Ebertsheim

Ebertsheim, pfälzisch Ewwertsem, ist eine Ortsgemeinde im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim. Sie liegt im Nordwesten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar und gehört der Verbandsgemeinde Leiningerland an.

Wappen Deutschlandkarte
Ebertsheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Ebertsheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 34′ N,  7′ O
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Dürkheim
Verbandsgemeinde: Leiningerland
Höhe: 172 m ü. NHN
Fläche: 5,29 km2
Einwohner: 1301 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner je km2
Postleitzahl: 67280
Vorwahl: 06359
Kfz-Kennzeichen: DÜW
Gemeindeschlüssel: 07 3 32 012
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Industriestraße 11
67269 Grünstadt
Website: www.ebertsheim.de
Ortsbürgermeister: Bernd Findt (FWG)
Lage der Ortsgemeinde Ebertsheim im Landkreis Bad Dürkheim
Karte
Karte

Geographie

Lage

Ebertsheim mit seinem Ortsbezirk Rodenbach liegt im Norden des Landkreises im historischen Leiningerland innerhalb des Eisenberger Beckens. Etwa 3 km östlich öffnet sich das Eistal am Ostrand des Pfälzerwalds zum Hügelland an der Deutschen Weinstraße und zur Rheinebene. Zudem liegt die Flur Gemeindeberg teilweise auf dem Gemeindegebiet von Ebertsheim. Nachbarorte sind im Uhrzeigersinn von Norden Lautersheim, Quirnheim, Mertesheim, Grünstadt, Tiefenthal, Hettenleidelheim, Eisenberg und Kerzenheim.

Gewässer

Durch den Ort fließen der Eisbach sowie dessen Zuflüsse Seltenbach – von rechts – und Rodenbach von links. Der Rodenbach nimmt zuvor von rechts am Siedlungsrand des gleichnamigen Ortsteils den Mangelbach auf.

Geschichte

Ortsbild von Ebertsheim

„Eberolfesheim“ ist eine fränkische Siedlung. Die älteste erhaltene Erwähnung findet sich für 768 im Lorscher Codex.[2] Die ersten Ansiedlungen waren allerdings wesentlich älter, wie Funde aus der Latènezeit um 500 v. Chr. und der Römerzeit um 100 n. Chr. belegen. Ebertsheim stand ab dem Mittelalter ununterbrochen im Besitz der Leininger Grafen. Hieran erinnert heute die Leininger Straße. Das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[3] Zudem existiert im Einzugsgebiet der Gemeinde eine Wüstung namens Mückenhausen.

Nach 1792 hatten französische Revolutionstruppen die Region besetzt. Im Frieden von Campo Formio (1797) wurde sie durch Frankreich annektiert. Von 1798 bis 1814 gehörte Ebertsheim zum französischen Departement Donnersberg und war, anders als der heutige Ortsteil Rodenbach, dem Kanton Grünstadt zugeordnet und besaß eine eigene Mairie. 1815 hatte Ebertsheim insgesamt 420 Einwohner. Gemäß den Vereinbarungen des Wiener Kongresses (1815) und eines Tauschvertrags mit Österreich kam die Region 1816 zum Königreich Bayern. Ab 1818 war die Gemeinde Ebertsheim dem Landkommissariat Frankenthal im bayerischen Rheinkreis, später dem Bezirksamt Frankenthal zugeordnet, aus dem 1938 der Landkreis Frankenthal (Pfalz) hervorging.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Ebertsheim und Rodenbach innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des 1946 neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz und gehörten zum Regierungsbezirk Pfalz. Bis zum 7. Juni 1969 lag Ebertsheim im Landkreis Frankenthal, der im Rahmen der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform aufgelöst wurde. Gleichzeitig mit dem Landkreiswechsel wurde aus der kleineren Gemeinde Rodenbach (seinerzeit 271 Einwohner), die bis dahin zum benachbarten und ebenfalls erloschenen Landkreis Kirchheimbolanden gehörte, und dem wesentlich größeren Ebertsheim (1141 Einwohner) die heutige Gemeinde Ebertsheim neu gebildet.[4] 1972 wurde die Gemeinde der neuen Verbandsgemeinde Grünstadt-Land zugeordnet, welche 2018 in der Verbandsgemeinde Leiningerland aufging. Rodenbach wird im Dorfleben immer noch zur Kennzeichnung von Örtlichkeiten oder Vereinen verwendet, und 2006 erhielt es den Status eines Ortsbezirks.

