Kleinanzeigen

Kleinanzeigen (bis Mai 2023 eBay Kleinanzeigen) ist das größte Online-Kleinanzeigen-Portal in Deutschland. Es gehört nach dem Verkauf der Sparte eBay Classifieds Group mit den lokalen Kleinanzeigenportalen zur norwegischen Adevinta, an der wiederum eBay 33 Prozent hält. Das Portal finanziert sich zur Hälfte aus Werbeanzeigen, daneben mit Abogebühren von gewerblichen Anbietern, mit kostenpflichtigen Optionen für höhere Reichweite von Privatnutzern und zu geringen Anteilen von Services wie der Treuhandabwicklung.[1]

kleinanzeigen.de GmbH
Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 2009 (als eBay Kleinanzeigen)
Sitz Kleinmachnow, Deutschland Deutschland
Leitung Paul Heimann
Mitarbeiterzahl 320
Umsatz 177,69 Mio. Euro (2020)
Branche Elektronischer Handel
Website kleinanzeigen.de
Stand: 23. Mai 2023

Laut Arbeitsgemeinschaft Online Forschung ist Kleinanzeigen das reichweitenstärkste Online-Angebot in Deutschland (Stand 2017).[2] 2021 verbuchte das Angebot laut der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) mehr als 900 Millionen Aufrufe.[3] Nach Eigenangaben sind über 50 Millionen Anzeigen geschaltet (Stand Juli 2023).[4] Zum Stand August 2021 sollen pro Tag rund eine Million neue Anzeigen – darunter auch Stellenangebote – inseriert worden sein.[3]

Geschichte

Logo von eBay Kleinanzeigen bis zum 15. Mai 2023

Kleinanzeigen ging am 9. September 2009 als eBay Kleinanzeigen aus dem vorherigen Angebot Kijiji hervor.[5]

Im Juli 2020 wurde bekannt, dass eBay seine Kleinanzeigensparte, zu der in Deutschland die Portale eBay Kleinanzeigen sowie Mobile.de gehören, an den börsennotierten Internetkonzern Adevinta zum Stichtag Juni 2021 verkaufen wird. Adevinta betrieb in seinem Herkunftsstaat Norwegen und 14 weiteren Staaten Anzeigenportale. Der Kaufpreis betrug 9,2 Milliarden US-Dollar, davon erhielt eBay 2,5 Milliarden in bar und Adevinta-Aktien im Nennwert von 6,7 Milliarden. Damit wurde eBay der größte Anteilseigner von Adevinta mit 44 Prozent der Aktien und 33,3 Prozent der Stimmrechte. Mit der Übernahme wurde Adevinta zum weltgrößten Online-Kleinanzeigen-Unternehmen.[6] Da die britische Wettbewerbsaufsicht CMA kritisch gegenüber einem Kauf war, musste Adevinta die britischen Ableger von Shpock, Gumtree und Motors.co.uk verkaufen.[7] Drei Jahre lang nach dem Verkauf konnte das Portal noch unter dem Namen eBay Kleinanzeigen geführt werden. Danach musste dieser geändert werden.[8]

Ende 2021 verkaufte eBay 125 Millionen Adevinta-Aktien (entspricht einer Beteiligung von 10,2 % an Adevinta) für 2,5 Mrd. US-Dollar (1,9 Mrd. Euro) an Permira.[9][10]

Im Juli 2022 wurde angekündigt, dass ab Juni 2024 Marke und Logo in Kleinanzeigen geändert werden solle; die Domain werde kleinanzeigen.de lauten.[11] Am 26. April 2023 wurde der Wechsel bereits für den 16. Mai 2023 angekündigt; die bisherige Domain bleibt noch mehrere Jahre erreichbar.[12]

Funktionen

Seit Dezember 2021 können aus dem Portal die Paketdienstleister DHL und Hermes beauftragt werden.[13] Der Preis für den Verkäufer entspricht deren Online-Preisen; Kleinanzeigen erhält eine Provision.

