Eduard Rohn

Eduard Josef Rohn (* 25. November 1880 in Reichenberg, Österreich-Ungarn; † 6. Februar 1947 in Jamlitz, Brandenburg) war ein deutscher Kommunalpolitiker (Sudetendeutsche Partei, NSDAP). Von 1938 bis 1945 war er Erster Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister von Reichenberg, der Hauptstadt des 1939 gebildeten Reichsgaus Sudetenland.

Leben und Werdegang

Eduard Joseph Rohn war Sohn des Buchhalters Eduard Rohn (* 16. Januar 1848 in Reichenberg; † 21. November 1918 ebenda) und der Arzttochter Gabriele Müller (* 1. September 1859 in Reichenberg; † 29. Januar 1944 ebenda) und wurde am 5. Dezember 1880 römisch-katholisch getauft.[1] Er war verheiratet mit der Hausfrau Anna Rohn, geb. Harrer (* 31. Mai 1886 in Potschatek/Böhmen; † 20. Januar 1958 Kaufbeuren) und hatte zwei Kinder, darunter den 1911 geborenen Juristen Walter Rohn.

Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg war er in Reichenberg in der neugebildeten Tschechoslowakei als deutscher Lehrer für Mathematik und Kunst tätig, wurde dort Bürgerschuldirektor und später Obmann des Deutschen Lehrerbundes im Tschechoslowakischen Staat sowie Obmann des Deutschen Landeslehrervereines in Böhmen. Als solcher nahm er an internationalen Lehrerkongressen teil. 1938 forderte er als Obmann des Deutschen Lehrerbundes die Erfassung der gesamten deutschen Erzieherschaft vom Kindergarten bis zur Hochschule im Dienst der deutschen Gemeinschaftsidee.[2]

Sein politisches Engagement als aktives Mitglied der Sudetendeutschen Partei mündete in seiner Wahl zum ersten Bürgermeister von Reichenberg ab 8. Juli 1938 – also kurz vor der deutschen Besetzung des Sudetenlandes aufgrund des Münchner Abkommens vom 30. September 1938. Die Wahl erfolgte mit 42 gegen 9 Stimmen.[2]

Als Oberbürgermeister von Reichenberg empfing er gemeinsam mit dem Reichenberger NSDAP-Kreisleiter Josef Porsche Adolf Hitler bei dessen Besuch in Reichenberg am 2. Dezember 1938, bei dem dieser eine große Wahlrede hielt.[3] Zuvor war Eduard Rohn zum 1. November 1938 offiziell der NSDAP und der SA beigetreten. Wenig später wurde in Reichenberg die Synagoge der Jüdischen Gemeinde durch die Novemberpogrome am 9. November 1938 mittels Brandstiftung zerstört. Als weitere Ehrengäste empfing Rohn u. a. Rudolf Heß und Joseph Goebbels. 1941 nahm er mit Vertretern der Stadt an der feierlichen Indienstnahme des Tauchbootes U 206 in Kiel teil.

Henlein ernannt mit Wirkung vom 15. September 1939 den bisherigen Bürgermeister von Limbach i. Sa. zum kommissarischen Bürgermeister von Reichenberg an Rohns Seite.[4]

Eduard Rohn blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Amt. Nachdem der Gauleiter Konrad Henlein am 7. Mai 1945 aus Reichenberg geflohen war, führte Eduard Rohn mit Vertretern des Nationalkomitees Verhandlungen über die Übergabe des Rathauses und übergab noch am selben Tag die Kommunalverwaltung dem Nationalkomitee. Zwei Tage später wurde er aufgrund seiner leitenden Parteimitgliedschaft und Dienststellung von der Roten Armee inhaftiert und in das Sowjetische Untersuchungsgefängnis nach Bautzen überstellt. Am 24. September 1946 wurde er in das Speziallager Nr. 6 in Jamlitz in Brandenburg gebracht. Dort starb er in sowjetischer Gefangenschaft am 6. Februar 1947 mit 66 Jahren an Entkräftung wegen Unterernährung.

Die Liste der Gedenksteine für NS-Opfer in Liberec erinnert an Personen, die während der Amtszeit von Eduard Rohn als Oberbürgermeisters zum Opfer des Nationalsozialismus in Reichenberg und Umgebung wurden.

Literatur

  • Rohn Eduard. In: Lebens- u. Arbeitsbilder sudetendeutscher Lehrer. Neudek, 1933, S. 132–134.
  • Mikuláš Zvánovec: Die SdP im Parlament. Eine Kollektivbiographie der Mitglieder des parlamentarischen Klubs der Sudetendeutschen und der Karpatendeutschen Partei. 2014.

Einzelnachweise

  1. Staatliches Gebietsarchiv Litomerice, Taufbuch Liberec 1880–1883, Bl. 103.
  2. Archiv für Außenpolitik und Ländeskunde, Band 1, 1938, 1938, S. 306.
  3. Max Domarus: Hitler - Reden und Proklamationen, Würzburg 1963, Band 1, Seite 980–981.
  4. Dr. Schmuck Bürgermeister von Reichenberg. In: Der Freiheitskampf vom 10. September 1939, S. 3.
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