EMD SD70ACe
SD70ACe ist die Herstellerbezeichnung für eine Reihe dieselelektrischer Güterzuglokomotiven, die zwischen 2003 und 2015 als Teil der SD-Serie von General Motors Electro-Motive Division (EMD), ab 2005 Electro-Motive Diesel, an den Standorten McCook (Illinois), London (Ontario), San Luis Potosí (San Luis Potosí) und Muncie (Indiana) in rund 2000 Exemplaren gebaut wurde.
EMD SD70ACe | |
---|---|
BNSF 9211 in Lincoln (Oktober 2014) | |
Nummerierung: | siehe Lieferliste |
Anzahl: | 1956 |
Hersteller: | General Motors Electro-Motive Division, ab 2005 Electro-Motive Diesel |
Baujahr(e): | 2003–2015 |
Achsformel: | Co’Co’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Kupplung: | 22 630 mm |
Höhe: | 4850 mm |
Breite: | 3120 mm |
Drehgestellachsstand: | 4140 mm |
Dienstmasse: | 185,1 t |
Reibungsmasse: | 185,1 t |
Radsatzfahrmasse: | 30,8 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 113 km/h |
Installierte Leistung: | 3210 kW |
Anfahrzugkraft: | 850 kN |
Dauerzugkraft: | 700 kN bei 19 km/h |
Bremskraft: | 470 kN (elektrisch) |
Leistungskennziffer: | 17,3 kW/t |
Treibraddurchmesser: | 1067 mm |
Motorentyp: | EMD 16-710G3C-T2 |
Motorbauart: | 1 × Sechzehnzylinder-V-Dieselmotor mit Abgasturbolader, 2-Takt, wassergekühlt, 186,0 l Hubraum |
Nenndrehzahl: | 904 min−1 |
Leistungsübertragung: | elektrisch |
Tankinhalt: | 18 500 l |
Anzahl der Fahrmotoren: | 6 × GM A3432 |
Antrieb: | Dieselmotor, Wechselstromgenerator, Wechselstromfahrmotoren |
Übersetzungsverhältnis: | 1 : 4,12 |
Lokbremse: | Druckluftbremse, Widerstandsbremse, Handbremse |
Zugbremse: | Druckluftbremse |
Steuerung: | Mehrfachtraktions-steuerung |
Kupplungstyp: | Janney |
Quellen:[1][2][3] |
Geschichte
Weil das Modell SD70MAC die durch die Environmental Protection Agency (EPA) für den 1. Januar 2005 beschlossene Abgasnorm Tier II nicht erfüllte, entwickelte General Motors Electro-Motive Division (EMD) in den frühen 2000er Jahren das Modell SD70ACe als Pendant zur ebenfalls mit Wechselstromfahrmotoren ausgestatteten Reihe ES44AC des Herstellers GE Transportation Systems (GETS).[2] Parallel bot EMD die Gleichstromvariante SD70M-2 an.[2]
Ein als GM70 bezeichneter Prototyp der Reihe SD70ACe verließ, gefolgt von drei weiteren Prototypen, im April 2003 das Werk. Die Serienfertigung begann im April 2004 mit einer von CSX Transportation (CSXT) aufgegebenen Bestellung, ab 2005 kamen weitere Käufer hinzu. In den nächsten Jahren wurden größere Stückzahlen an die BNSF Railway (BNSF), Ferrocarril Mexicano (FXE), die Kansas City Southern Railway (KCS), die Norfolk Southern Railway (NS) und die Union Pacific Railroad (UP) verkauft.[2]
Neben verschiedenen Exportversionen der Reihe SD70ACe baute EMD versuchsweise das Modell SD70ACe-P6 mit einem eigenen Wechselrichter für jeden Fahrmotor und das Modell SD70ACe-P4 mit der seltenen Achsfolge (Bo1)(1Bo) in Anlehnung an die von GE gebaute Reihe ES44C4 der Achsfolge (A1A)(A1A).
Weil die Zweitaktdieselmotoren des Typs 16-710G3C-T2 mit dem Inkrafttreten der Abgasnorm Tier IV zum 1. Januar 2015 nicht mehr verwendet werden konnten, endete die Produktion der Reihe SD70ACe für den US-amerikanischen Markt im April 2014 und mit einer letzten Lieferung an Kansas City Southern de México (KCSM) im April 2015 endgültig.[2] Um nicht vom mächtigen Konkurrenten GE verdrängt zu werden, musste EMD dringend ein attraktives Nachfolgemodell entwickeln. Im Oktober 2015 stellte der Hersteller auf der Eisenbahnmesse Railway Interchange in Minneapolis das Tier-IV-konforme Modell SD70ACe-T4 vor.[2] Dieses ist zwar in der Bezeichnung und im äußeren Erscheinungsbild an das Vorgängermodell SD70ACe angelehnt, weist jedoch konstruktive Unterschiede wie einen Viertaktdieselmotor des Typs 12-1010J aus der Motorenreihe 1010 und neue Drehgestelle auf.