Telefonnummer

Seit Sommer 2021 wird die Handynummer von Nutzern per SMS verifiziert, wenn diese in Kategorien aktiv sind, in denen Kinder und Jugendliche von Straftaten bedroht sind.[14] Seit September 2021 ist die SMS-Verifizierung für jede Neuanmeldung verpflichtend; auch die Bestandskonten sollen so sukzessive geprüft werden.[15]

Seit Mitte 2022 wird Käufern die Telefonnummer nicht mehr angezeigt. Außerdem muss bei „Risiko“-Anmeldungen ein per SMS oder E-Mail versandter Code eingegeben werden.[16]

Sicher bezahlen

Im Oktober 2020 wurde unter dem Namen „Sicher bezahlen“ eine Bezahlfunktion nach dem Treuhandsprinzip eingeführt. Der Käufer zahlt dafür eine Gebühr von 35 Cent plus 4,5 % der Kaufsumme. Wie bei PayPal greift der Schutz ausschließlich bei versichertem Versand. Die Umsetzung übernimmt der niederländische Payment-Service-Provider Online Payment Platform, der die Funktion seit 2017 bei dem Schwesterunternehmen Marktplaats anbietet.[17] Die Zahlung ist per Kreditkarte oder Klarna-Sofortüberweisung möglich.[16] Der Verkäufer reicht einmalig Fotos von Bankkarte/Kontoauszug und Personalausweis ein und das Geld wird ihm einige Werktage später auf sein Konto überwiesen.

Werbung

Seit Mai 2017 lässt das Unternehmen Videos von ca. zehn Minuten Länge für den YouTube-Kanal Kleinanzeigen WG produzieren, die als Werbung gelten. Stand August 2023 hat der Kanal 529.000 Abonnenten. Die Hauptrollen sind die Bewohner einer fiktiven Wohngemeinschaft, meist Social-Media-Bekanntheiten: Hannah Kaiser (Klein aber Hannah), Tommy Toalingling, Jannik Pank und Elisabeth (Lizzy) Bahlke. Frühere Hauptrollen wurden von Nils Ibehard, Simon Will und Malte Tillmann Marian Hesse (Malternativ) gespielt. Andere YouTuber wohnten für kurze Zeit in der WG: Klengan, AlexiBexi und Jessabelle Kiko. Gastauftritte gab es von Freshtorge, Varion, Gong Bao, Zeo, HeyMoritz und den Space Frogs.[18]

Gefahren der Plattform

Phishing

Die Funktion „Sicher bezahlen“ wird von Betrügern häufig als Vorwand genutzt, um die Kreditkartendaten des Verkäufers zu erfragen (Phishing).[19][20]

Dreiecksbetrug

  1. Der Betrüger sucht ein Angebot eines hochpreisigen und häufig gehandelten Gegenstands, z. B. ein iPhone. Er kontaktiert den Anbieter und erfragt die Kontonummer oder PayPal-Adresse.
  2. Er kopiert anschließend das Angebot inklusive Preis in eine eigene Kleinanzeige. Sobald sich ein Interessent auf diese zweite Kleinanzeige meldet, nennt der Betrüger die Kontonummer des ursprünglichen Anbieters.
  3. Der Käufer überweist somit das Geld an den ursprünglichen Anbieter; dieser versendet die Ware jedoch an den Betrüger.[21]

Der Verkäufer kann sich davor schützen, indem er die Ware gegen Barzahlung aushändigt oder nur an die bei PayPal hinterlegte Adresse versendet.[22] Dies funktioniert jedoch nur bei der Bezahlung für Waren und Dienstleistungen mit Käuferschutz (bei der Gebühren anfallen), nicht bei Zahlungen „an Freunde und Familie“.[23]

Übernahme fremder Konten

Betrüger gelangen über Datenlecks, Phishing oder andere Wege an die Login-Daten von Nutzern der Plattform und bieten unter deren Namen Waren an, die nach der Bezahlung nicht verschickt werden. Sie profitieren dabei auch von guten Bewertungen der gekaperten Konten.[24]

