École pratique des hautes études
Die École pratique des hautes études (EPHE) ist eine Hochschule für fortgeschrittene Studien in Frankreich, aber keine Universität im klassischen Sinn. Sie hat den Status eines Grand établissement und ist seit 2010 ein Bestandteil des Hochschulverbunds Université Paris Sciences et Lettres.
Sie hat Sektionen für Bio- und Geowissenschaften, für Geschichtswissenschaft und Philologie sowie für Religionswissenschaften. Auf 270 „Lehrende Forscher“ kommen rund 2000 Studenten und Doktoranden. Der Hauptsitz der EPHE ist im 14. Arrondissement von Paris; sie ist jedoch dezentral auf mehrere Standorte innerhalb und außerhalb von Paris verteilt. Eines ihrer Institute (für pazifische Korallenriffe) befindet sich in Französisch-Polynesien.
Geschichte
Die EPHE wurde am 31. Juli 1868 durch ein Dekret des französischen Kultusministers Victor Duruy gegründet und ist eine der Grandes écoles. Leitgedanke war, die Studenten durch die Teilnahme an der Forschungspraxis der Professoren (hier directeurs d'études genannt) auf die eigene Forschung vorzubereiten. Es wurden weder Diplome verlangt noch vergeben.
Heute können die Studenten (étudiants) Diplome erwerben, jedoch ist immer noch bei ausreichendem Kenntnisstand nach Absprache ein Studium als auditeur (Hörer) möglich.
1886 wurde die 5. Sektion für «sciences religieuses» gegründet. Dies war eine politisch umstrittene Entscheidung, da gleichzeitig die Fakultät für katholische Theologie der Sorbonne geschlossen wurde. Zu den Lehrern zählte Sylvain Lévi, bei dem der junge Marcel Mauss Sanskrit lernte. Von 1901 an unterrichtete Mauss selbst an der Sektion.
1947 wurde eine 6. Abteilung – für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften – gegründet. An dieser hatte die Annales-Schule der Geschichtswissenschaft ihr Zentrum. Diese Sektion wurde 1975 als École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) selbständig.
Die 1. (Mathematik) und 2. Sektion (Physik und Chemie) wurden 1986 aufgelöst. Ihre Lehrstühle und Labore wurden teils an Universitäten, teils an Institute des Centre national de la recherche scientifique (CNRS) überführt.
Directeurs d’études
Siehe Kategorie:Hochschullehrer (École pratique des hautes études)
Sektion I – Mathematik (bis 1986)
Sektion II – Physik und Chemie (bis 1986)
Sektion III – Naturwissenschaften und Physiologie bzw. Bio- und Geowissenschaften
Sektion IV – Geschichte und Philologie
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Sektion V – Religionswissenschaften (ab 1886)
Sektion VI – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (1947–1975; danach EHESS)
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Absolventen
- Henri Moissan (1852–1907), Chemiker
- Helena Willman-Grabowska (1870–1957), Indologin und Iranistin
- André Schaeffner (1895–1980), Musikethnologe
- Hubert Damisch (1928–2017), Philosoph und Kunsthistoriker
- René Gutman (* 1950), Rabbiner
- Marcel Pérès (* 1956), Kirchenmusiker, Komponist und Musikwissenschaftler
Weitere Persönlichkeiten
- William Henry Waddington (1826–1894), Mitbegründer der EPHE
- Gaston Paris (1839–1903), Repetitor für romanische Philologie
- Alexandre Kojève (1902–1968), Lehrbeauftragter
- Jean-Bertrand Pontalis (1924–2013), Lehrbeauftragter
- Yves Coppens (1934–2022), Wissenschaftlicher Beirat
- Régis Debray (* 1940), Gründer des Institut d’étude des religions et de la laïcité
- Élisabeth Roudinesco (* 1944), Lehrbeauftragte
Literatur
- Patrick Henriet (Hrsg.): L’École pratique des hautes études. Invention, érudition, innovation de 1868 à nos jours. Somogy-EPHE, Paris 2018.