- FXE 4036 in Tepic (Februar 2013)
- NS 1069 mit historischer Lackierung (Juli 2013)
- KCS 4175 (Oktober 2016)
- UP 8505 in Clyman (März 2020)
Technische Beschreibung
Der Hauptrahmen, welcher den Vorbau, den Führerstand und die Aufbauten des Maschinenraums trägt, stützt sich auf zwei dreiachsige selbstlenkende Drehgestelle mit Schraubenfedern als Primär- und Gummifedern als Sekundärfederung.[2] Drehzapfen dienen zur Übertragung der horizontalen Kräfte auf den Hauptrahmen. Die Dienstmasse der Lokomotive liegt bei 185,1 t, woraus sich eine mittlere Achslast von 30,8 t ergibt.[1][2]
Der Vorbau beinhaltet neben einer Personaltoilette und elektrischer Hilfsausrüstung zwei von außen befüllbare Sandkästen für die pneumatisch betriebene Sandstreueinrichtung. An beiden Enden des Fahrzeugs ist eine durch Geländer geschützte Plattform vorhanden. Hinter dem Führerstand ist der größte Teil der elektrischen Ausrüstung untergebracht. Die Batteriekästen befinden sich auf der rechten Seite außerhalb des Maschinenraums. In der Mitte des Fahrzeugs ist die aus Dieselmotor und Hauptgenerator bestehende Antriebsanlage angeordnet. Der Dieselmotor des Typs EMD 16-710G3C-T2 mit 186,0 l Hubraum ist ein wassergekühlter Sechzehnzylinder-V-Motor mit Abgasturbolader, arbeitet nach dem Zweitaktprinzip und liefert bei einer Drehzahl von 904 min−1 eine Leistung von 3210 kW.[1][2] Der vom Dieselmotor angetriebene Wechselstrom-Hauptgenerator GM TA17 versorgt die sechs Tatzlager-Wechselstromfahrmotoren des Typs GM A3432.[1][2] Das Übersetzungsverhältnis zwischen Fahrmotor und Radsatz beträgt 1 : 4,12, die resultierende Höchstgeschwindigkeit 113 km/h und die Anfahrzugkraft 850 kN.[1][2] Ein kleinerer Wechselstromgenerator des Modells GM CA7A dient als Erregermaschine des Hauptgenerators und der Hilfsgenerator GM A8589 zur Versorgung des Bordnetzes.[1][2] Hinter der Antriebsanlage folgt die Kühlanlage des Dieselmotors und dahinter ein letzter kurzer Aufbau mit den Bremswiderständen.[2] Zwischen den Drehgestellen befindet sich der Kraftstofftank mit einem Fassungsvermögen von 18 500 l, über dem auf der rechten Seite die beiden Hauptluftbehälter angeordnet sind.[1][2]
Eine indirekt wirkende Druckluftbremse dient als Zugbremse, eine direkt wirkende Druckluft-Zusatzbremse als Lokomotivbremse und eine Handbremse zur Sicherung im Stand. Die pneumatische Bremsausrüstung stammt von Westinghouse.[1][2] Die Fahrzeuge verfügen zudem über eine Widerstandsbremse sowie eine Mehrfachtraktionssteuerung und eine Funkfernsteuerung.
Lieferliste
Eigentümer | Nummerierung | Anzahl |
---|---|---|
ArcelorMittal | 9001–9005 | 5 |
BHP Billiton | 4324–4333 | 10 |
BNSF Railway | 8400–8499, 8520–8599, 8750–8799, 8990–9399 | 690 |
CSX Transportation | 4831–4850 | 20 |
General Motors Electro-Motive Division (ab 2005 Electro-Motive Diesel) | GM70–GM73, 2012, 4223, 1201–1210 | 16 |
Ferrocarril Mexicano | 4015–4096, 4100–4133 | 116 |
Kansas City Southern Railway | 4000–4059, 4100–4199 | 160 |
Kansas City Southern de México | 4200–4224 | 25 |
Montana Rail Link | 4300–4315, 4400–4408 | 25 |
Norfolk Southern Railway | 1000–1174 | 175 |
Quebec North Shore and Labrador Railway | 501–523 | 23 |
Union Pacific Railroad | 8309–8523, 8521–8523 (Zweitbelegung), 8524–8996 | 691 |
gesamt: | 1956 | |
Quellen:[2][4][5][6] |
Weblinks
Einzelnachweise
- EMD SD70ACe. In: The Diesel Shop. 11. September 2006, abgerufen am 31. Januar 2024 (englisch).
- Adam Burns: EMD SD70ACe Locomotives. In: american-rails.com. 24. Juli 2023, abgerufen am 30. Januar 2024 (englisch).
- EMD SD70ACe. In: progressrail.com. Abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).
- Union Pacific Railroad Company Photographic Roster – Showing Locomotive model SD70ACe. In: rrpicturearchives.net. Abgerufen am 2. Februar 2024 (englisch).
- BNSF Railway Photographic Roster – Showing Locomotive model SD70ACe. In: rrpicturearchives.net. Abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).
- Norfolk Southern – Diesel Locomotive Roster – EMD SD70ACe Nos. 1000–1174. In: nsdash9.com. Abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).