Einzelnachweise

  1. Tobias Weidemann: CEO im Interview: So plant Kleinanzeigen die Zukunft nach Ebay. In: t3n.de. yeebase media GmbH, 23. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2022.
  2. daily digital facts August 2017: Nachrichtenportale heben mit Air Berlin ab. In: agof.de. Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, 20. September 2017, abgerufen am 1. Juli 2022: „Mit einer Reichweite von 29,2 Millionen Unique Usern lag im August 2017 das digitale Gesamtangebot ebay Kleinanzeigen auf Platz eins des Angebotsrankings, gefolgt von T-Online (27,3 Mio.) und WEB.DE (24,8 Mio.).“
  3. Ebay Kleinanzeigen muss ab 2024 anders heißen. In: t-online.de. Ströer Digital Publishing GmbH, 23. August 2021, abgerufen am 19. August 2022.
  4. Vorstellung von Kleinanzeigen. In: adevinta.de. Adevinta ASA, abgerufen am 2. Juli 2023.
  5. 10 Jahre: Jeder Zweite nutzt eBay Kleinanzeigen. In: medien.ebay-kleinanzeigen.de. eBay Kleinanzeigen GmbH, 5. September 2019, archiviert vom Original am 12. August 2020; abgerufen am 12. Mai 2020.
  6. Adevinta: Norwegischer Konzern kauft Ebay Kleinanzeigen. In: Der Spiegel. DER SPIEGEL GmbH & Co. KG, 21. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
  7. Ebay Classifieds: Ebay und Adevinta wollen Deal mit Spartenverkäufen retten. In: Handelsblatt. 2. März 2021, abgerufen am 14. April 2021.
  8. Kaan Gürayer: Tschüss, eBay Kleinanzeigen: Verkaufsplattform heißt bald ganz anders. In: GIGA. Ströer Media Brands GmbH, 28. August 2021, abgerufen am 28. August 2021.
  9. Permira Funds announce €1.9bn Strategic Investment in Adevinta. In: permira.com. Permira Holdings Ltd., 14. Juli 2021, archiviert vom Original am 26. April 2022; abgerufen am 12. März 2022 (englisch).
  10. Daniel AJ Sokolov: eBay wird weniger genutzt, erhöht Ausschüttungen an Aktionäre. In: heise online. Heise Medien GmbH & Co. KG, 24. Februar 2022, abgerufen am 12. März 2022.
  11. ebay Kleinanzeigen ändert seinen Namen. In: T-Online. Ströer Digital Publishing GmbH, 11. Juli 2022, abgerufen am 12. Juli 2022.
  12. Kleinanzeigen ohne eBay: Was sich in Kürze ändert. In: themen.kleinanzeigen.de. Marktplaats B.V., 26. April 2023, abgerufen am 26. April 2023.
  13. Ebay-Kleinanzeigen erleichtert Versand. In: zeit.de. ZEIT ONLINE GmbH, 13. Dezember 2021, abgerufen am 19. August 2022.
  14. Madeleine Domogalla: Aktiv gegen Cyber-Grooming: eBay Kleinanzeigen plant Verifizierung für Nutzer. In: heise.de. Heise Medien GmbH & Co KG, 11. März 2021, abgerufen am 14. April 2021.
  15. Rita Deutschbein: Ebay Kleinanzeigen stellt Anmeldung um – Nutzer müssen handeln! In: techbook.de. Axel Springer SE, 21. September 2021, abgerufen am 19. August 2022.
  16. eBay Kleinanzeigen streicht das „eBay“. In: heise.de. Heise Medien GmbH & Co. KG, August 2022, abgerufen am 20. August 2022 (Paywall).
  17. Ebay-Kleinanzeigen führt Bezahlfunktion ein. In: Der Spiegel. 29. Oktober 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. August 2022]).
  18. eBay Kleinanzeigen – WG auf YouTube. In: youtube.com. Alphabet Inc., abgerufen am 7. Dezember 2022.
  19. Jens Schreglmann: „Sicher bezahlen“ bei Ebay Kleinanzeigen: Wie Betrüger zuschlagen. In: swrfernsehen.de. Südwestrundfunk, 12. April 2022, abgerufen am 21. August 2022.
  20. Markus Montz: Ausgeplündert: Wie Betrüger „Sicher bezahlen“ auf eBay Kleinanzeigen aushebeln. In: c’t. Band 2022, Nr. 16, 15. Juli 2022, ISSN 0724-8679, S. 120–123 (heise.de [abgerufen am 21. August 2022]).
  21. Felix Gräber: eBay Kleinanzeigen: So kommen dreiste Betrüger an eure Bestellung. In: giga.de. Ströer Media Brands GmbH, 6. Oktober 2021, abgerufen am 21. August 2022.
  22. Betrug über Ebay Klein(an)zeigen!, Webseite des Landeskriminalamts Niedersachsen, abgerufen am 5. April 2024.
  23. Neues Jahr – Neues Pech? Betrug durch angebliche Käufer bei Kleinanzeigen geht weiter, polizei-praevention.de vom 12. Januar 2021, abgerufen am 5. April 2024.
  24. Ebay Kleinanzeigen warnt vor Account-Übernahmen. In: Der Spiegel. 1. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 15. März 2024]).
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