11996, ISBN 3-518-01019-0 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1928).
  • Albert Mathiez: Die Französische Revolution („La Revolution Française“). EVA, Hamburg 1950 (Nachdr. d. Ausg. Zürich 1940).
  1. 1950. 445 S.
  2. 1950, S. 457–905.
  3. 1950. 204 S.
  • Mendele Moicher Sforim: Die Fahrten Binjamins des Dritten. Roman. Walter Verlag, Olten 1983, ISBN 3-530-56410-9 (Nachdr. d. Ausg. Berlin 1937).
  • John B. Priestley: Englische Reise. Ein zwangloser aber wahrheitsgetreuer Bericht darüber, was ein Mann auf einer Reise durch England im Herbst des Jahres 1933 sah und hörte, fühlte und dachte („English Journey“). Fischer Verlag, Berlin 1934.
  • André Siegfried: Die englische Krise („La crise britannique“). Fischer-Verlag, Berlin 1931.
  • Andrzej Strug: Geschichte einer Bombe („Dzieje jednego pocisku“). Müller Verlag, München 1912.

Literatur

  • Frisch, Efraim. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 8: Frie–Gers. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2000, ISBN 3-598-22688-8, S. 177–183.
  • Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 342
  • Ferruccio Delle Cave (Hrsg.): Briefwechsel Otto Flake, Efraim Frisch, Wilhelm Hausenstein und „Neuer Merkur“. 1919–1924. In: Ders.: Die Unvollendbarkeit der Welt. Ein Symposium über Otto Flake. Edition Raetia, Bozen 1992, ISBN 88-7283-0090-5, S. 76–108.
  • Eva Henle: Österreichisches Alphabet. Eva Henle über Efraim Frisch. In: Literatur und Kritik. Jg. 1989, Heft 327/328, ISSN 0024-466X, S. 103–108.
  • Gert Mattenklott: Literarische Kritik im Kontext deutscher Judaica (1895–1933). Moritz Heimann und Efraim Frisch. In: Studi germanici/N.S. Band 28 (1990), Heft 80/82, ISSN 0039-2952, S. 303–320.
  • Guy Stern: Efraim Frisch and the „Neue Merkur“. In: Year-Book of the Leo Baeck Institute, Band 6 (1961), ISSN 0075-8744, S. 121–151.
  • Daniel Hoffmann: Frisch, Efraim. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 153–155.
Wikisource: Efraim Frisch – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Auszug aus dem unvollendeten Roman Gog und Magog.
  2. Zusammen mit Wilhelm Hausenstein.
  3. Auszug aus: Johann Jacob Schudt: Jüdische Merkwürdigkeiten. Multzer Verlag, Frankfurt am Main 1714/18 (4 Bde.).
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