Dreispitz Basel und Münchenstein

Der Dreispitz (vollständig: Dreispitz Basel und Münchenstein) ist mit rund 50 ha das grösste geschlossene Gewerbe- und Dienstleistungsgebiet Basels mit mehreren hundert niedergelassenen Betrieben. Der im Baurecht genutzte Grund gehört der Christoph Merian Stiftung und liegt je zur Hälfte in den Gemeinden Basel und Münchenstein. Eine öffentliche Entwicklungsplanung, basierend auf einer Studie der Architekten Herzog & de Meuron, soll das industriell geprägte Areal in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten zu einem deutlich urbaneren Teil der Basler Agglomeration wandeln.

Eröffnung der Lagerplatzanlage auf dem Dreispitz – Foto von 1901. Die Transporte wurden noch mit Pferden durchgeführt, die erste Lokomotive kam 1902. Der Güterwagen trägt das Kürzel der Nordostbahn.

Geschichte

Der Dreispitz, dessen Namen von seinem keilförmigen Umriss herrührt, ist ein ehemaliges Landwirtschaftsgebiet, das der Stiftungsgründer Christoph Merian ab 1840 sukzessive erwarb und seinem Stammsitz Brüglingen anschloss. Als blosses Hofgut betrieben es Merian und seine Stiftung bis 1901, wobei wiederholt Teile des Areals für öffentliche Zwecke abgetreten wurden. Die Umwandlung zu den öffentlichen Materiallagerplätzen auf dem Dreispitz (anfänglich in der Grösse von rund 8 ha) geschah aufgrund der ungenügenden Güterdepots beim Basler Centralbahnhof und der günstigen verkehrstechnischen Lage des Dreispitz. Die Stiftung und der Kanton Basel-Stadt einigten sich 1900 vertraglich auf die Verpachtung des Landes an den Staat und den Betrieb durch die staatliche Dreispitzverwaltung, der 1901 begann.

Dreispitz Basel und Münchenstein, Stellwerk
Stellwerk Dreispitz Basel und Münchenstein

Zu den Materiallagerplätzen kam ab 1922 ein Zollfreilager (betrieben von der Basler Freilagergesellschaft), wofür erstmals ein Vertrag in der Form eines Baurechts abgeschlossen wurde. Diese Rechtsform übertrug man 1955 auch auf die Dreispitzverwaltung und löste damit das alte Pachtverhältnis ab. Die Dreispitzverwaltung siedelt seither auf dem Areal weitere Unternehmen im Unterbaurecht an. An die Stelle der reinen Lagerflächen und -gebäude sind mehrere Hundert Produktions- und Dienstleistungsbetriebe mit Schwerpunkt Logistik und internationale Verbindungen getreten. (Die nach Handelsstädten wie Frankfurt, Rotterdam oder Genua benannten Strassen des Dreispitz weisen darauf hin.) Die gewachsene Bedeutung des Areals äussert sich auch in einer eigenen Station der Basler S-Bahn. 2005 sind der Kanton Basel-Stadt und die Christoph Merian Stiftung übereingekommen, den laufenden Baurechtsvertrag vorzeitig aufzulösen. Die Stiftung, die auch schon die Aktien der Freilagergesellschaft erworben hat, hat 2008 die Dreispitzverwaltung übernommen.

Güterbahn Dreispitz

Dreispitz Basel und Münchenstein
Dreispitz Basel und Münchenstein

Mit Anschluss an das Schienennetz der Schweizerischen Bundesbahnen wurde am 1. April 1901 durch die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft ein Rohmaterialbahnhof auf dem Areal in Betrieb genommen, welcher von den Kantonen mit eigenen Lokomotiven betrieben wurde. Immer mehr Unternehmen aus Logistik, Handel und Industrie haben den Standortvorteil einer guten Bahnerschliessung erkannt und ihr Unternehmen auf dem Dreispitz angesiedelt. Um der wachsenden Nachfrage im Schienengüterverkehr Rechnung zu tragen, wurde die gesamte Anlage modernisiert und am 17. Januar 1994 neu in Betrieb genommen. Dank dem direkten Zugang vom Ruchfeld über den 150 Meter langen Schwertraintunnel konnte der Güterverkehr effizient und kundengerecht abgewickelt werden.