Im August 2009 machte ein entlaufenes Bennett-Känguru Schlagzeilen, das anfänglich auf Ebertsheimer Gemarkung gesichtet und später auch fotografiert worden war.[5]

Religion

Die Katholiken gehören zum Bistum Speyer und unterstehen dort dem Dekanat Bad Dürkheim. Seit 1. Januar 2016 ist der Ort eine Filiale der in Grünstadt ansässigen Pfarrei Hl. Michael. Zuvor bildete Ebertsheim katholischerseits eine Filiale vom Boßweiler.[6] 1921 wurde in Ebertsheim die katholische Ordensgemeinschaft Hildegardis-Schwestern vom Katholischen Apostolat gegründet. Die Evangelischen gehören zur Protestantischen Landeskirche Pfalz. Zum 31. Juli 2014 waren 44,3 % der Einwohner evangelisch und 26,8 % katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[7]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Ebertsheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[8]

WahlSPDCDUFLGesamt
201931316 Sitze
201451116 Sitze
200945716 Sitze
200477216 Sitze
  • FL = Freie Liste Ebertsheim-Rodenbach e. V.

Bürgermeister

Ortsbürgermeister von Ebertsheim ist Bernd Findt (FWG). Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 87,80 Prozent in seinem Amt bestätigt.[9]

Wappen

Wappen von Ebertsheim
Wappen von Ebertsheim
Blasonierung: „In Grün zwei schräggekreuzte goldene Schippen mit abwärts gekehrten silbernen Schaufeln mit viereckigen Handgriffen oben am Stiel, überdeckt von einem goldenen Pickel mit gesenktem silbernen Eisen.“[10]
Wappenbegründung: Die Symbole verweisen auf den Tagebau von Erzen und Tonmineralen, der früher in der Gegend betrieben wurde.

Es wurde 1926 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel von 1724.

Sehenswürdigkeiten

Kulturdenkmäler

Denkmalgeschützte evangelische Kirche Ebertsheim

Vor Ort befinden sich insgesamt 21 Objekte, die unter Denkmalschutz stehen, darunter die beiden evangelischen Kirchen.

Die heutige evangelische Kirche Ebertsheim, im zwölften Jahrhundert als „St. Stephan“ erbaut, gehört zu den ältesten in der Pfalz. Nach der Reformation fiel sie den Protestanten zu, wurde jedoch bis 1914 simultan genutzt. Drei Geschosse des Turms sowie das Langhaus sind noch romanisch, das vierte Turmgeschoss, das rechteckige Schallöffnungen aufweist, wurde später aufgesetzt. Neben dem Südportal befindet sich, eingeritzt in einen Sandsteinquader, eine spätgotische Sonnenuhr. Im Innenraum hängt das Bild „Martin Luther mit Schwan“ des Ebertsheimer Malers Johann Adam Schlesinger.

Die evangelische Kirche im Ortsteil Rodenbach wurde im elften oder zwölften Jahrhundert als „St. Brigitta“ erbaut und ist damit noch älter als diejenige in Ebertsheim.

Natur

Obwohl außerhalb des Pfälzerwalds gelegen, ist die Gemeinde Bestandteil des Naturparks Pfälzerwald. Einziges Naturdenkmal innerhalb des Gemeindegebiets ist der Silbergrasbestand im Westen der Gemarkung. Vor Ort kommt Kapuzinerstein vor.

Folklore

1997 wurde in Ebertsheim die Zeitung Hiwwe wie Driwwe gegründet. An einem Sonntag um den Frühlingsanfang wird jährlich die Winterverbrennung gefeiert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Ebertsheim ist über die von Grünstadt nach Enkenbach verlaufende Landesstraße 395 mit dem Grünstadter Ortsteil Asselheim und der B 271 verbunden. Die Landesstraße 448 führt in die nördliche Richtung bis nach Harxheim und die Landesstraße 452 nach Kerzenheim.

Die A 6 ist über die Anschlussstellen Grünstadt oder Wattenheim erreichbar, die A 63 über die Anschlussstelle Dreisen/Göllheim. Damit liegen Kaiserslautern oder Mannheim (A 6) etwa 30 Autominuten entfernt; die Landeshauptstadt Mainz kann über die (A 63) in etwa 35 Minuten erreicht werden.

Bahnhof Ebertsheim im Jahr 2015

Der Haltepunkt Ebertsheim liegt an der 1876 erstmals eröffneten Eistalbahn. 1976 wurde der Personenverkehr eingestellt, 1994 aber bis Eisenberg und 1995 bis Ramsen reaktiviert. Sie wird im Taktverkehr von Regionalbahnen bedient. Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert. Die inzwischen stillgelegte und abgebaute Bahnstrecke Ebertsheim–Hettenleidelheim zweigte von einem eigens hierfür angelegten Bahnhof ab, der sich rund 600 m westlich des heutigen Bahnhalts befand.

Der nächstgelegene Kleinflugplatz ist etwa 3 km entfernt in Quirnheim. Er ist freigegeben für Segelflugzeuge sowie kleine Motorflugzeuge mit Außenlandegenehmigung.

Tourismus

Ebertsheim wirbt mit dem Slogan „das Dorf im Grünen“. Seine Umgebung wartet mit nicht zu steilem Gelände auf und bietet sich deshalb für Wanderungen in der Natur an.

Hab-8-Weg

Der Hab-8-Weg ist als Wanderweg ausgeschildert, an seinem Startpunkt befindet sich ein Kneipp-Armbecken.

Vogelschutzgebiet

Das Vogelschutzgebiet Haardtrand, das sich südöstlich des Ortes weit nach Süden erstreckt, eignet sich für ornithologische Beobachtungen.[11]

Aktionstag „Autofreies Eistal“

Jedes Jahr Anfang Oktober – in der Regel am Tag der Deutschen Einheit – lockt der Aktionstag „Autofreies Eistal“ zahlreiche Besucher in die Region. Dabei wird die Landesstraße 395 einen Tag lang für jeglichen Kraftverkehr gesperrt und steht ausschließlich für Fußgänger, in der Regel Wanderer, sowie Skater und Radfahrer zur Verfügung. Das Eisenberger Erlebnisgebiet Erdekaut liegt lediglich etwa 2 km von Ebertsheim entfernt. Als weitere Ausflugsziele bieten sich der Eiswoog, ein sechs Hektar großer See mit reichem Vogelleben, die Eistalbahn mit ihren imposanten Brückenbauwerken und die Museumsbahn Stumpfwaldbahn an.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

Commons: Ebertsheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 3), Urkunde 1501, 28. April 768 – Reg. 277. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 124, abgerufen am 20. April 2016.
  3. Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 175 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  5. Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung: Känguru im Weinberg gesichtet. Ludwigshafen 21. August 2009.
  6. pfarrei-feilbingert.de: künftige Struktur Bistum Speyer. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2020; abgerufen am 26. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrei-feilbingert.de
  7. KommWis, Stand: 31. Juli 2014.
  8. Landeswahlleiter 2019; Ergebnis der Gemeinderatswahl vom 26.05.2019
  9. Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. siehe Leiningerland, Verbandsgemeinde, siebte Ergebniszeile. Abgerufen am 13. Oktober 2019.
  10. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  11. 6514-401 Haardtrand.  (EU-Vogelschutzgebiet) Steckbriefe der Natura-2000-Gebiete. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 27. Juli 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2023. Suche in Webarchiven) (siehe dazu die Disk "BfN hat umstrukturiert...")
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