Die Güterbahn Dreispitz umfasste 14,942 Gleiskilometer mit 87 Weichen. Der Betrieb wurde mit einem zentralen Stellwerk vom Typ Domino 67 gesteuert. Mit drei täglichen direkten Güterzugsverbindungen zum Rangierbahnhof Basel erfolgte die Zu- und Ableitung der Güterwagen, welche auf dem Areal mit zwei modernen Rangiertraktoren vom Typ Tm 237 feinverteilt wurden. Von 2012 bis 2016 war Railgate AG für den Bahnbetrieb verantwortlich.[1]

2016 wurde der Betrieb der Güterbahn eingestellt, nachdem der Verkehr stark abgenommen hatte. Die Migros hat indes ihr Anschlussgleis noch bis Ende Juni 2021 beibehalten.[2][3]

Baureihe Hersteller Baujahr Herkunft Stückzahl Ausrangiert Bemerkungen
Serie Nummern total heute
Dampflokomotiven
E 2/2 1 SLM 1902 2 0 1926 an Schweizerhalle verkauft
2 1917 1930 an Papierfabrik Biberist verkauft
E 3/3 3 SLM 1873 SBB (1924) (Üb)002 0 1948 ex SCB E 3/3 82, ex SBB E 3/3 8581
4 1960 ex SCB E 3/3 87, ex SBB E 3/3 8586
E 3/3 5 SACM 1886 RPB (1929) (Üb)001 0 1948 ex PV E 3/3 201 «Le Risoux»;
ex RPB E 3/3 751 «Allaine»
Ed 3/4 6 SLM 1907 SMB (1934) (Üb)001 0 1945 ex SMB Ed 3/4 1; an Lonza (Visp) verkauft
E 3/3 7 SLM 1900 GTB (1943) (Üb)002 0 1966 ex GTB E 3/3 2
8 GTB (1945) ex GTB E 3/3 1
E 3/3 9 SLM 1894 SBB (1948) (Üb)001 0 1962 ex NOB E 3/3 257; ex SBB E 3/3 8555
Rangiertraktoren
TmIII 10 SLM/BBC 1962 4 0 1998 an CJ verkauft
11 1999 an Stadler verkauft
12–13 1966 2006 an Stauffer verkauft
Tm 237 860 STAG 1998 2 0 2017 an Migros Aare (GMA) verkauft
869 2003 2021 Bedienung Migros Basel (GMB)
Üb = Übernahme aus fremden Bestand (Gebrauchtfahrzeug); Um = Umbau aus eigenem Bestand

Entwicklungsplanung

Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW (HGK FHNW), Dreispitz, Basel
Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW (HGK FHNW), Dreispitz, Basel

Die Betriebsansiedlung im Dreispitz verlief seit 1901 weitgehend ohne übergeordnete Zielsetzungen und entzog den Dreispitz zudem der Basler Stadtentwicklung. 2002 präsentierten die öffentliche Hand und die Stiftung eine Studie des Architekturbüros Herzog & de Meuron über mittel- und langfristige Perspektiven des Areals. Diese Vision ist 2003 in eine Machbarkeitsstudie und 2006 in einen Richtplan überführt worden. Ziel ist es, das Areal als neues Entwicklungsgebiet der Region Basel aufzuwerten und mit stärker urbanem Charakter für die Stadt und die Agglomeration zu öffnen. Geplant sind dabei die Fortführung der bisherigen gewerblich-industriellen Nutzung unter Ergänzung durch Wohnhäuser und Bildungs- und Kultureinrichtungen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz (HGK, vom Architekturbüro Morger Partner) hat ihre Hochschule für Gestaltung und Kunst, die bislang auf mehrere Standorte verteilt war, im Quartier «Kunstfreilager» innerhalb des Dreispitz konzentriert. Die Bezeichnung «Kunstfreilager» bezieht sich dabei auf die frühere Nutzung des Geländes als Zollfreilager wie auch auf die neu angesiedelten Einrichtungen im kreativwirtschaftlichen Bereich (Archivgebäude der Architekten Herzog & de Meuron, HGK, Galerien, Künstlerateliers, Haus für elektronische Künste Basel samt dem Medienfestival «Shift»).

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Literatur

  • Ernst Miescher: Die Christoph Merian'sche Stiftung in Basel. Basel 1936.
  • Herzog & de Meuron: Vision Dreispitz – Eine städtebauliche Studie. Christoph Merian Verlag, Basel 2003, ISBN 3-85616-208-9.

Einzelnachweise

  1. Güterbahn Dreispitz. In: Website der Railgate AG, Küsnacht ZH. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Dezember 2016; abgerufen am 15. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.railgate.ch
  2. Ende für die Dreispitz-Bahn — Umbau soll etappenweise erfolgen. In: Basler Zeitung. 5. Dezember 2015, abgerufen am 24. April 2017.
  3. Markus Wüest: Dreispitzareal ohne Bahn — Die Migros war die letzte Kundin. In: Basler Zeitung. 15. Oktober 2021, abgerufen am 17. Oktober 2021.
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